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STANDPUNKT/247: Oh Herr, wann lässt Du mehr Hirn regnen statt Bomben? - Ostermarsch 2018 Berlin (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin, 2. April 2018

Oh Herr, wann lässt Du mehr Hirn regnen statt Bomben?

Ostermarsch 2018 Berlin

von Forum Internationalismus Berlin


Trotz nasskaltem Wetter waren es wieder 2000 Menschen, die zum Ostermarsch in Berlin, diesmal in der Turmstraße, zusammen kamen. Neben den offiziellen Veranstaltern, die in der Friedenskoordination Berlin zusammengeschlossen sind, trieb die angespannte Weltlage auch viele Menschen und Vertreter etlicher weiterer demokratischer Organisationen, Parteien, Kirchen und Gewerkschaften auf die Straße.

In den Reden und Parolen wurden zentrale Themen angesprochen, die den Menschen zunehmend Angst machen:

Die Konflikte eskalieren weltweit. Neben den USA und anderen Großmächten wie Russland und China mischen immer mehr Mächte im Ringen um Hegemonie mit, darunter auch Deutschland und die EU. Der "Westen" und mit ihm die Nato gebärden sich zunehmend aggressiv.

Die Bundesregierung plant - wie andere westliche Staaten auch - die Rüstungsausgaben auf 2% des Bruttoinlandsproduktes nahezu zu verdoppeln. Das heizt die Rüstungsspirale, aber auch die Konflikte, vor allem mit Russland, an. Das bedeutet allein in Deutschland ca. 30 Milliarden Euro an zusätzlichen Ausgaben für Rüstung und Krieg, die in Bereichen wie Umwelt, Gesundheit, Bildung und Soziales fehlen.

Alle Atomwaffenmächte rüsten nuklear wieder auf. Eine nukleare Katastrophe ist nicht nur in Korea denkbar, sondern auch in Europa wieder wahrscheinlicher. Die Bundesregierung weigert sich nach wie vor, die US-Atomwaffen aus Büchel abzuziehen und den UN-Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen. Den USA wird weiterhin gestattet, von deutschem Boden aus in Ramstein völkerrechtswidrige Drohnenangriffe zu starten und zu koordinieren.

Deutschland gehört zu den größten Rüstungsexporteuren der Welt und betreibt im Nahen Osten ein "Bombengeschäft" nach allen Seiten. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Türkei in Nordsyrien/Afrin wird unter anderem mit deutschen Leopardpanzern durchgeführt. Trotz Krieg und Verbrechen an der Zivilbevölkerung durch die türkische Nato Armee und ihren verbündeten islamistischen Terrorbanden wurden in den letzten 10 Wochen mehr als 31 Rüstungsgeschäfte mit der Türkei genehmigt bzw. getätigt. Von der EU erhält die Türkei erneut 3 Milliarden Euro Unterstützungsgelder.

Gleichzeitig behindern und verfolgen Bundesregierung und zuständige Innnenbehörden hier in Deutschland wie ein verlängerter Arm Erdogans die Angehörigen der Opfer dieses Krieges, wenn diese für Frieden in Afrin, Verteidigung ihrer Existenz, für Demokratie, für Gleichberechtigung aller Volks- und Glaubensgruppen und für Frauenrechte demonstrieren.

Nicht hinnehmbar, dass die Demonstrationsleitung es zulassen wollte, dass die Polizei versuchte, die völlig friedlichen kurdischen Mitdemonstranten vom Ostermarsch abzutrennen und auszugrenzen. Es war dem beherzten solidarischen Eingreifen von Gewerkschaftsmitgliedern, Linken-Parlamentariern wie Dieter Dehm (einer der Hauptredner auf der Kundgebung) und schließlich des überwiegenden Teils der Demonstrationsteilnehmenden selbst zu verdanken, dass die Lage nicht eskalierte und ein gemeinsamer "friedlicher" Marsch mit unseren kurdischen und arabischen Friedensfreunden bis zur Abschlusskundgebung möglich wurde.

Es zeigt sich immer mehr, die Gewaltspiralen nach außen und innen greifen ineinander über. Hass, Diffamierung und Fake News werden gesellschaftsfähig. Vergiftete Atmosphäre und Spaltung der Gesellschaften und Völker sind der Nährboden für jegliche Form von Gewalt und Anwendung von Waffen.

Treten wir dagegen an. Seien wir Vorbild in Sachen Toleranz. Nehmen wir alle Opfer von Krieg, aber auch Ausgrenzung in unsere Mitte.


Erstveröffentlichung am 31.03.2018:
https://fiberlin.wordpress.com/2018/03/31/oh-herr-lass-hirn-regnen-statt-bomben-ostermarsch-2018-berlin/


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2018

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