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AKTION/441: Erneuter Aufruf - Brief an den König von Marokko (StdR)


Stärke des Rechts - eine Initiative der Kritischen Ökologie / ifak e.V. - Mai 2009

Erneuter Aufruf: Brief an den König von Marokko


Unter mehreren politischen Gefangenen befindet sich Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza seit mittlerweile 36 Tagen im Hungerstreik. Bereits Ende April haben Frontline Defenders zu einer direkten Briefaktion an den König von Marokko aufgerufen: s. 28-04-09: [StdR] "Brief an den König von Marokko".

Mittlerweile hat CODESA, eine sahrauische Menschenrechts-Organisation, die internationale Kampagne: Rettet das Leben von Yahya Mohamed el Hafed ausgerufen: Kontakt: saveyahyaslife@gmail.com.

Einen aktuellen Aufruf hänge ich an, ebenso wie einen Briefentwurf an den König von Marokko. Falls Sie diesen oder einen selbst formulierten Brief noch nicht geschrieben haben sollten, bitte ich Sie dringend, dies jetzt zu tun:

Die Anschrift des Königs von Marokko ist:

S.M. Roi Mohammed VI
Bureau du Roi
Palais Royal
Rabat - Maroc

Eine Übertragung ins Deutsche finden Sie in dieser Mail.

Ein "Weltbrief" aus Deutschland nach Rabat kostet bei der Deutschen Post AG Euro 1,70.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Goldau, Initiative Stärke des Rechts [StdR]


Informationen zu den Menschenrechten werden ab dem 01. Januar 2009 der Vorsitzenden des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe im 16. Deutschen Bundestag, Frau Herta Däubler-Gmelin, sowie dem Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Herrn Günter Nooke, jeweils als Kopie [Cc] zugesandt.

Bisher haben wir allerdings keinerlei Reaktionen erhalten. Eine Kopie geht an Amnesty international, Germany.


*


Seine Majestät,

Ich wende mich an Sie, weil ich über die Berichte von Folterungen und anhaltender Isolationshaft im Gefängnis Ayat-Melol des Menschenrechtlers Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza zutiefst besorgt bin.

Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza ist Mitglied sowohl der marokkanischen Vereinigung zur Verteidigung der Menschenrechte / Sektion Tan-Tan (AMDH) als auch deren sahrauischen Pendants, der Konstitutiven - Versammlung des Kollektivs der sahraui'schen Menschenrechtsvertreter (CODESA).

Bereits am 4. März 2008 hatte Front Line einen dringenden Appell bezüglich der willkürlichen Festnahme von Herrn Yahya Mohamed el Hafed Aaza veröffentlicht.

Am 3. April 2009 wurden Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza und neun andere sahrauische Gefangene Opfer von Folterungen im Gefängnis von Enzkan. Anschließend wurden sie ins Gefängnis Ayat-Melol überführt, wo Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza in Isolationsfolter überführt wurde: ohne Decken und Kleider, ohne Wasser und Zucker - obwohl bereits im Hungerstreik! Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza leidet an Rheuma, Asthma, an Anämie und anderen Krankheiten, weshalb er kürzlich für drei Monate ins Krankenhaus verlegt werden musste. Am 4. April 2009 erhielten weder seine Ehefrau noch sein Vater eine Besuchserlaubnis: Sie hätten zuvor eine Erlaubnis des Gefängnisdirektorats aus dem ca. 700 km entfernten Rabat einholen müssen.

Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza war am 29. Februar 2008 in seinem Geschäft in Tan-Tan im südlichen Marokko festgenommen worden. Es schien, dass seine Festnahme im Zusammenhang mit der Teilnahme an einer friedlichen Demonstration zugunsten der Unabhängigkeit, zwei Tage zuvor, stand. Im September 2008 wurde er nach einem Prozess, der keinerlei rechtstaatlichen Standards entsprach, zu 15 Jahren Gefängnis-Haft verurteilt.

Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza war schon früher Opfer von Einschüchterungen. Von 2004 bis 2006 wurde er wiederholt vom militärischen Geheimdienst belästigt. 2005 wurde er von denselben Diensten entführt, zwei Wochen lang festgehalten und während dieser Zeit auch gefoltert.

Ich bin überzeugt, dass die Folterungen und die wiederholte Inhaftierung von Herrn Yahya Mohamed el Hafed Aaza in direktem Zusammenhang mit seinem Engagement zugunsten der Verteidigung der Menschenrechte stehen. Der gesundheitliche Zustand von Herrn Yahya Mohamed el Hafed Aaza beunruhigt mich zutiefst.

Ich fordere die marokkanische Obrigkeit dringend auf,

1. Herr Yahya Mohamed el Hafed Aaza bedingungslos umgehend aus der Haft zu entlassen; denn ich bin überzeugt, dass sie einzig im Zusammenhang mit seinen berechtigten Aktivitäten als Menschenrechtler stehen;

2. unverzüglich umfassende und unbefangene Ermittlungen zu den Haftbedingungen von Herrn Yahya Mohamed el Hafed Aaza und sämtlichen Akten der Folterungen und Misshandlungen zu veranlassen; anschließend die Ermittlungsergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen;

3. alle nötigen Massnahmen zu ergreifen, um die physische und psychische Unversehrtheit von Herrn Yahya Mohamed el Hafed Aaza zu gewährleisten;

4. zu garantieren, dass alle MenschenrechtlerInnen ihren berechtigten Einsatz zugunsten der Menschenrechte sowohl in Marokko als auch in der Westsahara frei und uneingeschränkt ausführen können, ohne Vergeltung und Verfolgung befürchten zu müssen.

Hochachtungsvoll


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Stärke des Rechts - eine Initiative der Kritischen Ökologie / ifak e.V.

Bereits vor mehr als 30 Jahren dachte die spanische Kolonialmacht nicht im Traume daran, den Menschen der Westsahara ihr Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen und versuchte, mal mit falschen Versprechungen, mal mit brutaler Gewalt die "Hispanität" der Westsahara, der "Sáhara Español", zu verewigen. Durch das Ende der spanischen Diktatur und durch Druck seitens der USA und Frankreichs verschacherte Spanien die Westsahara an Marokko, das nun wiederum mit allerlei Tricks und brutaler Gewalt die "Marokkanität" der Westsahara, die "marokkanischen Südprovinzen", zu verfestigen versucht. Neben den USA und Frankreich kann sich Marokko einer darüber noch hinausgehenden "Koalition der Willigen" sicher sein, die es ermöglicht, dass Marokko auch weiterhin ungestraft das Völkerrecht beschädigen und die Menschenrechte massiv verletzen kann.

Diesem Recht des Stärkeren setzen wir die Stärke des Rechts entgegen!

Unsere Initiative haben wir zur deutschen Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat 2003 / 04 mit dem Ziel gestartet, den letzten Kolonialkonflikt auf afrikanischem Boden zu beenden und durch eine Perspektive einer nachhaltigen Entwicklung im Maghreb zu ersetzen.


*


Quelle:
Aufruf vom Mai 2009
Kontakt: "Stärke des Rechts"
c/o Kritische Ökologie / ifak e.V.
Axel Goldau (Mr.)
Malteserstr. 99k, D - 12249 Berlin
Telefon: 030 / 76 70 34 - 98
Email: redaktion@kritische-oekologie.de
Internet: www.ifak-goettingen.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2009