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EUROPA/392: "Kriegsverbrecherparadies" übernimmt Vorsitz von Europarat


Presseerklärung vom 9. Mai 2007

Europas "Kriegsverbrecherparadies" übernimmt Vorsitz von Europarat


Als Menschenrechtsorganisation mit "mitwirkendem Status" beim Europarat hat die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV-International) mit Schrecken zu Kenntnis genommen, dass Serbien den Vorsitz des Europarats übernommen hat. "Dieses Land ist nicht nur Zufluchtsort für Karadzic und Mladic, sondern regelrechtes Paradies für tausende Personen, die in Bosnien-Herzegowina an Kriegsverbrechen beteiligt waren", schrieb heute der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV-International), Tilman Zülch, an 46 Mitgliederstaaten des Europarates.

Gemeinsam mit den bosnischen Opferverbänden(1) der Frauen von Srebrenica, der weiblichen Lagerhäftlinge, der Vermissten Vereinigungen darunter vier Müttervereinigungen aus Srebrenica, appellierte die GfbV-International an die Mitgliedsländer des Europarates, die Weiterführung des ER-Vorsitzes durch Serbien von der Auslieferung von Hauptkriegsverbrechern (Ratko Mladic, Radovan Karadzic, Zdravko Tolimir, Goran Hadzic, Stojan Zupljanin, Vlastimir Djordjevic) an das Tribunal in Den Haag und der Überstellung von weiteren mutmaßlichen Kriegsverbrechern an die bosnisch-herzegowinischen Behörden abhängig zu machen.

Die GfbV-International erinnert daran, dass die genannten serbischen Kriegsverbrecher die Mitverantwortung tragen für die Errichtung von Internierungs-, Konzentration-, und Vergewaltigungslagern, für Massaker in Ost-, Nord-, und Westbosnien, für die ethnische Säuberung und Vertreibung von 2,2 Millionen bosnischer Kindern, Frauen und Männern, für die Einschließung, Beschießung und Aushungerung bosnischer Städte und UN-Schutzzonen über vier Jahre, sowie die Zerstörung von etwa 1200 islamischen und 450 katholischen Gotteshäusern und Gemeindegebäuden.

Angesichts dieser furchtbaren Verbrechen ist die Wahl des serbischen Parlamentspräsidenten Tomislay Nikolic, Vizepräsident der Radikalen Partei des in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagten Vojislav Seselj, eine Provokation Europas durch die Mehrheit des serbischen Parlaments, erklärte die GfbV-International.

(1) "Srebrenica-Mütter" - Srebrenica, "Bewegung der Mütter aus den Enklaven Srebrenica und Zepa" - Sarajevo", "Frauen aus Srebrenica" - Tuzla, "Lagerinsassenverband BiH" - Sarajevo, "Assoziation der Genozidopfer - von BiH" Sarajevo/Srebrenica, "Frauen - Opfer des Krieges" - Sarajevo, "Frauen aus dem Drina-Tal" - Sarajevo/Bratunac, Union Roma BiH, "Izvor" - Vermisstenverein Prijedor, "Mit dem Herzen zum Frieden" - Prijedor/Kozarac, "Zena BiH" - Mostar, "Jugendforum" Stolac, "Für Vermisste aus Hadzici" - Hadzici


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Sarajevo/Srebrenica vom 11. Mai 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2007