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BUCHBESPRECHUNG/035: Afghanistan und Iran in den internationalen Publikationen (inamo)


inamo Heft 70 - Berichte & Analysen - Sommer 2012
Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten

Afghanistan und Iran in den internationalen Publikationen

von Matin Baraki

Matin Baraki - Foto: © 2011 by Schattenblick

Foto: © 2011 by Schattenblick

Afghanistan als geostrategisches Schachbrett

Man ist geneigt zu behaupten, dass es inzwischen mehr Afghanistanexperten gibt als das Land am Hindukusch Einwohner hat. Jeder fühlt sich dazu berufen, selbst nach einem kurzen Aufenthalt in Afghanistan, darüber ein Buch bzw. Bücher zu schreiben. Den Autoren und Verlagen ist natürlich bewusst, dass sich mit Afghanistan gute Geschäfte machen lassen, unabhängig von der Qualität der Publikationen.

Es gibt Autoren, wie Reinhard Erös, die über die außerordentliche Fähigkeit verfügen, sich immer auf die richtige Seite zu schlagen. Glaubt man den Klappentexten seiner Bücher, soll der Arzt und Fallschirmjäger-Offizier 1987 bei der Bundeswehr freigestellt worden sein, um im afghanischen Bürgerkrieg die Freiheitskämpfer der freien Welt, die Modjahedin, die heute zum Teil in Ungnade gefallen sind und als Terroristen eingestuft werden, medizinisch zu betreuen. Er begleitete sie illegal nach Afghanistan und behandelte sie angeblich in "Bergdörfern und Höhlenkliniken" u. a. in Tora Bora.(1) Er untersuchte auch die Wrackteile der abgeschossenen Kampfjets sowjetischer Bauart (S. 134). Jetzt ist er "wieder zu Hause - in meinem Afghanistan" (S. 9), wie er mit viel Pathos schreibt, diesmal ohne die sowjetischen Truppen, und lässt sich von seinen alten Freunden begleiten: "Zwei nagelneue japanische Pick-ups rasen auf uns zu". Jene tragen "zehn Kalaschnikow-Maschinenpistolen und zwei Panzerfäuste" (S. 9). Da er seit der Besetzung Afghanistans durch die NATO dort richtig "zu Hause" ist, baut er für seine alten Freunde in Ostafghanistan Schulen. Er hat möglicherweise verdrängt, dass seine Modjahedin, als er sie nach Afghanistan im Kampf ärztlich begleitete, Schulen zerstörten, Lehrer ermordeten und das Trinkwasser der Mädchenschulen vergifteten. Erös, ein begnadeter Selbstdarsteller, operiert mit afghanischen Begriffen, wie z.B. "Farangi" (Franzosen), die er dann fälschlicherweise als Fremde und Ausländer wiedergibt, oder "Taliban", das er als ein Wort aus der persischen Sprache bezeichnet,(2) bzw. wenn er von einem "Taliban" schreibt (S. 69), obwohl es im Singular "Talib" heißen müsste und sowieso aus dem Arabischen stammt. Seine Bücher sind voll gespickt mit Selbstlob und Selbstdarstellungen, die er mit propagandistischen Fotos schmückt, wobei er sich auch mit Warlords abbilden lässt. Euphorisch schreibt er von "dem großen Abdul Haq" und dessen Bruder Abdul Qadir(3), beide auch Warlords, Kriegsverbrecher und Drogenbarone.

Die Ärztin Heike Groos ließ sich von der Bundeswehr überreden, für "eine friedensbewahrende und humanitäre Mission"(4) 2002 nach Afghanistan zu gehen. Als Oberstabsärztin fand sie dort jedoch ein Land im Kriegszustand vor, wo die deutschen Soldaten, die gerade dem Flugzeug entstiegen waren, fragten: "wo sind die Taliban? Wir wollen kämpfen!"(5) Heike Groos ist durch den Krieg "härter" geworden und gibt offen zu, dass sie jemanden "eiskalt erschießen" könnte und "in der folgenden Nacht gut schlafen" würde(6). Trotzdem ließen sie solche Kriegserlebnisse, von denen sie als Augenzeugin berichtet - "die Soldaten waren ja alle verbrannt"(7) - nicht unberührt. Nach ihrem Einsatz hat sie sogar die Bundesrepublik verlassen und ist nach Neuseeland ausgewandert. Kurz danach brach sie zusammen. Um ihr Trauma zu verarbeiten, hat sie einen "sehr persönlichen Bericht"(8) geschrieben.(9) Außerdem gibt sie Erlebnisberichte und Briefe von Soldaten und deren Angehörigen heraus.(10) Es sind Bücher für Leser, die viel Zeit haben und Detailverliebheit nicht als anstrengend empfinden.

Ärzte werden "gegen ihren Willen nach Afghanistan geschickt"(11), so Heike Groos. Das trifft auch auf Soldaten zu, wie mir schon 2002 ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr, als er mich zu einem Vortrag zu seiner Kaserne fuhr, erzählte. Den Soldaten, die sich einmal verpflichtet haben, bleibt auch nichts anderes übrig, als dem Befehl zu gehorchen. Auch der Fallschirmjäger Achim Wohlgethan und der Presseoffizier Dirk Schulze schrieben ein langatmiges, selbstdarstellerisches Buch,12 das unverständlicherweise zu einem SPIEGEL-Bestseller wurde. Sie berichten über schon Bekanntes und die Banalitäten des Alltags eines Soldaten, wie Spaziergänge durch die Stadt, wobei Wohlgethan einen afghanischen Polizisten zu Boden warf und meisterhaft fixierte (S. 33ff.). Außerdem lässt er uns wissen, dass er "Nässebrand" an seinen Füßen hatte (S. 84), berichtet über die Dummheit eines afghanischen Geheimdienstlers und seine eigene Klugheit (S. 89f.), über die nicht sachgemäße Toiletten-Nutzung im nach Alkohol stinkenden Ruheraum seiner Unterkunft (S. 98) sowie, dass er fünf Stunden durchgeschlafen hätte (S. 101) usw.

Achim Wohlgethan wurde ein zweites Mal nach Afghanistan abkommandiert. Sein Buch "Operation Kundus" ist eine spannende Abenteuergeschichte mit vielen Belanglosigkeiten und wenig brauchbaren Informationen, nur für Leser, die viel Zeit haben.(13)

Natürlich muß auch die "BILD-Zeitung" dabei sein. Zwei BILD-Journalisten, Julian Reichelt und Jan Meyer, haben ein Buch produziert, das sie "den Männern und Frauen im Einsatz" widmen. Echt patriotisch. Kein Wunder, dass der damals frisch ernannte Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor von und zu Guttenberg das Buch am 14. Juli 2010 in einem Berliner Edelcafé vorstellte. Nicht nur, weil es den tapferen deutschen Soldaten gewidmet ist, die Deutschland am Hindukusch verteidigen, sondern, weil es ein Loblied auf zu Guttenberg ist, sogar der Titel des Buches ist einer seiner Reden entnommen: "Ruhet in Frieden, Soldaten!" auch, weil er den Krieg gegen Afghanistan endlich als "Krieg" bezeichnet und mit der Verlegung schwerer Waffen, wie den Panzerhaubitzen, angeblich eine militärische "Fähigkeitslücke" geschlossen habe. Reichelt und Meyer verstehen nicht, warum die von den deutschen Firmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall hergestellten Panzerhaubitzen von den niederländischen Soldaten gegen die Afghanen eingesetzt werden, aber nicht von den deutschen.(14) Um zu Guttenberg noch besser aussehen zu lassen, wird sein Vorgänger Franz Josef Jung ordentlich in die Zange genommen. Die Autoren beschreiben schon in ihrem Vorwort das Verhalten des Bundeswehr-Oberst Georg Klein beim Ansehen eines gefallenen deutschen Soldaten geradezu rührend. Dieser befahl kurz darauf ungerührt die Bombardierung zweier Tanklastzüge, das Kunduz-Massaker vom 4. September 2009, von "Der SPIEGEL" als "Ein deutsches Verbrechen" (15) bezeichnet, bei dem nach ersten afghanischen Angaben 179 Menschen zerfetzt wurden.(16) Trotzdem bemängeln die Autoren, dass Deutschland "nicht 'kriegsfähig'" (S. 19f.) sei.(17) Ihre große Sorge gilt den Soldaten, die nicht ausreichend mit schweren Waffen versorgt seien. Zum Schluß heben sie die Parallelen des NATO-Krieges gegen Afghanistan mit dem US-Krieg gegen Vietnam hervor. Vietnam dürfe nicht fallen, hatte US-Verteidigungsminister Robert McNamara gesagt. Afghanistan darf nicht fallen, sagte zu Guttenberg (S. 189f.). Ansonsten wären und seien die Interessen der freien Welt bedroht. Also nichts Neues in der Strategie der kriegführenden Mächte. Wenn BILD-Journalisten ein Buch schreiben, bleibt einem die Verbreitung von viel Details und Banalitäten nicht erspart.

Ein völlig überflüssiges Buch hat Christoph Schwegmann über die internationalen Einsätze der Bundeswehr herausgegeben.(18) Darin kommen Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien, sowie einige etablierte Wissenschaftler, Militärs und ein Geistlicher zu Wort. Jeder aufmerksame Zeitungsleser kennt schon ihre Positionen. Das Vorwort dazu hat der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) geschrieben. Während er sich bereits Anfang der 90er Jahre bei den Einsätzen der Bundeswehr auf die politische und wirtschaftliche Bedeutung, des wieder groß gewordenen Deutschlands berief, behauptet er auch, dass Deutschland im Rahmen des Völkerrechts agiere. Dass der Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien selbst vom Erfinder des "NATO-Doppelbeschlusses", Altbundeskanzler Helmut Schmidt, als völkerrechtswidrig bezeichnet wird, bleibt unerwähnt. Im Gegenteil, die nachträgliche Legitimation des Einsatzes der Bundesmarine und von Awacs-Flugzeugen während des Krieges gegen Jugoslawen durch das Bundesverfassungsgericht, empfindet Rühe als beruhigend. Kein Wunder, wenn man, wie jeder aufmerksame, politisch interessierte Bürger dieses Landes, weiß, wie die Zusammensetzung dieses "hohen Gerichtes" zustande kommt, nämlich, wie ein Kuhhandel auf dem Basar.(19) Nur wer nie Zeitung liest oder politische Berichte im Radio hört, könnte dieses Buch als gute Zusammenfassung nutzen.

Und noch ein "Afghanistan-Experte" hat ein Buch geschrieben, nämlich Stefan Kornelius(20), leitender Redakteur für Außenpolitik der Süddeutschen Zeitung. Der Herausgeber Roger de Weck beruft sich auf die sog. "Weltinnenpolitik"-These von Jürgen Habermas, womit die Kriege seit Anfang der 90er Jahren legitimiert werden. Dabei malt er das Gespenst der Machtübernahme der Taleban im Atomstaat Pakistan an die Wand (S. 5) und fasst die These Kornelius prägnant zusammen: "Gefährlicher als dieser Krieg wäre es, ihn nicht zu führen." (S. 6). Kornelius bezeichnet die Beteiligung der BRD am Krieg gegen Afghanistan als Selbstbetrug. Ihm geht es darum, die Sache beim Namen zu nennen: "Deutschland führt Krieg in Afghanistan" (S. 9), mit der fadenscheinigen Begründung, dass aus Afghanistan "eine der größten Bedrohungen dieser Zeit wächst"(S. 9) und das Land ein zerfallender Staat sei.

Für Kornelius kommen die Kriege des 21. Jh. "schleichend daher" (S. 7). Die Regionen und Staaten, die vom schleichenden Krieg heimgesucht würden, kennten wirklichen Frieden nicht, behauptet er; Afghanistan sei so ein Staat (S. 7). Dass die USA und ihre regionalen und europäischen Verbündeten den Krieg in, um und gegen Afghanistan maßgeblich mit verursacht haben, wird von Kornelius elegant ignoriert. Der NATO-Krieg gegen Afghanistan wird mit der Zerstörung des World Trade Centers am 11. September 2001 begründet (S. 22f.). Die Beteiligung Afghanistans daran ist aber bis heute nicht erwiesen. Als außenpolitischer Redakteur müßte Kornelius dies wissen. Um den Konflikt am Hindukusch zu erklären, bezeichnet er Afghanistan als "das wilde Land" (S. 14), wo zahlreiche Gruppierungen um Macht und Einfluß kämpfen (S. 15). Bei ihm wird vieles zusammengewürfelt, was nicht zusammengehört. Wie z. B. der Bündnisfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrages, die verkürzten, vereinfachten und widersprüchlichen Darstellungen von International Security Assistance Force (ISAF), Provincial Reconstruction Team (PRT), Operation Enduring Freedom (OEF), die Verlegung der Bundeswehr in den Norden Afghanistans, die Heroinproduktion und eine Einführung in die afghanische Geschichte und vor allem, dass die Ausländer dort willkommen seien, und die westliche Hilfe uneigennützig wäre (S. 97).

Seine Darstellung, wie die Bundeswehr nach Norden verlegt wurde, ist falsch. Richtig ist, dass die Bundeswehr sich die Provinz Herat als Besatzungssektor ausgesucht hatte, und schon ein Vorauskommando dahin geschickt worden war, als der damalige Gouverneur und Warlord, Mohammad Ismael Khan, die Stationierung deutscher Truppen kategorisch ablehnte. Offensichtlich nicht verstanden hat er das eigentliche Ziel des von der BRD geführten Polizeiprojektes (S. 73ff.). Die Deutschen beabsichtigten Polizeikräfte auszubilden, die USA wollten stattdessen paramilitärische Kampftruppen. Auch was die Heroinproduktion angeht, wird nicht erklärt, wie die Labors ins Land gekommen sind (S. 78ff.), die Afghanen waren dazu nicht in der Lage. Kornelius sorgt sich um die angeblich vergessenen Soldaten (S. 89), die ja Deutschland am Hindukusch verteidigen. Dass er von einem Abzug der NATO-Truppen aus Afghanistan redet, muß als Naivität eines außenpolitischen Redakteurs angesehen werden. Denn es werden 2014 nur die Kampftruppen abgezogen werden. Schlimmer ist, dass er die angebliche Hilfe der Besatzer als "aufrichtig und uneigennützig" (S. 97) bezeichnet. Insgesamt vermeidet er es, eine eindeutige Position zu beziehen, outet sich aber in einem Leitartikel als richtiger Kalter Krieger.(21)

Genau das Gegenstück zu Kornelius Meditationen stellt das Buch des "eingebetteten Journalisten" Marc Thörner(22) dar, weil er nicht wie Kornelius vom grünen Tisch aus schreibt, sondern vor Ort recherchiert. Er beschreibt die sinnlosen, auf bloßem Verdacht beruhenden Tötungen von afghanischen Zivilisten durch US-Spezialeinheiten und deren zahlreiche Bluttaten und Schauergeschichten aus dem Süden Afghanistans (S. 6f.). Thörner berichtet über ein gängiges Muster im Hinblick auf die alltäglichen Luftwaffeneinsätze, bei denen es zu zahlreichen zivilen Opfern kommt. Wenn sich bei einem Gefecht mit den Widerständlern die afghanischen oder auch die NATO-Soldaten überfordert fühlten, würden sie schnell die Luftwaffe zu Hilfe rufen, die dann gnadenlos Bomben abwürfe. Am 4. Mai 2009 starben bei so einem Bombardement auf das nordafghanische Dorf Farab "mindestens 97 Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder" (S. 15). Der Militärsprecher verneine immer den Tod von Zivilisten. Wenn später die Tatsachen nicht mehr zu ignorieren seien, würde aus dem getöteten Teekocher des Dorfvorstehers, wie in Farab, einfach ein Al-Qaeda-Sympathisant gemacht. Thörner räumt gänzlich auf mit dem Märchen der uneigennützigen Schützer als die sich die Bundeswehr ausgegeben hat (S. 17). Nicht die deutschen Soldaten, sondern im Gegenteil, die afghanischen riskierten ihr Leben für "Mike Müller aus Fulda oder Alex Schulze aus Parchim samt seiner Auslandszulage, seinem Sparbuch, seiner Krankenversicherung und seinem Pensionsanspruch" (S. 18). Während die gepanzerten Konvois der Bundeswehr an kleinen Märkten der deutschen Zone im Norden vorbeirollten, würde dort "ein Kilo Heroin gegen zehn Kalaschnikows und anderes Material aus russischen Beständen" (S. 21) getauscht.

Die deutsche Armee sei den Menschenrechten verpflichtet und setze sich für Recht und Freiheit ein, so lautet die Devise der Politiker. In Afghanistan überholen die deutschen Soldaten Autos und schießen dann auf die Insassen. So wäre auch Marc Thörner in seinem Taxi beinahe erschossen worden (S. 5). Die Non-Govermental Organisations (NGOs)(23), davon sind nach NATO-Angaben 6000 in Afghanistan stationiert, die eigentlich Afghanistan helfen sollten, "verschanzen sich in ihren Behausungen wie Bedrohte, eilen in gepanzerten Kolonnen vorüber, investieren einen Großteil ihrer Hilfsmittel in den eigenen Schutz" (S. 31). Ganze Stadtteile im Zentrum von Kabul seien durch Betonmauern, Wachtürme und Stacheldrahtverschläge charakterisiert (S. 32).

Marc Thörner berichtet auf 155 Seiten über unzählige Brutalitäten der Besatzer-Armeen, über afghanische Arbeiterkolonien, die einen an die Zwangsarbeiter des NS-Regimes erinnern, über willkürliche Gehaltskürzungen einheimischer Dolmetscher, über die Mafia im deutschen Sektor, über die großen Warlords und den größten Warlord, die mit den Deutschen und den NATO-Besatzern eng verbandelt sind, über Minister der Karsai-Regierung, die der Hesbe Islami von Gulbudin Hekmatyar angehören, über an die hundert US-Militärbasen, die sich von Kuwait bis Afghanistan erstrecken, über die gnadenlosen Einsätze der F16-Kampfbomber und diverser Blackhawk-Helikopter (S. 33ff, S. 114ff. und S. 137f.).

Das Buch liest sich wie eine Kriminalgeschichte der NATO-Besatzer in Afghanistan. Dem Autor ist vorzuwerfen, dass er aus seinen Feldbeobachtungen nicht die entsprechende Schlussfolgerung zieht, nämlich den Krieg sofort zu beenden. Aber dafür ist er ja ein "eingebetteter Journalist".

Der ehemalige israelische Botschafter in Bonn, Avi Primor, hat in seinem Buch über den Nahostkonflikt auch zu Afghanistan Stellung genommen. Die USA hätten "die nötigen Maßnahmen in Afghanistan ergriffen und vor allem Pakistan aus dem Würgegriff des Fundamentalismus"(24) retten können. Bekanntlich ist das Gegenteil der Fall.

Weitere Bücher der Edition Körber-Stiftung sind zum Teil von der Realität überholt. Andreas Lorenz will in "Die asiatische Revolution"(25) die Aufmerksamkeit der Europäer auf China lenken und Urs Schoettli in "Mehr Indien, weniger China"(26) Indien in den Mittelpunkt des Engagements der deutschen politischen Klasse gerückt sehen. Beiden Autoren dürfte nicht unbekannt sein, dass sämtliche großen europäischen Konzerne längst auf den interessanten Märkten Asiens zu Hause sind. Schon unter Außenminister Klaus Kinkel wurde ein Asienkonzept ausgearbeitet.(27) Im September 2001 hat das Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung seinerseits ein Asienkonzept(28) und im Mai 2002 das Auswärtige Amt ein weiteres Konzept zu Südasien vorgelegt.(29) Das ebenfalls in der Edition Körber-Stiftung erschienene Buch von Guido Steinberg: "Im Visier von Al-Qaeda - Deutschland braucht eine Anti-Terror-Strategie"(30), scheint mir Hysterie verbreiten zu wollen. Deutschland ist bestens auf Terroranschläge vorbereitet. Darüber hinaus sind die internationalen Al-Qaeda-Strukturen längst zerstört, deren Führer liquidiert, und in Deutschland hat Al-Qaeda keine ernstzunehmenden Basen und Strukturen.

Unter dem kritischen Titel "Illusion Statebuilding" haben Berit Bliesmann de Guevara und Florian P. Kühn ein Buch vorgelegt, in dem sie die Nachkriegsordnung in Bosnien und Herzegowina sowie Afghanistan untersuchen.(31) Zusammenfassend kommen sie zum Ergebnis, dass es sich in beiden Fällen eher um "Potemkin'sche Fassaden" handelt als um ein Statebuilding. Ein Vergleich ist hier nur insofern angebracht, als beide Länder durch NATO-Kriege in Protektorate des Westens verwandelt wurden, jedoch unterscheiden sich die inneren Strukturen wesentlich voneinander.

Mich interessiert besonders der Beitrag von Florian Kühn über Afghanistan. Auf den ersten Blick erscheint er vielversprechend, jedoch schon auf den ersten elf Seiten habe ich 14 Fehler entdeckt, was das weitere Lesen nicht leichter macht. Es handelt sich um eine Bestandsaufnahme der afghanischen Verhältnisse seit der Besetzung durch die NATO im Jahre 2001. Dafür bräuchten wir keinen Wissenschaftler, wie Dr. Florian Kühn. Der "eingebettete" Journalist, Marc Thörner, hat sie viel besser recherchiert.

Der US-Journalist Sebastian Junger begleitete Soldaten der Battle Company insgesamt 15 Monate lang während ihres Kampfeinsatzes im Frühjahr 2007 im ost-afghanischen Korengal-Tal nahe der pakistanischen Grenze. Er beschreibt die "außerordentlich brutalen Kampfhandlungen"(32), in deren Verlauf eine andere Einheit, "die Chosen Company", ca. 80 % Verluste zu verzeichnen hatte. So detailgetreu wird über die Grausamkeit des Krieges, wie die zerrissenen Gedärme und durchbohrten Oberschenkel usw., (S. 17) berichtet, dass einem übel wird. Er stellt die Soldaten als Söhne von Alkoholikern, ehemaligen Drogendealern bzw. Schlägern dar. Hier wird neben den brutalen Ausbildungsmethoden, durch welche die Soldaten buchstäblich zu Kampfmaschinen abgerichtet werden, eine Erklärung für die Massakrierung unschuldiger afghanischer Zivilisten(33) und die Leichenschändung durch US-Soldaten geliefert.(34)

Ein Nachrichtenoffizier der Bundeswehr, Marc Lindemann, verbreitet in seinem Buch Halbwahrheiten über die afghanische Geschichte.(35) Außerdem enthält es zu viel bereits allgemein Bekanntes. So wäre ihm bewusst geworden, dass die Afghanen "fremde Einmischung noch nie gut leiden" (S. 24) konnten. Als er 2005 erstmals afghanischen Boden betrat, war das für ihn schon "der Eintritt in ein Kriegsgebiet" (S. 27). Im Jahr 2008 wurde das Feldlager der Bundeswehr in Qunduz mit ca. 72 Raketen durch die Widerstandskämpfer angegriffen. Dies nimmt Lindemann zum Anlass, um den Krieg Israels gegen Gaza zu rechtfertigen (S. 51ff.). Er berichtet über Bombardierungen der US-F-15-Bomber im Auftrage der Bundeswehr, in deren Verlauf eine 250-Kilo-Bombe abgeworfen wurde (S. 59). Allein durch den ohrenbetäubenden Lärm der tief fliegenden Maschinen zersprangen Fensterscheiben. Lindemann verwendet immer den Begriff "Feind", wenn er über die Afghanen schreibt. Dem studierten Soldaten ist nicht aufgefallen, wer eigentlich der "Feind" ist. Wer hat wessen Land überfallen, hält es besetzt und führt dort immer noch Krieg? Um das Herz der Afghanen zu gewinnen, so lautet die Propaganda der Besatzer, sollen die Kinder von Bundeswehrsoldaten mit Süßigkeiten angelockt werden. Das kann dann dazu führen, dass sie Opfer eines Attentats werden (S. 45). Die Sprache von Lindemann ist rhetorisch zügellos bzw. vulgär, wobei er Ausdrücke wie "Mist verzapfen" und ähnliche gebraucht (S. 74).

"Eine Nacht in Kabul" lautet der Titel des Buches des ZEIT-Journalisten Ulrich Ladurner.(36) Es leiste einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Afghanistan, wo deutsche Soldaten ihr Leben aufs Spiel setzten, behauptet ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt in seinem Vorwort. In der Tat handelt es jedoch von lauter Episoden und allgemein bekannten Geschichten.

Aus richtigen Beobachtungen und falschen Schlussfolgerungen besteht das Buch von Can Merey.(37) "Selten habe ich so viel leid und Zerstörung gesehen" (S. 7), stellt er fest, ohne die Ursachen dafür zu benennen. "Die Menschen haben eine bessere Zukunft verdient. Dafür setzt sich die Staatengemeinschaft ein: mit Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe, mit zahlreichen Experten und Zehntausenden Soldaten im Land" (S. 7). Wer ein solches Fazit zieht, hat die afghanische Misere nicht verstanden. Das Engagement des Westens ist nach Mereys Lesart gut gemeint. Der Westen soll die Afghanen für seine Ziele gewinnen, denn das Land sei für den Westen nicht verloren (S. 8 und S. 272), und in Afghanistan falle die Vorentscheidung für den weltweiten Kampf gegen die Islamisten (S. 8). Deswegen solle es nicht im Stich gelassen werden. Das dürfte die politische und militärische Klasse der NATO-Länder sehr gefreut haben. Alles weitere, was er den Lesern präsentiert, sind allgemein bekannte Geschichten. In seinem Resümee versucht er sogar beratend zu fungieren und plädiert für eine längere Militärpräsenz der NATO in Afghanistan (S. 274).

Einige Politberater oder solche, die es gerne sein wollen, haben zusammen ein Buch über die Taleban, die als "Phänomen" bezeichnet werden, verfaßt.(38) Eine hoch bewaffnete und motivierte Widerstandsbewegung als Phänomen zu bezeichnen, klingt wie Hokuspokus. Auch das sie nicht mehr undifferenziert von "den Taleban" sprechen, ist schon lange nichts Neues mehr, sondern schon seit Jahren Bestandsteil des Sprachgebrauchs von NATO-Strategen, Politikern und Militärs. Die Presse hat es nur nachdekliniert und die Experten haben es übernommen. Bei den Besatzern reifte erst dann diese Erkenntnis, als sie erkennen mußten, dass die Taleban nicht zu schlagen sind. Darüber hinaus mußte man zugeben, dass sie eine nationale Agenda haben. Sie beabsichtigen nicht New York, London, Paris oder Berlin anzugreifen. Sie kämpfen gegen die Besatzungsarmee der NATO in Afghanistan. Damit werden sie faktisch, wenn auch ungewollt, als nationale Befreiungsbewegung eingeschätzt. Die Rolle der USA bei der Entstehung der Taleban wird nur am Rande erwähnt. Der ehemalige Verteidigungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Winfried Nachtwei, zählt in seinem Beitrag alle Schritte des militärischen Engagements der BRD auf, denen er auch zugestimmt hat. Er geht auf die deutsch-afghanischen Beziehungen seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein, ohne zu erwähnen, dass Deutschland das Land am Hindukusch als Sprungbrett gegen Britisch-Indien nutzen wollte (S. 205). Die Zeit des Faschismus überspringt er elegant. Er erinnert an die deutsche Entwicklungshilfe seit den 60er Jahren, über deren Qualität er nichts weiß. Es kommt einem vor, als ob ein Blinder von der Farbe spricht. Als Bankrotterklärung der Experten kann die Feststellung verstanden werden, dass "eine Verhandlungslösung" mit den Taleban als "die einzige friedliche Alternative" (S. 35) angesehen wird. Hier wird der Konflikt in und um Afghanistan auf die Taleban reduziert. Würden die Taleban auch noch in den Kabuler Sumpf einsteigen, wäre das Übel nur vergrößert. Afghanistan braucht ein e Gesamtlösung, davon können die Taleban nur einen Teil ausmachen. Es ist gar nicht solange her, dass nach dem Wegbomben der Taleban Conrad Schetter auch noch Saudi-Arabien bombardiert sehen wollte. "Wie lange noch können wir uns so ein Regime, wie das saudische leisten", rief er zum Entsetzen des Veranstalters, der (IPPNW), in den Raum. Der Schwenk auf die Position der Besatzer kann als Opportunismus bewertet werden. So ist es, wenn man statt Wissenschaft beratende Kolonialforschung betreibt.

Der ehemalige Frankfurter Dezernent für Umwelt, Tom Koenigs, ein Alt-Sponti und wild gewordener Kleinbürger, wie seine Parteifreunde, Josef Fischer, Daniel Cohn-Bendit und Co. war von Mitte Februar 2006 bis Ende 2007 Leiter der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan. Seine Aufgabe sollte es sein, die zivile Drecksarbeit für die Besatzer zu erledigen. Daher war er Teil der kolonialen Verwaltung unter UN-Flagge. Aus seinem Buch(39) geht aber nicht hervor, was er tatsächlich geleistet hat. Über das geschmacklos eingerichtete Zimmer des afghanischen Außenministers (S. 20), sein Gespräch mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble über die Koalition in Berlin (S. 23f.) und, dass sein Dolmetscher und er sich wegen eines Besuches beim Ex-Monarchen Mohammad Saher "äußerst fein angezogen" hätten (S. 26), erfahren wir einiges, was wir nicht wissen müßten.

Über den Inhalt seines Gesprächs mit Saher Schah erfahren wir fast nichts. Dafür berichtet er im Stil eines Märchenerzählers, dass Afghanistan einen König gehabt, der eine schöne Frau geheiratet und sie auf Reisen nach Europa mitgenommen hätte. Weil die Presse ein Bild der Königin im Bikini (den gab es damals bekanntlich noch nicht) verbreitet hätte, wäre er gestürzt worden und in Frankreich geblieben. Das sollte in den 30er Jahren gewesen sein (S. 25). Hier verwechselt er wahrscheinlich König Amanullah mit Saher Schah, beide sind jedoch in Rom im Exil gewesen. Der erste wurde 1929 und der letztere erst 1973 entmachtet. Als große Leistung hebt Koenigs auf über 23 Seiten sein Engagement für die Freilassung von Abdul Rahman aus dem afghanischen Gefängnis hervor. Dieser war zum Christentum konvertiert und sollte dafür bestraft werden (S. 33ff.).

Als Koenigs zum Sondergesandten des UN-Generalsekretärs ernannt wurde, erkundigte sich Karsai bei seinem Sicherheitsberater, Rangin Dadfar Spanta, der Mitglied einer afghanischen maoistischen Gruppe und später der Grünen in Aachen war: "Ist das auch so ein Ex-Kommunist, wie Du?" (S. 20). Spanta bejahte das zur Zufriedenheit Karsais: "Wer so zu seinen Ideen steht, der ist für die Afghanen der Richtige" (S. 20). Sowohl Karsai als auch Spanta und Koenigs sind Wendehälse par Excellence. Drei prinzipienlose Personen, die sich gesucht und gefunden haben und deswegen Sympathie für einander empfinden.

Nicht nur wegen der "bikinierten Königin" (S. 25.), sondern insgesamt hätte das Buch ein gutes Lektorat gebraucht.

Als ich Peter Scholl-Latours neuestes Buch las, hinterließ es bei mir den Eindruck, als ob es sein letztes sein könnte. Denn er hat seine sämtlichen Informationen über die Welt auf 457 Seiten zusammengefasst.40 Es ist eine Weltgeschichte aus seiner Sicht. Seine Reiseberichte werden mit zahlreichen Ergänzungen und Exkursen ins Unendliche erweitert, sodass es für den Leser unübersichtlich wird. Ich hätte mir etwas über seine Afghanistan-Reisen gewünscht. Das Personenregister erleichtert es zwar dem Leser, sich im Konglomerat der Informationen zurecht zu finden, aber ein Sachregister wäre durchaus sinnvoll gewesen.

Unter dem pathetischen Titel: "Ich erhebe meine Stimme. Eine Frau kämpft gegen den Krieg in Afghanistan", hat Malalai Joya einen biographischen und politischen Bericht über Afghanistan vorgelegt.(41) Als wir im September 2007 in Berlin innerhalb von zwei Tagen bei drei Veranstaltungen gemeinsam auftraten, war sie anfangs noch nicht gegen den Krieg in Afghanistan. Im Gegenteil. Sie war auf der ersten Veranstaltung noch für die Präsenz der NATO und damit für die Fortsetzung des Krieges eingetreten. Ihre Begründung war die der NATO-Propaganda, nämlich, ohne NATO würden die Taleban zurückkommen. Da sie von der Partei "Die LINKE" eingeladen war und vor deren Anhängern und Sympathisanten sprach, war sie mit ihrer Position isoliert. Als ich diese dann auch noch kritisierte und begründete, dass mit der NATO in Afghanistan weder Frieden noch Ruhe, geschweige denn ein Aufbau möglich wäre, und darüber hinaus die Region um Afghanistan destabilisiert würde, relativierte sie auf der zweiten Veranstaltung ihre Haltung und beim dritten Auftritt übernahm sie meine Position, die sie bis heute beibehalten hat. Man muß wissen, dass Frau Joya, beeinflusst durch ihren maoistischen Vater, im pakistanischen Quetta ein von der maoistischen Frauenorganisation Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA) gegründetes Internat besucht hat und dort auch entsprechend indoktriniert wurde (S. 30). Sie bewundert die Gründerin der RAWA und identifiziert sich mit den Zielen der Organisation, behauptet jedoch, sie sei nicht deren Mitglied (S. 105), was zu bezweifeln ist. Sowohl RAWA als auch ihr Vater, den sie als "Mudschaheddin-Kämpfer" (S. 14) bezeichnet, und der "ein gebildeter Mann und überzeugter Demokrat" (S. 15) sein soll, hätten gegen die afghanische Regierung (1978-1992) gekämpft. Wie "gebildet" und "Modjahedin" zusammenpassen können, bleibt Joyas Geheimnis und ein Widerspruch in sich. Joya erhebt ja gerade ihre Stimme gegen die ehemaligen Modjahedin, auf deren Seite ihr Vater und RAWA gekämpft haben. Als die NATO in Afghanistan einmarschierte, hätte Tony Blair zu den RAWA-Frauen gesagt, dass sie die Bezeichnung "Revolutionary" aus ihrem Namen streichen sollen, dann würden sie weiter mit ihnen zusammenarbeiten.

Ausführlich und heroisch beschreibt sie ihren Auftritt auf der Loya Djerga (Ratversammlung) im Dezember 2003 in Kabul, als sie mit dem Finger auf die anwesenden Modjahedin-Kommandanten zeigte. Seitdem wurde sie angeblich von der BBC als "die mutigste Frau Afghanistans" (S. 103) bezeichnet. Mit dem Buch will sie sich in eine Reihe mit den zahlreichen Helden der afghanischen Geschichte stellen und sich sogar mit Galileo Galilei vergleichen (S. 178), was reichlich vermessen ist. Ich habe den Eindruck, dass ihr die internationale Aufmerksamkeit zu Kopf gestiegen ist. Sie "habe inzwischen mindestens fünf Attentate" (S. 8) überlebt. Das Wort "mindestens" erweckt beim Leser Zweifel an der Richtigkeit ihrer Behauptung. Auch daran, dass sie im Untergrund lebe und sich unter der "Burka" verstecke (S. 8). Wie verschafft sie sich die Visa von den verschiedensten Botschaften und wie und auf welchem Wege reist sie dann ins Ausland? Ich habe den Eindruck, dass sie Einiges etwas dramatisiert. Joya attackiert am meistens die Nordallianz, weil sie unter der Präsidentschaft des Nordallianz-Kommandanten Mohammad Junos Qanuni aus dem Parlament entfernt wurde, nachdem sie das Parlament als "Stall" und "Zoo" und die Abgeordneten als "Tiere" bezeichnet hatte (S. 193ff.). Joya kann zwischen Politik und Beschimpfungen nicht unterscheiden. Auch nicht zwischen Russen und Sowjets sowie Stammesführern und Dorfvorstehern (S. 16). Darüber hinaus verbreitet sie zahlreiche falsche und widersprüchliche Informationen bezüglich der Zusammenarbeit zwischen Gulbudin Hekmatyar, Führer der Islamischen Partei, und dem afghanischen Geheimdienst KHAD (S. 31), des angeblichen Einrückens der Modjahedin Ende der 80er Jahre in Kabul, sogar der Entstehung der afghanischen Nation im 15. Jahrhundert (S. 37). Es ist ihr entgangen, dass es Afghanistan als Staat erst seit 1747 gibt. Sie erhebt den Anspruch mit ihrem Buch "die enorme Menge an Fehlinformationen richtigstellen" (S. 11) zu wollen. Es wäre eher nötig mindestens einen Beitrag zu schreiben, um ihre Fehler zu korrigieren.

Genau das Gegenteil liegt mit Mári Saeeds Buch vor.(42) Sie hat ihre Lebens- und Leidensgeschichte in Zusammenarbeit mit Liane Lehnhoff verfasst. Als für afghanische Verhältnisse privilegierte Frau aufgewachsen, hatte Saeed im Ausland studiert, mußte dennoch alle Erniedrigungen, die fast alle afghanischen Frauen zu ertragen haben, über sich ergehen lassen, obwohl sie die Möglichkeit gehabt hatte, ihren künftigen Mann auch vor der Ehe zu treffen bzw. kennenzulernen und sie schon über 20 Jahre alt war als sie heiratete (S. 6). "Von allen Männern die schlechtesten sind die Afghanen. Und von allen Afghanen die schlechtesten sind die vom Stamm der Pashtunen. Und von allen Pashtunen die schlechtesten sind die vom Klan der Mamozai. Und von all denen sind die schlechtesten die aus dem Süden. Und von allen Mamozai aus dem Süden ist der schlechteste ein gewisser Khalilullah, und der wurde ihr Mann"(43), erzählte einmal die Paschtunin Zahra. Vielleicht ist diese Aussage zutreffend für fast alle Männer Afghanistans. Méri Saeed berichtet über ihre Mutter, die als Kind verheiratet und als vierte Frau von ihrem Mann geschlagen, bestraft und mit 15 Jahren schon geschieden wurde (S. 11f.). Sie hatte Glück im Unglück, dass Méri Saeeds Vater sich in diese geschiedene Frau verliebte und keine weiteren Frauen neben ihr haben wollte. Obwohl der Großvater fünf Frauen gehabt hatte (S. 134).

Große Einschnitte hätte es mit der Machtübernahme der Demokratischen Volkspartei Afghanistans 1978 und der Intervention der sowjetischen Armee 1979 gegeben. Die Frauen hätten mehr Rechte bekommen, sie hätten ihre Ehemänner selbst wählen können, Polygamie, Kinder- und Zwangsehen wären abgeschafft worden (S. 55ff.). Frauen hätten die Möglichkeit bekommen, öffentliche Ämter zu bekleiden und eine Offizierslaufbahn einzuschlagen (S. 55). Nach ihrem Studium wurde sie Dozentin am Pädagogischen Institut in Kabul, ihr Mann jedoch wurde eifersüchtig und drehte durch. Sie wurde von ihm auf offener Straße als "eine Prostituierte" (S. 183) bezeichnet. Abgestoßen vom Verhalten der Islamisten und ihres Mannes, die Frauen als Eigentum des Mannes ansahen, flüchtete sie 1995 in die Bundesrepublik Deutschland. Auch hier bekam sie Morddrohungen von ihrem primitiven und gewalttätigen Mann. Wer einen authentischen Bericht über die patriarchalische afghanische Gesellschaft und die Lage der Frauen unter "Kommunisten", Sowjets, Islamisten und Warlords lesen möchte, dem sei das Buch von Méri Saeed unbedingt empfohlen.

Noch ein Soldatenbericht: (44) Der begeisterte und bekennende Soldat, wie er sich im Vorwort selbst bezeichnet, Oberst Artur Schwitalla, war von Anfang Dezember 2006 bis Mitte Juli 2007 als Kommandeur eines Provincial Reconstruction Team (PRT) im Besatzungsbereich der Bundeswehr im Norden Afghanistans im Einsatz. "In den ersten fünfzehn Berufsjahren wurde ich von den Rahmenbedingungen des Kalten Krieges geprägt", (S. 9) wobei die Ausbildung auf die Vorneverteidigung zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bestimmt gewesen sei. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, Deutschland am Hindukusch verteidigen zu wollen (S. 10). Dies wäre "erst nach der Wiedervereinigung 1989/1990 und dem Zerfall des Warschauer Paktes durch eine völlige Änderung der deutschen Verteidigungspolitik möglich und erforderlich" geworden (S. 10). Ob dem Oberst bewußt ist, was er damit sagt. Er gibt aber indirekt zu, dass die DDR und der Warschauer Pakt die BRD daran gehindert haben, am Hindukusch und darüber hinaus zu ballern. Alles andere, was er schreibt, ob über die Lage in Afghanistan oder die der Bevölkerung ist allgemein bekannt. Das Buch ist mit schönen Bildern ausgestattet und in der Anlage auf Seite 255 mit einem Ausschnitt der Landkarte Afghanistans, auf der in einer Höhe von über 5000 Meter auf dem Wachan-Zipfel, direkt unter der Nase der Chinesen, ein NATO-Stützpunkt, versehen mit der dänischen Flagge eingezeichnet ist. Da dort außer ewigem Eis weder Al Qaeda noch Taleban existieren können, muß davon ausgegangen werden, dass hier eine NATO-Militärbasis gegen die VR China errichtet worden ist, die für einen evt. Krieg genutzt werden könnte.

Gerlinde Gerber hat eine gründliche Analyse der Verfassung und Verfassungsgeschichte Afghanistans ausgearbeitet.(45) Das Buch ist eigentlich für einen fachspezifischen Leserkreis gedacht. Schon die längeren und zahlreichen englischen Zitate deuten darauf hin. Sie behandelt die gesamte verfassungshistorische Entwicklung seit der Gründung des afghanischen Staates unter Ahmad Schah Durani im Jahre 1747 bis 1990 (S. 15-49), wobei sie die Vielfältigkeit, aber auch die Kontinuität aufzeigt, mit der die Verfassungen aufeinander aufgebaut sind. Hervorgehoben werden von ihr die Verfassungen von 1987 und 1990 in der Regierungszeit der Demokratischen Volkspartei Afghanistans (DVPA), die "eine massive Modernisierung und Umgestaltung der Gesellschaft" beinhaltet, internationalen Standards entsprochen und Frauenrechte berücksichtigt hätten (S. 48f.). Sie stellt die entstandene politische Entwicklung des Landes seit dem Einmarsch der NATO als politischen Rahmen für die neue Verfassung Afghanistans dar und beschreibt detailliert die Verfassung des Islamischen Staates Afghanistan von Januar 2004. Gut sind ihre Zusammenfassungen und kompakten Informationen.

Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden. Diese Formel findet ihre Bestätigung auch darin, wie seit dem Ende der Sowjetunion und des Warschauer Paktes die Politiker aus den NATO-Ländern die Kriege gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, Afghanistan und Irak mit fadenscheinigen Argumenten begründet haben, und wie dies von ihren Medien verbreitet und gestützt wurde. Welche Mechanismen in Zusammenspiel von Politik und Medien dabei wirksam sind, wird von den Autoren des Buches "Afghanistan - So werden die 'neuen Kriege' gemacht" entlarvt.(46) Der Einfluß dieser Medien wird sogar an der Wortwahl dieser kritischen Autoren deutlich, da sie nicht von einem Krieg gegen Afghanistan sprechen, sondern durchgehend von einem "Afghanistankrieg".

Im ersten Kapitel wird ein Zusammenhang zwischen der Entstehung der Taleban und der Erdgaspipeline des US-Energiekonzerns UNOCAL, wofür auch Abdul Hamid Karsai gearbeitet hatte, bloßgelegt (S. 15f.). Damit werden die Begründungen der im Bundestag vertretenen Parteien für den Krieg gegen Afghanistan ad absurdum geführt (S. 17ff.). In Kapitel zwei wird akribisch und glaubhaft die Völkerrechts- und Verfassungswidrigkeit dieses Krieges nachgewiesen. In Kapitel drei wird die Mystifizierung des Krieges thematisiert und dabei auf die ständig erweiterte Konzeption hingewiesen, die sowohl militärische als auch entwicklungspolitische Komponenten beinhalte, die dann zur sog. zivil-militärischen Strategie geführt hätten (S. 70). Entwicklungshilfe wurde so zum untrennbaren Bestandsteil des Krieges, propagandistisch jedoch als Wiederaufbauhilfe verkauft und von den Medien, von gekauften Wissenschaftlern, Lobbyisten und PR-Agenturen der Öffentlichkeit nahegebracht. Diese Art von Meinungsmache wurde von Albrecht Müller, dem Leiter des Planungsstabes unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt, als "die elegante Form der Diktatur" bezeichnet (S. 72). Die geschickte Instrumentalisierung von Frauenbefreiung und Menschenrechten, auch ein Lieblingsthema der Partei die Grünen, sei als eine weitere Rechtfertigung des Krieges gegen Afghanistan politisch und medial eingesetzt worden (S. 81ff.). Im Weiteren setzen sich die Autoren mit Lügen, dem Verschweigen von Tatsachen, der Vertuschung der Kriegsziele, der angeblichen Ahnungslosigkeit der Bundesregierung, wenn es um heikle Fragen geht, mit den Profiteuren des Krieges und dem angeblichen langsamen Abschied vom Kriegsoptimismus auseinander. Aus allen Beiträgen wird klar, dass es hier um die Frage des Friedens und des Krieges im Parteienspektrum der BRD geht. Es wird deutlich aufgezeigt, wer von Frieden redet, aber Krieg führt. Das Personenregister ist eine gute Orientierungshilfe für die Leser, das Fehlen einer Literaturliste ist jedoch zu bedauern.

Wenn Anthropologen bzw. Ethnologen als fachfremde Wissenschaftler über Geschichte schreiben, muß das nicht unbedingt falsch sein. Das Problem dieser Zunft ist jedoch, dass sie fast alles aus einem sehr engen und marginalen Blickwinkel betrachtet, der dann wiederum zu falschen Schlussfolgerungen bzw. falschem Verständnis der Geschichte an sich führt. Dies trifft auch auf die Arbeit von Professor Thomas Barfield von der Universität Boston zu.(47) Er beschreibt nur die schon durch viele Veröffentlichungen allseits bekannte afghanische Geschichte, das unruhige geographische Umfeld des Landes, die Stämme, die sich sowohl gegen die Briten als auch gegen die Sowjetunion gestellt hätten. Die USA sollten dies beim "nation building" berücksichtigen. Die Stärke der Stämme hätte immer zur Folge gehabt, dass die Zentralregierung geschwächt worden wäre. Diesen Fehler wiederholen die USA geradezu buchstäblich.

Die Isolierung Afghanistans und die schnelle Zerschlagung der Taleban durch die US-Intervention hätten die USA zu falschen Schlussfolgerungen veranlasst, im abwegigen Glauben, dass es genauso einfach sein würde, einen neuen Staat zu bilden. Man muß wissen, wie das Land seit Jahrhunderten beherrscht wurde und wie es zum Friedhof der Supermächte wurde. Die britischen Überfälle auf Afghanistan im 19. Jh. bezeichnet Barfield als "Interaktion". Diese Kriege hätten nicht die Regierungen gewonnen, sondern die Bevölkerung hätte die britische Kolonialarmee besiegt. Die afghanischen Völker hätten sich zusammengeschlossen und ein nationales Aufbegehren gegen die Briten in Gang gebracht, obwohl ihnen das vielleicht nicht bewusst gewesen wäre (S. 131) Die Folgen des Krieges wären tiefgreifend, wobei das Selbstbewusstsein der Bevölkerung gestärkt worden und die afghanischen Regierungen so erstmals gezwungen worden wären ihre Legitimation herzustellen. Die Briten hätten erkennen müssen, dass sie nicht in der Lage sein würden, Afghanistan direkt zu kolonialisieren. Daher erkauften sie sich die Loyalität seiner Herrscher. Um das Land völlig unter ihre Kontrolle zu bringen, wäre ein viel größerer materieller und personeller Aufwand erforderlich gewesen (S. 132). Der zweite britische Überfall auf Afghanistan hätte gut angefangen, wäre jedoch sehr schlecht beendet worden (S. 141).

Die Geschichte Afghanistans im 20. Jh. wird von Barfield willkürlich ohne inhaltliche Berechtigung in drei Phasen eingeteilt. Nämlich 1. 1901 bis 1929, 2. 1929 bis 1978 und 3. 1978 bis 2001 (S. 169ff.). Das Buch ist im Grunde genommen nichts anderes als der Rat eines Kolonialwissenschaftlers, der den USA aufzeigen möchte, wie sie nach einem Krieg "state building" machen sollten (S. 134ff.).

Das bundeswehreigene Institut für Sozialwissenschaften hat über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan einen Sammelband herausgegeben. Schon im Vorwort des Direktors des Institutes, Prof. Ernst-Christoph Meier, wird hervorgehoben, dass wie viele andere auch diese Studie "einen Beitrag zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr"(48) darstelle. Damit ist eigentlich schon alles darüber gesagt und man bräuchte eigentlich gar nicht weiter zu lesen. Blättert man jedoch darin, so findet sich der schon veröffentlichte und erneut aufgetischte Beitrag des Grünen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei, der inzwischen im Beirat "Zivile Krisenprävention" des Auswärtigen Amtes und "Innere Führung" des Verteidigungsministeriums sitzt. Nachtwei stellt den Kriegseinsatz keinesfalls in Frage, sondern spricht von "vertanen Chancen und strategischen Fehlern" (S. 45), die zum Scheitern des Kriegseinsatzes in Afghanistan geführt hätten. Er macht sich Sorgen um die Ergebnisse des Krieges gegen Afghanistan. Bei einer Befragung zu ihrer Einsatzmotivation sahen 88% bzw. 92% der Soldaten eine "gute Kameradschaft" als wichtig an (S. 108 und 113). Wie haltlos müssen diese Menschen sein, dass sie ihr Heil in einer solch fragwürdigen Kameradschaft suchen. Eine bessere Entlohnung war für 54% bzw. 63% von Bedeutung (S. 108 und 113). Das Buch beinhaltet weder einen kritischen Beitrag zum Krieg am Hindukusch, noch wurde eine einzige kritische Quelle benutzt.

Der Wochenschau Verlag hat eine gute, informative Materialsammlung mit Fotos und Schaubildern über Afghanistan herausgebracht, die für Lehrer, Schüler, Studenten und alle an Afghanistan Interessierten von Nutzen sein kann.(49)


Iran als nächstes Opfer?

Wenn Journalisten Bücher schreiben, muß man als Leser viel Geduld haben, um zum eigentlichen Thema zu gelangen, außerdem müssen viele Banalitäten und Exkurse ertragen werden, die nicht zur Sache gehören. In diesem Fall kommt noch eine Dramatisierung hinzu, die sich schon im Titel ankündigt: "Die iranische Bombe - Hintergründe einer globalen Gefahr"(50). Die Autoren geben als Quelle der iranischen Bombe Pakistan an (S. 9) und berufen sich auf eine Erklärung des pakistanischen Atomwissenschaftlers Abdul Qadir Khan vom 4. Februar 2004 (S. 13). Seine "illegale Tätigkeit" (S. 13) wäre von der CIA drei Jahrzehnte lang ausspioniert, er aber nicht behelligt worden (S. 14). Von Randow und Ladurner gehen ausführlich auf die Tätigkeit der International Atomic Energy Agency (IAEA) ein, wobei der Leser zunächst über die endlosen Flure, durch den großen Sitzungssaal und die Rotunde bei der IAEA geführt wird (S. 47ff.). Interessant ist die Haltung der USA zu dieser internationalen Organisation. Sie hätten eine Wiederwahl des IAEA Direktors El Baradei verhindert, weil dieser immer betont hatte, dass man Iran "den militärischen Zweck des Atomprogramms nicht schlüssig nachweisen" könne (S. 57). El Baradei pochte "auf Fakten" (S. 59). Seit der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinedschads habe sich die Polemik um die iranische Kernforschung verschärft (S. 67). Trotzdem sei es ein Verdienst der IAEA, dass es nur acht und nicht Dutzende Atommächte gäbe (S. 69). Seitens der USA und ihrer Verbündeten wird glatt übersehen, dass es durch die Universität Teheran schon seit Anfang der 70er Jahre des 20. Jh. in den 1967 von den USA gelieferten Anlagen Atomforschung und -lehre gegeben hätte (S. 76). Diese hätten den Schah von Iran sogar dazu gedrängt, Kernkraftwerke zu bauen (S. 76). Die Iraner sollten die Kernenergie nutzen, damit sie ihr Öl billig an die USA verkauften, wie Henry Kissinger einmal lapidar erklärte. Darüber hinaus müsse daran erinnert werden, dass Iran im Gegensatz zu manchen US-Verbündeten den Atomsperrvertrag unterschrieben hätte (S. 76). Daher könne nicht von einer illegalen Wiederaufnahme der Atomforschung in Iran gesprochen werden (S. 85). Der von den USA befürwortete und tatkräftig unterstützte Krieg seitens des Sadam-Hussein-Regimes, hätte Iran dazu veranlasst, sich die Atomtechnologie zu verschaffen (S. 85f.). Als dann US-Präsident George W. Bush im Januar 2002 u. a. auch Iran zur "Achse des Bösen" (S. 117) erklärt hätte, und ein "Regime Change" auf die Tagesordnung gesetzt worden wäre, hätten die Glocken in den Teheraner Führungsetagen geläutet.

Wenn man den Konflikt um "die iranische Bombe" in diesem Zusammenhang betrachtet, wird verständlich, worum es in Iran geht. Die Autoren entwickeln am Ende des Buches einige spekulative Szenarien (S. 157ff.) und geben dem Westen Empfehlungen, wobei u. a. auch Sanktionen in Betracht gezogen werden sollten.

Wer den Iran-Konflikt verstehen will, oder daran denkt ihn lösen zu wollen, muß das Buch des früheren Direktors der "Stiftung Wissenschaft und Politik" (SWP), Christoph Bertram, lesen.(51) Das ist keine oberflächliche Betrachtung eines Journalisten, sondern ein fundiertes, allseits durchdachtes und begründetes Werk eines profilierten Vordenkers der deutschen Politikberaterzunft. Es ist auch das beste Buch aus der Reihe der Edition Körber, das ich bis jetzt gelesen habe. Bertram räumt gänzlich auf mit zahlreichen Vorurteilen, Verdächtigungen und Annahmen seitens der westlichen, besonders der US-amerikanischen und israelischen Politik gegenüber Iran. Weil die Europäer sich den Polemiken der USA und Israels angeschlossen hätten, seien sie zu Geiseln einer erfolglosen Politik geworden (S. 10). Da die iranische Gefahr übertrieben dargestellt würde, begäben sich die Europäer des Mittels, ihr wirksam zu begegnen (S. 10). Es gebe keine Gewissheit, sondern nur die Annahme einer atomaren Gefahr durch Iran (S. 10). "Die politische Rhetorik des Westens argumentiert vom angenommenen Ende der iranischen Nuklearenentwicklung her, nicht von ihrem gegenwärtigen Stand" (S. 15). Das sei eben das Dilemma der Europäer, die nur den USA folgen würden. Selbst wenn Iran Nuklearwaffen hätte, wäre es keine Katastrophe, hat schon vor langer Zeit der strategisch denkende Politiker und Wissenschaftler Zbigniew Brezinski geäußert. "Die Gefahr liegt nicht in der Bombe, die der Iran haben wird, denn er kann sie gar nicht einsetzen [...] Gegen wen will er sie einsetzen? Gegen Israel? Sie würde noch nicht einmal 200 Meter in die Atmosphäre gelangen, bevor Teheran ausradiert wäre", (S. 17) so der ehemalige französische Präsident Jacques Chirac in einem Interview mit der New York Times am 1. Februar 2007. Daher sind bezüglich der angeblichen atomaren Gefährdung Israels durch Iran Gelassenheit und Realismus geboten.

Werner van Gent und Antonia Bertschinger haben mit "Iran ist anders" ein spannendes und schönes, durch zahlreiche Bilder ergänztes Buch über das große Land mit seiner bedeutenden Geschichte und zahlreichen Völkerschaften geschrieben, wobei sie politische Analyse und historische Hintergrundinformationen miteinander verbinden. Die Rolle der Frauen in Geschichte und Gegenwart ist das Leitmotiv des Buches. Das Titelbild belegt es eindeutig. Das Kopftuchtragen wird im Kontext der iranischen Verhältnisse relativiert. Die Autoren schreiben über die britische Kolonial- und Erdölpolitik und die Ausbeutung des Landes (S. 30ff.), die dann die Nationalisierung der Ölindustrie durch den patriotisch gesinnten Ministerpräsidenten Dr. Mohammad Mosaddeq zur Folge gehabt hätte (S. 73ff.). Mosaddeq wurde bekanntlich durch einen von der CIA finanzierten Putsch gestürzt (S. 73 und 77), wobei Kermit Roosevelt, ein CIA-Agent und Enkel des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt, eine wesentliche Rolle gespielt habe (S. 77). Danach wurde der verhasste Schah wieder in Teheran installiert. Die Autoren erklären, dass die iranische Februarrevolution 1979 nicht vom Himmel gefallen sei, sondern einen realen politischen und sozialen Hintergrund gehabt habe. Sie diskutieren die bekannten Probleme der Atompolitik (S. 69f.), die Proteste der Jugendlichen gegen das Regime (S. 145ff.), die Rolle der Schia und die politische Macht der Kleriker, sowie besonders die unsichtbare Macht der Frauen nach der iranischen Revolution von 1979 und unter der Herrschaft der Mullahs. Am schönsten gehen die Autoren auf die persische Sprache und Dichtung ein. Sie präsentieren auf 23 Seiten die Kultur Irans mit zahlreichen Gedichten u.a. des bedeutenden persischsprachigen Dichters Hafez im Original und deutscher Übersetzung. Es ist ein gelungenes, lesenswertes, informatives und schönes Buch, dem man nur viel Leser wünschen kann.

Während Werner van Gent und Antonia Bertschinger in ihrem Buch dem Sturz von Mosaddeq ein Kapitel gewidmet haben, schreibt Stephen Kinzer ein ganzes Buch darüber,(52) ein Opus Magnum über die verheerende und zerstörerische US-Politik, unter deren Folgen am meisten die Iraner, aber auch die gesamte Region und die internationale Politik leiden. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der britischen kolonialen Arroganz in Iran und mit der geheimen US-amerikanischen Intervention gegen Iran. Auf den CIA-Putsch 1953 gegen "die einzige demokratische Regierung" (S. 7), die Iran jemals hatte, geht er sehr akribisch ein und untersucht auch die Rolle des britischen Geheimdienstes MI6 (S. 13, 28). Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem iranische Öl, dem er ein Kapitel (S. 85-103) widmet, und dem Sturz Mosaddeqs, weil dieser es nationalisiert hatte. Als es um die Aneignung des iranischen Öls für das Britische Empire ging, sprach Winston Churchill von "einem Preis aus des Märchenland, jenseits der wildesten Träume" (S. 9).

Der Autor stellt auch einen direkten Zusammenhang zwischen dem Sturz Mosaddeqs, der Wiedereinsetzung des Despoten Mohammad Reza und der iranischen Revolution von 1979 her, die dann wegen der Vernichtung der demokratischen Kräfte durch das Schah-Regime in die islamische Republik mündete. Mit dem Wegputschen Mosaddeqs hätten die USA ihrer eigenen Sicherheit bis heute und wohl auch noch in Zukunft nachhaltig geschadet. Das Ergebnis sei genau das Gegenteil dessen, was die politische Klasse der USA sich gewünscht hätte (S. 7). Das iranische Volk sei dadurch gleichwohl bis heute traumatisiert. " Die Iraner werden nie den Putsch von 1953 und die Rolle der USA darin vergessen" (S. 17). Denn damit sei "die nationalstolze, gemäßigte und demokratische Regierung" (S. 17) Irans gestürzt worden. Auch heute nutzten die US-Administrationen jede Gelegenheit, "in Richtung Iran mit dem Säbel zu rasseln" (S. 14) und versuchten durch geheime Aktionen das islamische Regime zu beseitigen.

Das Buch ist mit zahlreichen historischen Fotos sowie einem Personenregister versehen, das dem Leser bei der Orientierung nützlich ist. Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass dem Autor Kinzer ein eindrucksvolles Buch von hoher aktueller Bedeutung gelungen ist, dem man viel Leser wünscht, dem Verlag ist dazu zu gratulieren.

Meine These, dass es durchaus relevant ist, ob ein Wissenschaftler oder ein Journalist bzw. Publizist ein Buch schreibt, bestätigt sich immer wieder. Dies gilt leider auch für Matthias Küntzel.(53) Bei ihm kommt noch hinzu, dass er sich mit dem Thema nicht auskennt. Dies zeigt schon die Unsitte, "Iran" einen Artikel voranzustellen. Annemarie Schimmel hat vergebens versucht, diesen Unsinn zu korrigieren und immer betont, dass weder Iran noch Irak einen Artikel haben! Küntzel behandelt neben iranischer Geschichte, die inneren Strukturen, chronologisch die deutsch-iranischen Beziehungen, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, über die Zeit des Faschismus bis zur Bundesrepublik Deutschland. Das ist nichts Neues. Dass die Ergebnisse dieser Darstellung für die künftige deutsche Iranpolitik relevant seien, wie der Autor im Vorwort behauptet (S. 11), muß bezweifelt werden. Seine iranischen Freunde, auf die er sich beruft und die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden (S. 15), gehören wahrscheinlich zur Modjahedin Chalq, die mit der CIA zusammenarbeitet. Sie verbreiten falsche Informationen über die iranische Atomforschung, um einen Krieg gegen Iran zu provozieren.

Küntzel polemisiert gegen zwei namhafte Nahost-Experten, gegen Christoph Bertram, den ehemaligen und gegen Volker Perthes, den derzeitigen Direktor der "Stiftung Wissenschaft und Politik" und greift ihr realistisches, auf Entspannung orientiertes Eintreten in der Iranpolitik an (S. 13). Küntzel plädiert für eine konfrontative Politik gegen Iran, die für viele Kenner der Lage in eine Katastrophe münden würde. Das Personenregister erleichtert es dem Leser etwas, sich in diesem Sammelsurium zurechtzufinden.

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt hat eine Reihe von Büchern zu konfliktreichen Ländern unter dem Titel "Wegweiser zur Geschichte" publiziert, die, wie auch das Büchlein über Pakistan(54) als gute Bürgerinformation gedacht sind, wie auch die zahlreichen Bilder, Karten, Tabellen, Diagramme und eine Zeittafel erkennen lassen. Diese Bücher, besonders über Afghanistan und Pakistan sind Lieblingslektüre der in Afghanistan eingesetzten Bundeswehrsoldaten. Einige der Beiträge sind schon in Buchform veröffentlicht, u.a. die von Dietmar Rothermund, Conrad Schetter, Thomas Ruttig und Jochen Hippler. Das Literatur- und Namensverzeichnis gibt den Lesern Anregungen zu weiterem Studium bzw. Orientierung.

Nicht immer sind die umfangreichen Bücher auch die besseren. Jakob Rösel hat auf hundert Seiten eine substanzielle und fundierte Gesellschaftsgeschichte Pakistans vorgestellt.(55) Die Entstehung Pakistans, bestehend aus Teilen des indischen Subkontinents und Afghanistans hatte bekanntlich geostrategische Gründe. Damit wollten die Briten angeblich der Sowjetunion den Weg zum warmen Wasser versperren. In der Tat ging es darum, auch nach ihrem Abzug aus Indien, mit einem Fuß dort zu bleiben. Deswegen musste die Teilung Indiens gegen den Willen eines großen Teils der Bevölkerung, einschließlich der Muslime schnellstmöglich vollzogen werden. Die Kolonialmacht handelte nach der bewährten Methode "divide et impera". Der britische Geheimdienst goß Öl ins Feuer, indem er in der Nacht Köpfe geschlachteter Kühe hinter den Türen der Hindus und zerrissene bzw. teilweise verbrannte Koranausgaben hinter den Türen der Muslime ablegen ließ.(56) Damit wurde der in der indischen Geschichte grausamste Bürgerkrieg mit gewalttätigen Massakern zwischen Hindus und Muslimen eingeleitet, wodurch die Teilung Indiens gerechtfertigt wurde und unausweichlich schien. Der Kalte Krieg ebnete den Weg Pakistans zum von den USA und Großbritannien dominierten Bagdad- und späteren CENTO-Pakt (S. 15). Dadurch konnten die USA auf pakistanischem Boden Militärbasen gegen die UdSSR und die VR China in Stellung bringen. Die politische und militärische Elite des Landes bestand aus den Mohajirin (Zugewanderten), die eng mit der alten Kolonialmacht verbunden waren (S. 21). Selbst der Vater des pakistanischen Separatstaates, Mohammad Ali Jinnah, ein ehemaliger Rechtsanwalt, wurde aus London importiert (S. 3f.). Das Land wurde unter den neuen Feudalen und den militärischen Machthabern aufgeteilt. Nach dem Putsch durch den Feldmarschall Ayub Khan entstand zunächst "eine militärisch-politische Doppeltstadt" in der Nähe von Rawalpindi, wo sich das Hauptquartier der Armee befand (S. 27). Ayub Khan leitete dann "1963 die Transformation des Kunststaates in einen Militärstaat ein" (S. 28), der dann zum Hauptmerkmal des politisches Systems wurde. Es wurde ein Präsidialsystem geschaffen: "Der Präsident ist der neue Diktator" (S. 39). Durch die Beteiligung des Landes am Afghanistan-Konflikt seit 1978, vor allem seit 1980 unter der Führung von General Zia Ul-Haq, wurde das Land islamisiert und der Jihad zum Bestandsteil der Außenpolitik Pakistans (S. 41ff.). Folge dieser Politik war dann die Talebanisierung des Landes (S. 77ff.), womit sich Pakistan noch lange plagen dürfte.

Ein umfangreiches Buch über die Geheimdienste Pakistans Inter Services Intelligence (ISI) und Indiens Research and Analysis Wing (R&AW) hat Hein G. Kiessling geschrieben.(57) Der Autor war von 1989 bis 2002 als Repräsentant einer deutschen politischen Stiftung in Pakistan. Vier Jahre lebte er in Quetta in der Provinz Belutschistan, wo die Taleban ihre geheime Zentrale haben. Er wurde für seine Arbeit 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Woher sein Interesse für die Geheimdienste kam, und für welche tatsächliche Leistung er die Ehrung erhielt, verrät er nicht. Da er sich vier Jahre in der Höhle des Löwen aufgehalten hat, und seinen Arbeitsbereich und den Grund für die Auszeichnung sibyllinisch benennt, erweckt er beim Leser den Eindruck, als ob er selbst im Bereich der Geheimdienste tätig gewesen wäre. Er hat eine fleißige 412 Seiten umfassende Arbeit vorgelegt. Entsprechend groß waren meine Erwartungen und dann auch die Ernüchterung. Es ist eher ein lexikalisches Buch. Seine Quellen sind sämtlich öffentlich zugänglich und schon bekannt, seine Angaben nicht präzis. Er berichtet von den Aktivitäten des afghanischen Geheimdienstes "KHAD" in den 70er Jahren in Belutschistan. Es bleibt unklar, ob es zu der Zeit den KHAD schon gegeben hat. Der Werdegang des ISI wird zwar im Kontext der innenpolitischen Entwicklung Pakistans behandelt, zumeist aber oberflächlich. Dabei kommt durchgehend seine Detailverliebtheit zum Ausdruck. Von wem Pakistans Präsident Syed Iskander Ali Mirza (S. 14) nach seiner Absetzung durch die Militärs am Flughafen verabschiedet wurde, mit welcher Maschine er später nach London abgeschoben wurde und wer dabei war (S. 15), scheint mir doch irrelevant zu sein. Auch welche Generäle, wann und wie lange bei der ISI tätig waren, (S. 21-23) oder welche pakistanischen Ausbildungseinrichtungen sie besucht haben (S. 28). Hingegen ist die Zusammenarbeit zwischen ISI und CIA gegen die seit 1966 regierende Indira Gandhi in Indien durchaus von Interesse (S. 25). In einem Abschnitt wird über die Aktivitäten des ISI in Nordindien berichtet, wobei auch mit zehn islamistischen Gruppierungen kooperiert worden wäre (S. 192ff.). Auch eine Zusammenarbeit zwischen der pakistanischen Armeeführung im Einvernehmen mit dem ISI und jordanischen Stellen hätte es gegeben, wobei General Zia Ul-Haq für zwei Jahre nach Amman geschickt worden und an der Massakrierung der Palästinenser am "schwarzen September" beteiligt gewesen wäre (S. 33). Über den Afghanistaneinsatz des ISI wissen wir schon viel aus anderen Quellen, darüber seien "eine Reihe informativer Artikel und Bücher geschrieben worden" (S. 46). Der Autor fasst hier lediglich einiges zusammen.

Auch der indische Geheimdienst (R&AW) wird nach dem gleichen Muster abgehandelt. Dies betrifft vor allem die Strukturen (S. 290ff.), was für den Leser ermüdend ist. Bezeichnend ist, dass der R&AW, dessen Direktor von Indira Gandhi persönlich ernannt wurde, erst 1968, d.h. zwei Jahre später als der ISI ins Leben gerufen wurde (S. 294). Kiessling bezeichnet insgesamt den R&AW aber auch den ISI als effektive Nachrichtendienste. R&AW leiste einen wichtigen Beitrag für die innere Sicherheit und die weltweite Stellung Indiens (S. 309). Kiessling geht auf die Kooperation des R&AW mit der CIA, dem französischen und dem israelischen Geheimdienst ein (S. 310ff.). Als die Volksrepublik China 1962 wegen eines Grenzkonfliktes gegen Indien Krieg führte, hätte das die Bedingungen für eine Zusammenarbeit zwischen der CIA und R&AW begünstigt (S. 310). Als die sowjetische Armee 1960 ein aus Peschawar gestartetes Spionageflugzeug der USA "U-2" abgeschossen hatte (S. 311), ließen die USA ihre U-2-Flüge von indischem Territorium aus über China fliegen. Die CIA interessierte sich für die Provinz Xinjiang, wo "Nuklear- und Raketenversuchsanlagen vermutet worden seien (S. 311). Durch die Zusammenarbeit zwischen R&AW und dem französischen Dienst sollten für Indien Informationen über US-Aktivitäten im indischen Ozean beschafft werden (S. 314). R&AW hätte von den Erfahrungen des israelischen Geheimdienstes MOSSAD bezüglich seines Einsatzes in Westasien und Nordafrika profitieren wollen (S. 315). In den Jahren des Kalten Krieges hätte es auch eine Zusammenarbeit zwischen R&AW und dem sowjetischen Geheimdienst KGB gegeben (S. 317ff.). R&AW war auch aktiv in den Nachbarländern Sri Lanka (S. 339ff.), Bangladesh (S. 349ff.) sowie Bhutan und Nepal S. 357ff.). Eine deutliche Kürzung des gesamten Textes um etwa die Hälfte und ein Personenverzeichnis hätten dem Buch gut getan.

Die US-Außenpolitik und die Wurzeln des internationalen Terrorismus. Mit diesem Thema hat sich Professor Mahmood Mamdani von der Columbia University in seinem "Essay" (S. 19), wie er ihn selbst nennt, beschäftigt.(58) Berücksichtigt man die Geschichte der US-amerikanischen Außenpolitik, gewinnt man den Eindruck, dass bei allen weltweit begangenen Verbrechen, die Außenpolitik der USA, genauer die CIA als ein Instrument der US-Außenpolitik, eine Rolle gespielt hat. Darüber berichtet Mamdani ausführlich. Die US-Elite war sogar Geburtshelfer des Nationalsozialismus, wie Hermann Ploppa akribisch nachgewiesen hat,(59) sowie der sich an die Macht geputschten faschistoiden Kräfte in Lateinamerika, Südasien und Afrika. Ihre Zusammenarbeit mit faschistischen Kräften in Europa, wie Portugal, Spanien und Griechenland wird beleuchtet. Es sind Zeugnisse einer Außenpolitik mit verheerenden Folgen. Allerdings stützt sich Mamdani weniger auf empirische Daten, eher setzt er sich interpretierend mit dem Thema auseinander. Seine Position versteht er als alternative Deutung der Ereignisse zu offiziellen Verlautbarungen und von den Medien verbreiteten apologetischen Positionen (S. 23). Dies betrifft vor allem die Ereignisse des 11. September 2001 in den USA.

Die Veränderungen in der US-Außenpolitik begannen für Mamdani mit der Amtsübernahme von Ronald Reagan (S. 20). Dies begründet er mit der US-Unterstützung für die nicaraguanischen Contras nach der sandinistischen Revolution 1979. Dabei ist ihm anscheinend entgangen, dass schon Jimmy Carter ab 1978 die afghanischen islamistischen Modjahedin unterstützt hatte und damit die sowjetische Militärintervention provozierte. Die von der politischen Klasse der USA nach dem 11. September verbreitete Parole von "guten" und "bösen" Muslimen behindere nach Meinung Mamdanis eine Auseinandersetzung mit den wahren Ursachen des Problems (S. 24). Er setzt sich mit der These von Huntington "The Clash of Civilizations" und der islamfeindlichen Position Bernhard Lewis, die in dieselbe Kerbe schlagen wie die Kriegstreiber um Bush und Cheney (S. 30), auseinander und widerlegt sie. Die oben genannten Thesen seien zur Triebkraft der Außenpolitik der Bushadministration geworden (S. 31). Man kann sogar Huntington und Lewis als ideologische Brandstifter bezeichnen. George W. Bush und Tony Blair als selbsternannte Führer des Westens hätten sich zwar formal von der These Huntingtons distanziert, jedoch die von den "guten" und "bösen" Moslems weiter verbreitet (S. 32). Mamdani sieht die eigentliche Wurzel des Fundamentalismus in den USA, wo er Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden sei (S. 45). Da der Islam keine religiöse Hierarchie kenne, ausgenommen bei den Schiiten, könne der Fundamentalismus nur auf die Schiiten angewendet werden (S. 45). Mamdani beschäftigt sich mit dem christlichen Fundamentalismus und mit den Reformern im Islam, wie Al Afghani, Mohammad Eqbal und Mohammad Ali Jinnah (S. 54 und S. 57ff.), sowie den Moslembrüdern unter Hasan Al Banna in Ägypten. Ausführlich befasst er sich mit dem Kalten Krieg nach Indochina und der Rolle der CIA (S. 75ff.), wobei er die weltweiten Operationen der CIA, wie in Angola (S. 87), Afghanistan (S. 142ff.), Mosambik (S. 99ff.), die Iran-Contra-Affäre (S. 120ff.) behandelt. Exemplarisch belegt er die Beteiligung der CIA an der Ermordung des kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba (S. 81). Im Weiteren beschreibt er die Stellvertreterkriege der USA, die dann in offene Kriege mündeten. Hierbei geht er auch auf die Rolle von Henry Kissinger ein (S. 94ff.). Ein weiterer Faktor, der Terror begünstige, sieht er in der aggressiven Politik Israels, deren Straflosigkeit bei Mißachtung von UN-Beschlüssen (S. 259), sowie in der Privatisierung des Terrors und des Krieges (S. 249ff.). Ein Abschnitt des Buches trägt den Titel "Der Ausweg" (S. 257ff.), aber einen Ausweg aus dieser Misere zeigt der Autor nicht.

Das Buch des in den USA lebenden und 1948 in Kabul geborenen Afghanen Tamim Ansari ist mit dem Untertitel: "Globalgeschichte aus islamischer Sicht" versehen. Es handelt sich eher um ein Geschichtsbuch aus der Perspektive eines Muslims. Da er aus einer religiösen Familie stammt und seine Uhrahnen gar zu den Unterstützern des Propheten Mohammad rechnet (S. 13), sucht er im Prinzip nach seinen eigenen Wurzeln. Das wird auch daran ersichtlich, dass schon in der Einleitung viel zu oft von "ich" die Rede ist. "Der Islam war mir ein persönliches Anliegen und hing für mich eng mit meinem Prozess der Identitätsfindung zusammen" (S. 13). Ansari versteht sich nicht als "Historiker" (S. 20), sondern als "Erzähler" und sein Buch nicht als eine "wissenschaftliche Abhandlung" (S. 19). "Es ist eher das, was ich Ihnen in einem Café erzählen würde" (S. 19). Er gibt auch zu, nichts Neues geschrieben, sondern nach seinen Vorstellungen aus Büchern zusammengetragen zu haben, die "in den Regalen der Universitätsbibliotheken verstauben" (S. 19f.). Ansari widmet in seinen Erzählungen dem Zeitraum, in dem der Prophet und seine Khalifen gelebt und gewirkt haben, einen breiteren Raum. Die Muslime hätten ihre Geschichte nicht schriftlich niedergelegt, sondern auswendig gelernt (S. 20), deswegen betrachten seriöse westliche Wissenschaftler, im Gegensatz zu Ansari, diese Erzählungen mit Skepsis. Sein Buch ist streng chronologisch aufgebaut. Er fängt mit der Flucht Mohammads, der "Hidschra", von Mekka nach Medina an und erzählt von der Entstehung des Kalifats, der Spaltung der islamischen Gemeinde in "Schia" und "Sunna", vom Reich der Umayyaden und Abbasiden, sowie vom Aufstieg der Türkei zur islamischen Weltmacht unter den Osmanen (S. 37ff.). Auch die Gründung der islamistischen Bewegung "die Muslimbruderschaft" in Ägypten im Jahre 1928 durch Hassan Al-Banna, sowie die Reformer, wie Sayed Dschamal Ad-Din Al-Afghani werden behandelt (S. 242ff.). Der namhafte afghanische Intellektuelle Mahmud Tarzi wäre von Al-Afghani inspiriert worden. Tarzi seinerseits wäre dann Anfang der 20. Jh. Lehrer des Prinzen Amanullah gewesen, der 1919 die außenpolitische Unabhängigkeit Afghanistans erkämpft hätte (S. 261). Abschließend erzählt er seine Version des Palästina-Israel-Konfliktes, wobei er die Geburtsfehler des jüdischen Staates im europäischen, überheblichen Kolonialismus sieht.

Die Region, um die es sich in diesem Beitrag handelte, wird in absehbarer Zeit eines von den wichtigsten Spannungsfeldern der internationalen Politik bleiben. Daher werden wir darüber noch viele gute und weniger gute Bücher zu lesen bekommen.


Anmerkungen:

(1) Vgl. Erös, Reinhard: Tee mit dem Teufel, Hamburg 9. Auflage 2007, S. 144.
(2) Vgl. Erös, Reinhard: Unter Taliban, Warlords und Drogenbaronen, Hamburg 2008, S. 363.
(3) Vgl. Erös, Reinhard: Tee mit dem Teufel, a.a.O., S. 251f.
(4) Groos, Heike: "Dein Job ist Soldat, Mama", in: Marburger Magazin Express, 3.11.2009, S. 6.
(5) Groos, Heike: "Dieser wahnwitzige Einsatz", in: Der Spiegel, 37/2009, S. 98.
(6) Ebenda.
(7) Ebenda.
(8) Groos, Heike: "Dein Job ist Soldat, Mama", in: Marburger Magazin Express, 3.11.2009, S. 6.
(9) Groos, Heike: Ein schöner Tag zum Sterben, Frankfurt/M. 2009.
(10) Groos, Heike: "Das ist auch euer Krieg, Frankfurt/M. 2010.
(11) Groos, Heike: "Dieser wahnwitzige Einsatz", in: Der Spiegel, 37/2009, S. 98.
(12) Wohlgethan, Achim/Schulze, Dirk: Endstation Kabul, 5. Aufl. Berlin, 2010.
(13) Wohlgethan, Achim: Operation Kundus, Berlin 2009.
(14) Vgl. Reichelt, Julian und Meyer, Jan: Ruhet in Frieden, Soldaten! Köln 2010, S. 47.
(15) Demmer, Ulrike u. a.: Ein deutsches Verbrechen, in: Der Spiegel, Nr. 5/2010, 1.2.2010, S. 34-57.
(16) Vgl. Reichelt, Julian und Meyer, Jan: Ruhet in Frieden, Soldaten! a.a.O., S. 13f. und S. 25ff.
(17) Vgl. Ebenda, S. 19f.
(18) Schwegmann, Christoph (Hrsg.): Bewährungsproben einer Nation: Die Entsendung der Bundeswehr ins Ausland, Berlin 2011.
(19) Vgl. Kerscher, Helmut: Selbst die Papstwahl ist demokratischer, in: Süddeutsche Zeitung (SZ), 5./6.12.1998, S. 2; Prantl, Heribert: Zu jung? Zu alt? Zu schwarz? Zu rot?, in SZ, 15.10.2010, S. 5.
(20) Kornelius, Stefan: Der unerklärte Krieg: Deutschlands Selbstbetrug in Afghanistan, Hamburg 2009.
(21) Vgl. Kornelius, Stefan: Lektionen in Mut, in: Süddeutsche Zeitung (SZ), 27./28.8.2011, S. 4.
(22) Thörner, Marc: Afghanistan-Code, Hamburg 2010.
(23) Wer sich für die Arbeit der internationalen NGOs interessiert, dem ist unbedingt das Buch von Layla Bahmad: Non-Governmental Organisations in Palestine, Baden-Baden 2008, empfohlen.
(24) Primor, Avi: Frieden in Nahost ist möglich: Deutschland muß Obama stärken, Hamburg 2010, S. 61f.
(25) Lorenz, Andreas: Die asiatische Revolution, Hamburg 2011.
(26) Schoettli, Urs: Mehr Indien, weniger China, Hamburg 2011.
(27) Auswärtiges Amt (Hrsg.): Asien-Konzept der Bundesregierung, Bonn 1994.
(28) BMZ (Hrsg.): Asien-Konzept, Bonn 2001.
(29) Auswärtiges Amt (Hrsg.): Aufgaben der deutschen Außenpolitik - Südasien, Berlin 2002.
(30) Steinberg, Guido: Im Visier von Al-Qaida: Deutschland braucht eine Anti-Terror-Strategie, Hamburg 2009.
(31) Bliesemann de Guevara, Berit/Kühn, Florian P.: Illusion Statebuilding, Hamburg 2010.
(32) Junger, Sebastian: War, München 2010, S. 15.
(33) Vgl. Aust, Stefan/Konnerth, Detlev: Das "Kill Team", in: Zeit Magazin, Nr. 2, 2012, S. 26-32.
(34) Vgl. "Schönen Tag noch, Kumpel", in: Neues Deutschland, 14./15.1.2012, S. 8; Abstoßende Bilder, in: Süddeutsche Zeitung, 13.1.2012, S. 4 und Neue Ruhrzeitung, Essen, Rheinische Post, Düsseldorf sowie Hamburger Abendblatt von 13.1.2012.
(35) Lindemann, Marc: Unter Beschuss, Berlin 2010, S. 13ff.
(36) Ladurner, Ulrich: Eine Nacht in Kabul, St. Pölten 2010.
(37) Merey, Can: Die afghanische Misere, Weinheim 2008.
(38) Schetter, Conrad/Klußmann, Jörgen (Hrsg.): Der Taliban-Komplex, Frankfurt/M., 2011, S. 9.
(39) Vgl. Koenigs, Tom: Machen wir Frieden oder haben wir Krieg? Berlin, 2011, S. 25.
(40) Scholl-Latour, Peter: Die Angst des weißen Mannes, Berlin 2009.
(41) Joya, Malalai: Ich erhebe meine Stimme, München 2009.
(42) Saeed Mári: Mein Kabul - mein Deutschland, Rüsselsheim 2008.
(43) Benard, Cheryl und Edit Schlaffer: Die Grenzen des Geschlechts. Reinbek 1984, S. 209.
(44) Schwitalla, Artur: Afghanistan, jetzt weiß ich erst..., Berlin, 2010, S. 9.
(45) Gerber, Gerlinde: Die neue Verfassung Afghanistans, Berlin 2007.
(46) Gehrcke, Wolfgang u.a.: Afghanistan - So werden die "neue Kriege" gemacht, Köln 2011.
(47) Barfield, Thomas: Afghanistan: A Cultural and Political History, Princeton & Oxford 2010.
(48) Seiffert, Anja u.a. (Hrsg.): Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, Wiesbaden 2012, S. 8.
(49) Politik und Wirtschaft unterrichten: Afghanistan, (Sek. II), Wiesbaden 2011.
(50) Randow, Gero von/Ladurner, Ulrich: Die iranische Bombe - Hintergründe einer globalen Gefahr, Hamburg 2006.
(51) Bertram, Christoph: Partner, nicht Gegner - Für eine andere Iran- Politik, Hamburg 2008.
(52) Kinzer, Stephen: Im Dienste des Schah: CIA, MI6 und die Wurzeln des Terrors im Nahen Osten, Weinheim 2009.
(53) Küntzel, Matthias: Die Deutschen und der Iran, Berlin 2009.
(54) Chiari, Bernhard/Conrad Schetter (Hrsg.): Pakistan, Paderborn 2010.
(55) Rösel, Jakob: Pakistan: Kunststaat, Militärstaat, Krisenstaat, Berlin 2011.
(56) Baraki, Matin: Gedächtnisprotokoll eines Gespräches mit dem afghanischen Politiker und Zeitzeugen Ali Mohammad Chorosch, im Jahre 1973 in Bagrami bei Kabul.
(57) Kiessling, Hein G.: ISI und R&AW - die Geheimdienste Pakistans und Indiens, Berlin 2011.
(58) Mamdani, Mahmood: Guter Moslem, böser Moslem - Amerika und die Wurzel des Terrors, Hamburg 2006.
(59) Ploppa, Hermann: Hitlers amerikanische Lehrer, Sterup 2008.


Literatur:
  • Erös, Reinhard: Tee mit dem Teufel, Hoffmann und Campe, Hamburg 9. Auflage 2007, 265 S.
  • Erös, Reinhard: Unter Taliban, Warlords und Drogenbaronen, Hoffmann und Campe, Hamburg 2008, 365 S.
  • Groos, Heike: Ein schöner Tag zum Sterben, Krüger Verlag, Frankfurt/M. 2009, 270 S.
  • Groos, Heike: "Das ist auch euer Krieg!", Krüger Verl., Frankfurt/M. 2010, 207 S.
  • Wohlgethan, Achim/Schulze, Dirk: Endstation Kabul, 5. Aufl., Ullstein, Berlin, 2010, S. 319.
  • Wohlgethan, Achim: Operation Kundus, Econ Verlag, Berlin 2009, 317 S.
  • Reichelt, Julian und Meyer, Jan: Ruhet in Frieden, Soldaten! Fackelträger Verl., Köln 2010, 213 S.
  • Schwegmann, Christoph (Hrsg.): Bewährungsproben einer Nation: Die Entsendung der Bundeswehr ins Ausland, Duncker & Humblot, Berlin 2011, 243 S.
  • Kornelius, Stefan: Der unerklärte Krieg: Deutschlands Selbstbetrug in Afghanistan, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2009, 100 S.
  • Thörner, Marc: Afghanistan-Code, Edition Nautilus, Hamburg 2010, 155 S..
  • Primor, Avi: Frieden in Nahost ist möglich: Deutschland muß Obama stärken, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2010, 93 S.
  • Lorenz, Andreas: Die asiatische Revolution, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011, 273 S.
  • Schoettli, Urs: Mehr Indien, weniger China, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011, 107 S.
  • Steinberg, Guido: Im Visier von Al-Qaida: Deutschland braucht eine Anti-Terror-Strategie, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2009, 105 S.
  • Bliesemann de Guevara, Berit/Kühn, Florian P.: Illusion Statebuilding, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2010, 215 S.
  • Junger, Sebastian: War, Blessing, München 2010, 335 S.
  • Lindemann, Marc: Unter Beschuss, Econ-Verlag, Berlin 2010, 282 S.
  • Ladurner, Ulrich: Eine Nacht in Kabul, Residenz Verlag, St. Pölten 2010, 253 S.
  • Merey, Can: Die afghanische Misere, Wiley, Weinheim 2008, 308 S. Schetter, Conrad/Klußmann, Jörgen (Hrsg.): Der Taliban-Komplex, Campus Verlag, Frankfurt/M., 2011, 270 S.
  • Koenigs, Tom: Machen wir Frieden oder haben wir Krieg? Wagenbach, Berlin, 2011, 268 S.
  • Scholl-Latour, Peter: Die Angst des weißen Mannes, Propyläen Verlag, Berlin 2009, 457 S.
  • Joya, Malalai: Ich erhebe meine Stimme, Piper, München 2009, 302 S. Saeed Mári: Mein Kabul - mein Deutschland, Göttert, Rüsselsheim 2008, 315 S.
  • Schwitalla, Artur: Afghanistan, jetzt weiß ich erst..., Hartmann, Berlin, 2010, 268 S.
  • Gerber, Gerlinde: Die neue Verfassung Afghanistans, Schiler, Berlin 2007, 193 S.
  • Gehrcke, Wolfgang u.a.: Afghanistan - So werden die "neue Kriege" gemacht, PappyRossa Verlag, Köln 2011, 235 S.
  • Barfield, Thomas: Afghanistan: A Cultural and Political History, Princeton University Press, Princeton & Oxford 2010, 389 S.
  • Seiffert, Anja u.a. (Hrsg.): Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, VS-Verlag, Wiesbaden 2012, 240 S.
  • Politik und Wirtschaft unterrichten: Afghanistan, (Sek. II), Wochenschau Verlag, Wiesbaden 2011, 34 S.
  • Randow, Gero von/Ladurner, Ulrich: Die iranische Bombe - Hintergründe einer globalen Gefahr, Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, 174 S.
  • Bertram, Christoph: Partner, nicht Gegner - Für eine andere Iran- Politik, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2008, 91 S.
  • Gent, Werner van und Antonia Bertschinger: Iran ist anders, Rotpunktverlag, Zürich 2010, 265 S.
  • Kinzer, Stephen: Im Dienste des Schah: CIA, MI6 und die Wurzeln des Terrors im Nahen Osten, Wiley, Weinheim 2009, 319 S.8
  • Küntzel, Matthias: Die Deutschen und der Iran, wjs, Berlin 2009, 319 S.
  • Chiari, Bernhard/Conrad Schetter (Hrsg.): Pakistan, Schöningh, Paderborn 2010, 276 S.
  • Rösel, Jakob: Pakistan: Kunststaat, Militärstaat, Krisenstaat, Lit- Verlag, Berlin 2011, 110 S.
  • Kiessling, Hein G.: ISI und R&AW - die Geheimdienste Pakistans und Indiens, Köster, Berlin 2011., 414 S.
  • Mamdani, Mahmood: Guter Moslem, böser Moslem - Amerika und die Wurzel des Terrors, Edition Nautilus, Hamburg 2006, 317 S.
  • Ansary, Tamim: Die unbekannte Mitte der Welt - Globalgeschichte aus islamischer Sicht, Campus-Verlag, Frankfurt/M. 2010, 367 S.

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Inhaltsverzeichnis - inamo Nr. 70, Sommer 2012

Gastkommentar:
- Der politische Masterplan des Militärs. Von Heiko Flottau

Endspiel:
- Abd al-Rahman al-Kawakibi im Spiegel der syrischen Aufstände. Von Jens Heibach und Inana Othman
- Abd al-Rahman al-Kawakibi. Was ist Despotie?
- Das angebliche "Projekt Alawitenstaat". Von Abdallah Hanna
- 30 Jahre Hafez al-Asad. Von Norbert Mattes
- Anmerkungen zu den syrischen Aufständen. Von Omar S. Dahi
- Dardari: Der Trojaner des neoliberalen Syrien. Von Ghadi Francis
- Die religiösen Stützen der säkularen Diktatur. Von Mona Sarkis
- Mächtige Muslimbrüder? Von Mona Sarkis
- Die Opposition als Bürde der Revolution? Von Hazem Nahar
- Opposition gegen die syrische Opposition - gegen den SNC. Von As'ad Abu Khalil
- SNC auf dem Weg zur "flüssigen Demokratie!?" Von Osama ash-Shorbaji und Haitham al-Hamwi
- Das syrisch-kurdische Parteienspektrum. Von KurdWatch
- Dialog oder Tod? Von Radwan Mortada
- Hizbullahs subtiler Schwenk im Syrien Konflikt. Von Nicholas Noe
- Warum Hizbullah das Asad-Regime unterstützt. Von Amal Saad-Ghorayeb
- Was ist los mit Al Jazeera? Von Paul Jay

Algerien:
- Ahmed Ben Bella 1916-2012. Von Werner Ruf

Iran:
- Parlamentswahlen im Iran und ihre politische Bedeutung. Von Javad Kooroshy

Libyen:
- Der Große Künstliche Fluss Libyens - Mythen und Realitäten. Von Konrad Schliephake

Palästina/Israel:
- Hacking-Angriff auf Palästina. Die digitale Besatzung Von Helga Tawil-Souri

Rassismus:
- Anti-afrikanische Pogrome in Israel. Von R. Kazandjian, A. H. Dimerdji und S. Asumadu
- Ethnische Säuberung, Genozid und die Tawergha. Von HRI

Turkmenistan:
- Ein zentralasiatisches Myanmar? Von Nick Keith

Sudan:
- Sudan und Südsudan: Dem Krieg eine Chance? Von Roman Deckert und Tobias Simon

Wirtschaftskommentar:
- Syrien: Pläne für danach ...

Zeitensprung:
- Modis offenes Geheimnis - Der Godhra-Zwischenfall 2002. Von Jörg Tiedjen

Kultur:
- While Waiting - Das "Freedom Theatre" in Jenin.
- Der Dichter Taha Muhammad Ali "... an der Nase herumgeführt". Von Hakam Abdel-Hadi

ex mediis:
- Afghanistan in den internationalen Publikationen. Von Matin Baraki
- Parteien in Syrien im 20. Jahrhundert / Arabisch-islamische Philosophie der Gegenwart / Kultur der Ambiguität.
Redaktion; Nausikaa Schirilla; Arno Schmitt

Nachrichten//Ticker

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Quelle:
INAMO Nr. 70, Jahrgang 18, Sommer 2012, Seite 79-89
Berichte & Analysen zu Politik und Gesellschaft des Nahen und Mittleren Ostens
Herausgeber: Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten e.V.
Redaktion: INAMO, Postfach 310727, 10637 Berlin
Telefon: 030/864 218 45
E-Mail: redaktion@inamo.de
Internet: www.inamo.de
 
Die inamo erscheint vierteljährlich, sie kann zum Preis
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2013