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EUROPA/601: In Deutschland geborenen und aufgewachsenen Flüchtlingskindern Bleiberecht gewähren


Presseerklärung vom 4. Dezember 2015

Appell an Innenministerkonferenz übergeben (4.12.)

In Deutschland geborenen und aufgewachsenen Flüchtlingskindern Bleiberecht gewähren!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat der Innenministerkonferenz in Koblenz am Freitagmorgen den dringenden Appell übergeben, den in Deutschland geborenen und hier aufgewachsenen Flüchtlingskindern und ihren Familien dauerhaftes Bleiberecht zu gewähren. Vielen dieser hier längst integrierten Kinder drohe jetzt die Abschiebung, während rund eine Million neue Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden. Das sei unfair und ungerecht. Es dürfe nicht sein, dass Notleidenden geholfen werde und andere - vor allem Kinder - dafür "büßen" müssen, schrieb der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch an die Politiker.

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Es folgt der Appel der GfbV im Wortlaut:

Appell an die Innenminister und -senatoren von Bund und Ländern

Bitte schützen Sie unsere Flüchtlingskinder vor Abschiebung! Gewähren Sie langjährig Geduldeten Bleiberecht!


Sehr geehrter Herr Minister de Maizière, sehr geehrte Herren Minister und Senatoren,

wir wenden uns an Sie in großer Sorge um unsere Flüchtlingskinder, die hier in Deutschland geboren oder aufgewachsen und hier zuhause sind. Viele von ihnen haben sich in den vergangenen Wochen verunsichert und in großer Angst vor einer Abschiebung an unsere Menschenrechtsorganisation, die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), gewandt, unter ihnen viele Kinder von Angehörigen der Roma, Aschkali- und Egyptian-Minderheit aus dem Kosovo.

Jahrelang wurden diese Kinder, ihre Geschwister und Eltern im Ungewissen gehalten, dauerhaftes Bleiberecht oder Einbürgerung wurden ihnen verwehrt. Trotzdem haben sich die Kinder und Jugendlichen mit Hilfe von Lehrern, Sozialarbeitern, Geistlichen, Kirchengemeinden, Flüchtlingsräten, Menschenrechtlern integriert. Viele haben sich für sie engagiert und unendlich viel geleistet. Bitte erkennen Sie diese Anstrengungen als Investitionen in unser aller Zukunft an.

Jetzt - da bis Ende 2015 mehr als eine Million neue Flüchtlinge in Deutschland erwartet werden - droht den hier längst integrierten Flüchtlingskindern jedoch die Abschiebung. Das ist unfair und ungerecht! Es darf nicht sein, dass Notleidenden geholfen wird und andere - vor allem Kinder! - dafür "büßen" müssen. Wir bitten Sie eindringlich darum, ihre Abschiebung zu verhindern!

Bitte gewähren Sie den langjährig geduldeten Kindern und ihren Familien ein dauerhaftes Bleiberecht. Bewahren Sie sie vor dauerhafter Verunsicherung, Entwurzelung und Verelendung im Land ihrer Eltern. Sie kennen es höchstens aus zutiefst beunruhigenden Erzählungen der Erwachsenen, die vor Verfolgung, unerträglicher Diskriminierung und Elend fliehen mussten! Bitte geben Sie diesen deutschsprachigen Flüchtlingskindern, die hier zu Schule gehen, hier ihren Lebensmittelpunkt und ihre Freunde haben, bei uns eine Zukunft! Unsere deutsche Gesellschaft hat sie längst kulturell zu Deutschen gemacht. Bitte nehmen Sie sich ihrer an!

Wir appellieren an Sie, die UN-Kinderrechtskonvention zu beachten, die vor 23 Jahren auch Deutschland ratifiziert hat. Ihr zufolge muss das Kindeswohl bei Entscheidungen von Behörden an allererster Stelle stehen. Das muss auch für Flüchtlingskinder gelten! Bitte sorgen Sie dafür, dass sie und ihre Familien endlich in ihrer Heimat - Deutschland - bleiben dürfen und eingebürgert werden.


Herzlichen Dank!

Tilman Zülch, Gfbv-Generalsekretär

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Quelle:
Presseerklärung Koblenz/Göttingen, den 4. Dezember 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2015

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