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MELDUNG/165: Luftangriff auf Krankenhaus in Kundus muss untersucht werden


Amnesty International - Meldung vom 3. Oktober 2015

Luftangriff auf Krankenhaus in Kundus muss untersucht werden


03. Oktober - Die Bombardierung eines Krankenhauses der Organisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins sans Frontières - MSF) in Afghanistan ist ein tragischer Vorfall, der sofort und unabhängig untersucht werden muss, so Amnesty International.

Die chirurgische Klinik von MSF in der nordafghanischen Stadt Kundus wurde am Morgen des 3. Oktober bei einem Luftangriff mehrfach von Bomben getroffen. Dabei sind mindestens neun MSF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine noch unbekannte Anzahl an Patientinnen und Patienten getötet worden. Zahlreiche Personen werden vermisst (Stand: 3. Oktober).

Es ist noch unklar, wer die Verantwortung für die Bombardierung trägt. Die US-Armee hat jedoch zugegeben, dass ein US-Luftangriff "möglicherweise zu Kollateralschäden an einer nahegelegenen medizinischen Einrichtung geführt hat". MSF hatte wenige Tage zuvor allen Konfliktparteien die GPS-Koordinaten des Krankenhauses übermittelt.

"Die Bombardierung des MSF-Krankenhauses in Kundus ist ein schwerer Schlag gegen die Menschlichkeit. Der Gedanke, dass Ärztinnen und Ärzte sowie weiteres Krankenhauspersonal mit dem Leben dafür bezahlt haben, dass sie versucht haben, andere Leben zu retten, ist kaum zu ertragen. Krankenhäuser dürfen gemäß humanitärem Völkerrecht nicht angegriffen werden", erklärte Horia Mosadiq, Afghanistan-Expertin bei Amnesty International. "Wir gedenken in tiefer Trauer der MSF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Arbeit während der Kampfhandlungen in Kundus in der vergangenen Woche mutig und selbstlos weitergeführt haben."

"Die Umstände und Gründe für die Bombardierung müssen umfassend, unabhängig und transparent untersucht werden. Die US-Armee sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, bevor nicht umfassend geklärt wurde, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte", forderte Mosadiq. "Wir fordern alle Konfliktparteien dazu auf, sowohl humanitäre Helferinnen und Helfer als auch humanitäre Einrichtungen zu respektieren und zu schützen und alle Maßnahmen zum Schutz der Zivilpersonen zu ergreifen, die dem Konflikt nicht entkommen können."

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Quelle:
Meldung vom 3. Oktober 2015
http://www.amnesty.de/2015/10/3/luftangriff-auf-krankenhaus-kundus-muss-untersucht-werden?destination=node%2F2817
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2015

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