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ASIEN/026: Unter- und Überernährung in Nepal (FoodFirst)


FoodFirst Ausgabe 2/2016
FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin. Für das Menschenrecht auf Nahrung

Unter- und Überernährung in Nepal

von Britta Dobrot


"Widerstandsfähigkeit ist entscheidend, damit die verwundbarsten Menschen der Welt endlich eines ihrer grundlegendsten Menschenrechte umsetzen können: ein Leben frei von Hunger"
(Grebmer et al. 2013) 


Mehr als 25 Prozent der nepalesischen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Damit gehört das Land nach jahrzehntelangen politischen Konflikten zu einem der ärmsten Staaten der Welt. Gleichzeitig befindet sich der Anteil untergewichtiger sowie chronisch unterernährter Kinder in Nepal auf einem der höchsten Niveaus weltweit. 80 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten und sind von Subsistenzwirtschaft abhängig. Doch gerade KleinbäuerInnen hungern in Nepal, was durch die geringe Produktivität der Landwirtschaft und limitierte Landressourcen begründet ist.


Die Nahrungssicherheit variiert je nach Region und ist in urbanen Gegenden besser als in ländlichen und schwer zugänglichen Bergregionen. In den Gebirgsregionen tragen Grundnahrungsmittel zu mehr als 75 Prozent der Kalorienaufnahme bei, verglichen mit 13 Prozent im großstädtischen Kathmandu. Die überwiegend von hohen Bergen geprägte Landschaft Nepals, welche die Landwirtschaft und den Transport erschwert, spielt daher bei der Ernährungslage der Menschen eine entscheidende Rolle.

Zwar sind die Nahrungsunsicherheit der Haushalte und der schlechte Ernährungsstatus die bedeutendsten Probleme in Nepal. Im Kontrast dazu steht jedoch, dass zunehmend auch Überernährung ein Problem wird. Vor diesem Hintergrund untersuchte Britta Dobrot im Rahmen ihrer Master-Thesis im Studiengang Public Health Nutrition die Entwicklungstrends der Unter-, Mangel- und Überernährung von Erwachsenen und Kindern über fünf Jahren sowie deren gleichzeitiges Vorhandensein ("double burden of disease"). In die Masterarbeit wurden 17 internationale Publikationen aus den Jahren 2004 bis 2013 eingeschlossen, davon zehn Studien zum Thema Mangel- und Unterernährung von Kindern und Erwachsenen in Nepal sowie sieben Studien zum Thema Überernährung bei Erwachsenen.

Die Auswertung zeigt, dass Nepal vom "double burden of disease" betroffen ist: bei Kindern über fünf Jahren spielt Unterernährung die zentrale Rolle. Erwachsene hingegen sind sowohl von Unter- und Mangelernährung, zunehmend aber auch von Übergewicht und Adipositas betroffen. Die Studienanalyse belegt deutlich, dass Nepal sich weiterhin mit der Bekämpfung von Unterernährung auseinandersetzen muss; zudem müssen nichtübertragbare Krankheiten wie Adipositas und Übergewicht, vor allem in urbanen Lebenswelten, mehr in den Fokus rücken.

Dafür bedarf es der Stärkung kleinbäuerlicher Strukturen sowie der Einführung von Interventionsprojekten wie z.B. Küchengärten oder Schulgesundheitsprogrammen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Produktivität der Landwirtschaft durch das Empowerment von Frauen gestärkt werden. Zudem spielen die Gesundheits- und Ernährungsbildung der Bevölkerung sowie die Gesundheitsversorgung in ländlichen und schwer zugänglichen Gegenden eine zentrale Bedeutung.


Britta Dobrot
, M.Sc. Public Health Nutrition, ist 27 Jahre alt, lebt in Hamburg und bereiste Nepal drei Mal. Seit September 2015 ist sie Mitglied der FIAN-Fallarbeitsgruppe Nepal und engagiert sich vor allem für die Themen Saatgut und Wasser.

KONTAKT: britta.dobrot@gmx.de


LITERATURANGABEN:

  • Grebmer, Klaus von et al: 2013 Welthunger-Index: Herausforderung Hunger: Widerstandsfähigkeit stärken, Ernährung sichern. Online unter:
    www.ifpri.org/sites/default/files/publications/ghi13de.pdf
  • FAO (2013):The state of food and agriculture 2013. Food systems for better nutrition. Online unter:
    www.fao.org/docrep/018/i300e/i300e00.htm
  • Welthungerhilfe (2014): Nepal Archives / Food and Agriculture Sustainable Development:
    http://welthungerhilfesouthasia.org/our-programmes/country-programmes/nepal/#!/post-282/post-215

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Quelle:
FoodFirst - FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin für
das Menschenrecht auf Nahrung, Ausgabe 2/2016, Seite 12
Herausgeber: FIAN Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel. 0221/7020072, Fax 0221/7020032
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2016

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