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STANDPUNKT/147: Barack Obama - Ein Besuch in Hiroshima ist nicht genug (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Nachricht aus der Redaktion Berlin, 28. Mai 2016

Ein Besuch in Hiroshima ist nicht genug


Pressenza Berlin - 28.05.2016. Als erster US-Präsident in der Geschichte hat Barack Obama Hiroshima besucht, Ort eines amerikanischen Kriegsverbrechens. Dass er die katastrophalen humanitären Folgen des Einsatzes von Atomwaffen anerkennt, ist ein historisches Zeichen.

ICAN Deutschland fordert aber, es nicht dabei zu belassen, sich mit der Vergangenheit zu konfrontieren, sondern die notwendigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Atomwaffen dürfen nie wieder eingesetzt, müssen verboten und aus der Welt geschafft werden. Dazu sind heute bereits über 120 Staaten bereit, die sich der Humanitären Initiative zur Abschaffung von Atomwaffen angeschlossen haben und ein Verbot verhandeln wollen. Diese Gelegenheit zur Ächtung von Atomwaffen gilt es nun zu nutzen.

Wenn die USA die Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki anerkennen, dürfen sie die Initiative zum Verbot von Atomwaffen nicht weiter boykottieren. "Im Rahmen der Vereinten Nationen bereitet gerade eine Mehrheit der Staatengemeinschaft Verhandlungen über ein Verbot von Atomwaffen vor", berichtet Sascha Hach, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland. "Die Atomwaffenstaaten sollten sich daran ebenso beteiligen wie ihre Alliierten. Auch Deutschland muss endlich Position gegen Atomwaffen beziehen. Wer die Opfer von Hiroshima und Nagasaki beklagt, kann nicht gegen ein Verbot von Atomwaffen sein."

Die Einrichtung einer Offenen Arbeitsgruppe bei den Vereinten Nationen, die nukleare Abrüstung vorantreiben soll und nun darüber berät, wie ein Verbot realisiert werden kann, ist ein Meilenstein. Im August wird sie ihre Empfehlungen an die Generalversammlung formulieren und es ist wahrscheinlich, dass damit der Startschuss für Verhandlungen über einen Verbotsvertrag gegeben wird.

Deutschland sollte sich mit der Nuklearen Teilhabe nicht länger zum Vasallen der Atomwaffenstaaten machen und rechtzeitig auf die richtige Seite der Geschichte stellen. Ein Atomwaffenverbot braucht politische Führung und die Gelegenheit hierzu ist jetzt da.

Während der US-Präsident Hiroshima besucht, finanziert seine Administration die Modernisierung des amerikanischen Atomwaffenarsenals mit über einer Billion US-Dollar. Die Bundesregierung sollte dagegen das Zeichen aus Hiroshima zum Anlass nehmen, die schlimmste der drei Massenvernichtungswaffen endlich zu verbieten, statt den Fliegerhorst in Büchel mit neuen amerikanischen Atombomben auszustatten.

Eine zweite humanitäre Katastrophe von der Dimension Hiroshimas und Nagasakis kann sich die Welt im Pulverfass der gegenwärtigen Spannungen und Krisen nicht leisten. Die nukleare Aufrüstung in den USA, Russland und China bedroht den Frieden in Europa und der Welt. Ein Besuch in Hiroshima ist vor diesem Hintergrund nicht genug. Die Atomwaffenstaaten und ihre Alliierten müssen sich an ihren Taten messen lassen. Konkrete Schritte zur nuklearen Abrüstung sind gefragt und Verhandlungen über ein Verbot dieser Massenvernichtungswaffe, deren Auswirkungen unseren Planeten bedrohen.


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2016

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