Schattenblick →INFOPOOL →GEISTESWISSENSCHAFTEN → FAKTEN

BERICHT/047: Mathematik - Geistesblitz unter der Dusche (Goethe-Uni Frankfurt)


Johann Wolfgang Goethe-Universität - 15. Juli 2008

Geistesblitz unter der Dusche

Wo Mathematiker die besten Einfälle haben und was sie an ihrem Fach fasziniert


FRANKFURT. Gibt es Irrtümer in der Mathematik? Was versteht ein Mathematiker unter Schönheit? Und wo hat er oder sie die besten Einfälle? Auskunft darüber geben Prof. Günter M. Ziegler, Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, und Prof. Ralph Neininger, Stochastiker an der Goethe-Universität, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe von "Forschung Frankfurt". Die Antworten in Kürze: Einen ganz großen Irrtum hat bisher noch niemand entdeckt. Aber auch in der Mathematik gibt es Moden und Entwicklungen, die spätere Generationen als Sackgassen betrachten. Als schön empfinden viele Mathematiker kurze oder zunächst überraschende Beweise. Und die Orte für gute Ideen können recht ungewöhnlich sein: Im Bett, unter der Dusche, im Bus oder in der Kirche.

Mathematik ist schwierig, und gerade darin liegt für Günter Ziegler und Ralph Neininger die Faszination ihres Fachs. Das Knobeln, die Herausforderung und das Spiel mit klaren und unnachgiebigen Spielregeln hat beide schon früh gereizt: "Meine Einstiegsdroge waren die Mathematikwettbewerbe, zuerst der Bundeswettbewerb Mathematik, später dann auch "Jugend forscht"", erinnert sich Ziegler, "da wollte ich mir und allen anderen beweisen, was ich kann." Das Spiel mit Zahlen und Axiomen ist für ihn wie ein großer Abenteuerspielplatz mit aufregenden Spielgeräten.

Und wie geht man vor, um eine "harte Nuss" zu knacken? Ziegler rüstet sich mit einem Block Karopapier und Drehbleistiften aus, legt leise Hintergrundmusik von ABBA, Bach oder Johnny Cash auf, schaltet die Espressomaschine an, und räumt den Arbeitstisch frei. "Aber Ideen sind nicht planbar: Wenn man hart an einem Problem arbeitet, dann geht die Arbeit im Hinterkopf weiter", sagt er, "und plötzlich leuchtet dann eine Idee auf". Ähnliches weiß auch Neininger zu berichten: "Ein Problem lösen, an dem man lange gearbeitet hat, ist ein sehr befriedigendes Gefühl", sagt er, "manchmal bricht aber auch ein Argument wieder zusammen, weil man etwas übersehen hat. Diese Momente, in denen eine mehrmonatige Arbeit quasi am seidenen Faden hängt, sind sehr unangenehm". Dann fängt man wieder von vorne an. Aber Mathematiker sind extrem frustrationstolerant.

Lesen Sie mehr in der neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Unter anderem: Sind Mathematiker Entdecker oder Erfinder? Warum ist das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben? Welche Gleichungen sind besonders wichtig? Wie kommuniziert man über abstrakte Ideen?

Soeben erschienen:
Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt 2/2008
Schwerpunktthema "Mathematik"

Kostenlos anfordern:
steier@pvw.uni-frankfurt.de

Im Internet:
www.muk.uni-frankfurt.de/Publikationen/FFFM/2008/

Weitere Informationen:
"Wo Mathematik entsteht. Zehn Orte"
www.gegenworte.org/heft-16/ziegler16.html.


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit 45 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands.


*


Quelle:
Pressemitteilung Nr. 135 vom 15. Juli 2008
Herausgeber: Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation, Postfach 11 19 32,
60054 Frankfurt am Main
Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation
Telefon (069) 798 - 2 92 28, Telefax (069) 798 - 2 85 30
E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2008