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KALENDERGESCHICHTEN/036: 12-2013   Rettung in letzter Sekunde (SB)



BUBL: Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Jonathan, Rupert und Käpt'n Carlo

Rettung in letzter Sekunde

und ein sicheres Plätzchen

Jonathan und Käpt'n Carlo waren hinunter in den Keller gegangen, um dort mit dem Besen zu sprechen, der müde und erschöpft am Kellerfenster lehnte. Von ihm erfuhren sie, dass Jonathan und Majon von dem Kater Peterle angegriffen worden waren. In allerletzter Sekunde hatten er - der Besen - und Jonathan einen Zeitanhalte-Zauber bewirkt, der jedoch zur Folge hatte, dass Jonathan auf der Stelle einschlief. Er musste wieder einmal gerettet werden - und zwar sofort, denn lange konnte der Besen den Zauber allein nicht mehr aufrecht erhalten. Gerade wollten sie zur Rettung schreiten, als Herr Becker nach ihnen rief.

"So ein Mist, verdammter", fluchte Rupert leise, "ausgerechnet jetzt muss er nach Hause kommen."

"Wir verlassen das sinkende Schiff. Matrosen an Deck!", befahl Käpt'n Carlo Rupert und sich selbst.

"Waaas? Ich verstehe nicht, wohin? Rede doch bitte so, dass ich dich verstehen kann", jaulte Rupert auf.

"Verzeih, ich vergaß, dass du eine Landratte bist. Also, wir benutzen das offene Fenster als Fluchtweg. Das bringt natürlich ein kleines Problem mit sich. Ich kann nicht hindurch fliegen, denn meine Flügel sind zu breit, sie passen nicht durch den Rahmen. Lass mich überlegen ...", der Papagei wiegte seinen Kopf langsam hin und her. Wirklich, er sah sehr nachdenklich aus.

"Warte, ich glaube, ich habe eine Idee", Rupert war ganz aufgeregt, endlich hatte auch er mal einen guten Plan, "ich lehne mit beiden Vorderpfoten auf dem Fenstersims, du kletterst über meinen Rücken - ich bin praktisch eine Leiter - und machst dich so schmal wie du kannst und schlüpfst durchs Fenster hinaus in den Garten."

"Und wie gedenkst du selbst, den Keller zu verlassen?", erkundigte Käpt'n Carlo sich.

"Tja, ich nehme von der Treppe aus Anlauf und springe einfach durch das offene Fenster. Das kann ich."

"Guter Plan, ich bin beeindruckt, Rupert, eine wirklich gute Idee ist das!"

"Also, auf 'Los' geht 's los", bestimmte Rupert und stützte sich am Fenstersims ab. Der Papagei kletterte vorsichtig auf seinen Rücken, machte sich ganz klein und rutschte über Ruperts Kopf hinaus ins Freie. "Ich bin gut gelandet und gehe sogleich zu Jonathan hinüber, folge mir bitte sofort!"

Das hätte der Käpt'n nun wirklich nicht noch sagen brauchen! Rupert hatte sich bereits an der Kellertreppe postiert, um von da aus seinen Sprung zu starten. Ohne Mühe landeten seine Vorderpfoten auf dem Sims, jetzt fehlten nur noch die Hinterläufe. Er machte einen kleinen Buckel, drückte sich alsdann mit den Hinterpfoten vom Fenstersims ab und landete mit einem großen Schwung im Blumenbeet vor dem Kellerfenster.

Hinter ihm machte es "Plopp". Sofort drehte er sich um und entdeckte voller Schrecken und Entsetzen den Besen. Er lag am Boden, rührte sich nicht und kopfdenkte auch überhaupt keinen Ton. "Er schläft", durchfuhr es Rupert und er wusste nur zu genau, was das bedeutete. Er vertüddelte sich mit seinen Beinen, so schnell wollte er sich umdrehen und gleichzeitig schon in Richtung Jonathan spurten. Jetzt stolperte Rupert, rappelte sich wieder auf und erreichte innerhalb kürzester Zeit Käpt' Carlo, Jonathan und ...

... und den großen Kater Peterle, der nun wieder sehr beweglich war! Der Kater war kurz davor, sich auf Jonathan zu stürzen, als der Papagei plötzlich aus der Luft hinab schnellte. So wie ein Adler seine Beute fängt, griff der Käpt'n den Kater und hob ihn mit sich in die Luft. Der Kater zappelte heftig, doch Carlo ließ nicht locker. Er flog über den Zaun in Nachbars Garten und dort ließ er Kater Peterle einfach fallen, wo er weich auf dem Komposthaufen landete. Verdaddert blieb er dort liegen und beschloss, lieber ins Haus zu gehen und sich seinen hungrigen Magen mit Katzenfutter vollzustopfen. Das war jetzt doch alles zu viel für ihn. Um dieses Haus, um diesen merkwürdigen Vogel, würde er in Zukunft lieber einen großen Bogen machen.

"Ist er weg?", wollte Rupert wissen.

"Ich werde das lieber noch einmal überprüfen, pass du gut auf Jonathan auf, ich werde einen Rundflug starten und dann zurückkehren." Kaum hatte er den Satz beendet, breitete er auch schon seine Flügel aus, nahm Anlauf und erhob sich in die Luft. Abermals überflog er das Grundstück des Nachbarn und hielt nach dem Kater Ausschau. Doch von dem war nichts mehr zu sehen. Der Papagei kreiste noch einmal über den Garten und landete schließlich wieder neben Rupert. "Ich vermute mal, dass wir vor ihm ab jetzt unsere Ruhe haben. Soweit mir bekannt ist, lieben Katzen das Fliegen nicht besonders. Und überhaupt können sie es nicht leiden, selbst die Beute zu sein." Das klang sehr beruhigend.

"Wie geht es denn unserem müden Zauberer?", erkundigte sich der Papagei. Beide beugten sich zu Jonathan hinunter und lauschten auf den regelmäßigen Atem des Mäuserichs.

"Hast du schon eine Idee, wo wir ihn hinbringen können?"

"Zunächst einmal würde ich vorschlagen, ihn ins Haus zu bringen. Hier kann er nicht liegen bleiben. Lass mich überlegen: Herr Becker ist wahrscheinlich in der Küche, um seine Pfannkuchen zu backen. Es könnte aber auch sein, dass er immer noch nach uns sucht, vielleicht sogar im Keller. Das müssen wir als erstes auskundschaften. Also, höre meinen Plan: Wir bringen Jonathan zum Kellerfenster, dann lasse ich mich vom Fenstersims in den Keller hinab fallen - keine Angst, drinnen kann ich mit den Flügeln flattern und den Aufprall abmildern, mir wird schon nichts passieren. Wenn die Luft rein ist, schnappst du dir Jonathan und springst mit ihm durchs Fenster", schloss Käpt'n Carlo, sehr mit sich und seiner Idee zufrieden, seine Rede.

"Hmm", schnaufte Rupert, "hmm, ich glaube, so könnte das funktionieren. Ist gut, so machen wir es!"

Gerade wollte der Käpt'n aufbrechen, als aus dem Blumenbeet ein piepsiges Stimmchen rief: "Wartet, halt, bitte, wartet doch. Unter dem Blatt einer Sonnenblume lugte Majon hervor, zögerte einen Augenblick und tapste dann langsam auf die beiden und den im Gras liegenden Jonathan zu. "Ich möchte bitte bei ihm bleiben", bat sie und blickte sorgenvoll auf ihren Gefährten.

"Oh, aber selbstverständlich, in der ganzen Aufregung haben wir dich ganz vergessen", entschuldigte sich der Papagei und wandte sich an Rupert: "Meinst du, dass Majon auf deinen Rücken klettern dürfte? In deinem Fell findet sich bestimmt Halt oder an deinem Halsband."

"Ja, Jonathan hat das auch gekonnt, warum sollte sie es nicht schaffen", antwortete er und ermunterte Majon, es sich auf seinem Rücken bequem zu machen. Dazu legte er sich flach ins Gras und die kleine Maus krabbelte über seine Pfote und Schulter hinauf bis zum Hals.

Rupert und Käpt'n Carlo  bringen die Mäuse heim  - Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2013 by Schattenblick

"Gut festhalten", rief er ihr zu. Vorsichtig nahm er nun noch den schlafenden Jonathan ins Maul und trabte in Richtung Kellerfenster. Käpt'n Carlo überholte sie, landete auf dem Sims und wollte gerade einen Blick hinein werfen, als alle zusammen vor Schreck in ihrer Bewegung verharrten.

"Rupert, Ruuuupeeert, verdammt, jetzt reicht 's mir aber. Wo seid ihr? Carlo, seid vernünftig, kommt sofort ins Haus! Ich kann euch nicht suchen, meine Pfannkuchen brennen an, ich lasse die Tür auf. Rupert, komm!", brüllte Herr Becker noch einmal und es war nicht zu überhören, dass er ziemlich verärgert war. Dann verschwand er wieder in der Küche.

"Glück gehabt, jetzt können wir in aller Ruhe durch die Haustür hinein gehen", freute sich Rupert. Käpt'n Carlo hüpfte wieder in den Garten und wäre dabei beinahe über den Besen gestolpert, der unten im Gras lag. Er schnappte ihn vorsichtig mit seinem großen Schnabel und erklärte: "Wir können ihn ja nicht zurücklassen!" Dann marschierten sie los und steuerten auf die Haustür zu. Sie gaben ein merkwürdiges Bild ab: Papagei mit Besen im Schnabel, Hund mit Maus im Maul und einer zweiten auf dem Rücken. Erleichtert erreichten sie ihr Ziel. Nur noch ein kleiner Schritt fehlte und sie hätten ungesehen und ungestört den Hausflur erreicht. Doch es kam anders ...

"Mama, Mama, sieh, der rote Vogel, Mama, der Papagei und der Rupert mit einer Maus, was machen die da?", schrie Telse so schrill, dass nicht nur ihre Mutter sich erschreckte. Alle blieben wie angewurzelt stehen. Der einzige der sich bewegte, war Herr Becker, der aus der Küche zur Haustür stürmte. Er sah seinen braven Hund mit einer Maus im Maul, entdeckte auch die kleine Maus auf seinem Rücken, sah Käpt'n Carlo, der einen kleinen Besen im Schnabel hielt und im Hintergrund eine kreischende Telse und ihre Mutter, Frau Sörensen.

"Was ist hier los, was geht hier vor, kann mir vielleicht mal einer erklären, was all das zu bedeuten hat?", dabei sah er Rupert und Käpt'n Carlo an, als erwarte er tatsächlich, sie würden anfangen zu sprechen.

Frau Sörensen war verstört und entschuldigte sich: "Tut mir Leid, Herr Becker, aber meine Tochter wollte so gerne den roten Vogel besuchen. Da wollte ich Sie fragen, ob Ihnen das vielleicht recht wäre ..."

Nun war Herr Becker ganz verdutzt: "Moment, Sie brauchen sich nicht entschuldigen, Sie können doch gar nichts dafür. Sicher kann Telse den Vogel besuchen, aber im Moment scheint hier gerade das Chaos ausgebrochen zu sein."

Telse ließ ihre Mutter stehen und ging vorsichtig auf die ungewöhnliche Tierversammlung zu. "Oh, Mama", flüsterte sie, "sieh mal, hier sind ganz schrecklich niedliche Mäuse. Oh, sind die süß!"

"Telse, Mäuse sind nicht niedlich", erwiderte Frau Sörensen, die mittlerweile ihrer Tochter gefolgt war, "Mäuse sind, sind ... ich habe Angst vor Mäusen."

Ungläubig sah Telse ihre Mutter an: "Mama? Mäuse sind winzig klein, die tun dir bestimmt nichts, die haben Angst vor dir, weil du so riesig bist." Dann nahm sie Majon von Ruperts Rücken ganz sanft in ihre Hand und hielt sie ihrer Mutter zur Betrachtung hin. Argwöhnisch musterte Frau Sörensen das kleine Tier. Von so Nahem hatte sie noch niemals eine Maus betrachtet und nach einer kleinen Weile musste sie eingestehen: "Du hast recht, mein Liebes, die ist wirklich total süß."

Rupert setzte sich und legte Jonathan behutsam ins Gras. "Ist die tot?", besorgt bückte sich Telse hinab. Rupert hielt schützend seine Pfote über den schlafenden Mäuserich. Nun war auch Herr Becker neugierig geworden. Er hockte sich vor Rupert hin: "Rupert, nimm mal deine Pfote weg, ich möchte mir die Maus ansehen!" Zögernd gehorchte er. "Nein, Telse, die Maus hier scheint zu schlafen oder was weiß ich zu tun, aber sie lebt."

"Was riecht hier denn so angebrannt?", unterbrach Frau Sörensen.

"Oh je, die Pfannkuchen", seufzte Herr Becker, legte Jonathan zurück ins Gras und eilte in die Küche. Wenig später kam er zurück. "Ich habe eine Idee, wie wäre es, wenn jetzt erst einmal alle ins Haus gehen. Vielleicht können wir dann bei einem Pfannkuchenessen alles aufklären?"

"Oh ja, bitte, Mama, sag ja!", freute Telse sich.

"Sehr gern, wir kommen sehr gern." Herr Becker stellte sich an die Tür und nacheinander betraten alle sein Haus. Erst Frau Sörensen, die gleich in Richtung Küche schritt, gefolgt von ihrer Tochter, die stolz die Maus auf ihrer Hand hielt. Käpt'n Carlo, der immer noch den Besen im Schnabel trug, watschelte vor Rupert, der Jonathan wieder aufgesammelt hatte. Die beiden steuerten gleich in Richtung Stube. Dort legte Rupert Jonathan auf seine Decke, und Carlo ließ den Besen sanft neben ihn aus seinem Schnabel hinab gleiten. Endlich waren sie unter sich.

"Puuh, und nun, wie geht 's nun weiter?" Rupert war durcheinander.

"Also, wenn der Heilige Nikolaus uns wohlgesonnen ist, werden Herr Becker, Frau Sörensen und Telse erst einmal mit Pfannkuchen essen beschäftigt sein. Wir haben allerdings noch ein Problem: Majon. Einer von uns muss in die Küche gehen und in Erfahrung bringen, wo sie sich aufhält. Wenn Jonathan aufwacht und seine Majon nicht da ist, bricht ihm das Herz. Wir haben gar keine Wahl. Wir müssen Majon hierher bringen."

"Gut. Das übernehme ich", bestimmte Rupert, "und sag deinem Heiligen Nikolaus, er soll aufpassen, dass nichts schief geht!" Ganz gemächlich und so leise wie er konnte, schlich er sich in die Küche. Er wollte auf keinen Fall von jemandem bemerkt werden.

Am Essenstisch entspann sich ein munteres Gespräch, das immer wieder von fröhlichem Lachen unterbrochen wurde. Eine Weile betrachtete Rupert die Menschen und ließ seinen Blick schweifen, um Majon zu entdecken. Was war denn das? Rupert traute seinen Augen kaum. Neben Telses Teller saß Majon - auf dem Tisch! Doch nicht genug, dass sie auf dem Tisch saß, nein, sie aß auch noch. Telse hatte ihr winzige Stückchen von ihrem Pfannkuchen abgegeben.

"Wuff", machte Rupert, weil ihm einfach nichts anderes mehr einfiel, "wuff, wuff." Damit war seine geheime Ausspäh-Mission aufgeflogen.

"Ah, Rupert, mein Feiner, mein Guter, willst du auch etwas naschen? Weißt du, hole doch auch Käpt'n Carlo hierher, dann sind wir alle zusammen", forderte Herr Becker ihn auf.

Sofort trabte er in die Stube zurück: "Das glaubst du nicht, du glaubst es nicht! Majon sitzt auf dem Tisch und isst Pfannkuchen!"

"Wie bitte?", staunte der Papagei.

"Ja, und du bist auch eingeladen, ich soll dich abholen!"

In dem Moment schlug Jonathan die Augen auf. "Wo bin ich? Wo ist der Kater? Was ist mit Majon, wo ist sie? Der Besen, der Besen ...", sprudelten die Fragen hervor.

"Ganz ruhig, Jonathan, du bist wieder hier bei uns, bei Käpt'n Carlo und mir", sprach Rupert ganz leise und ruhig zu ihm. Der Käpt'n beugte sich hinab und als er mit seinem große Schnabel zart über Jonathans Bauch strich, beruhigte er sich. Er rappelte sich auf, setzte sich auf sein Hinterteil und sah beide verwundert an.

"Schön, sehr schön! Ich muss Majon retten, der Kater ...", erinnerte er sich plötzlich.

Der Papagei konnte ihn gerade noch am Losrennen hindern. "Moment, hör uns erstmal zu", begann Käpt'n Carlo und wurde hastig von Rupert unterbrochen: "Nein, nein, lass mich das machen, ich erkläre es ihm!" Er befürchtete, dass Käpt'n Carlo wieder eine ewig lange Rede halten würde, und das ging jetzt nicht, denn sie wurden in der Küche erwartet.

In ganz wenigen Sätzen berichtete Rupert ihm also, was sich während seines Schlafes alles zugetragen hatte. Aufmerksam hörte Jonathan zu und wurde immer munterer, nahm seinen Besen und drückte ihn fest an sich. Dann fragte er noch einmal: "Und wo ist jetzt Majon?"

"In der Küche. Sie sitzt am Tisch und isst Pfannkuchen. Und genau dorthin gehen wir jetzt auch. Komm, setz dich auf meinen Rücken", forderte Rupert ihn auf. Wieder legte er sich flach auf den Bauch, so dass Jonathan hinauf klettern konnte. Langsam setzte Rupert eine Pfote vor die andere und schließlich erreichten sie die Küche.

"Mama, sieh mal, die andere Maus ist aufgewacht!", flüsterte Telse. Dann stand sie auf und hob Jonathan ganz vorsichtig vom Ruperts Rücken, setzte sie neben Majon und gab auch ihm ein wenig vom Pfannkuchen ab.

Frau Sörensen beäugte das Geschehen skeptisch und sagte dann zu Herrn Becker: "Was halten Sie davon, wenn ich uns noch einen Kaffee koche, mit Ihrer Erlaubnis, versteht sich?"

"Ja, prima, wir machen das zusammen, ich zeige Ihnen, wo alles steht."

"Mama, die eine Maus trägt einen richtigen Besen bei sich, nur ist der ganz winzig, komisch?!", plapperte Telse, ohne dass sie mit der Aufmerksamkeit ihrer Mutter rechnete. "Ihr seid bestimmt ganz besondere Mäuse, nicht wahr?"

Rupert setzte sich dicht an Telse, um im Notfall Majon und Jonathan zu beschützen. "Rupert, klau mir aber nicht meinen Pfannkuchen!", empörte sich das Mädchen, lachte aber dabei und streichelte ihm über den Rücken.

Käpt'n Carlo flog auf die Rückenlehne von Herrn Beckers Stuhl, der gerade frei geworden war. Er setzte sich zurecht, zupfte gewohnheitsmäßig die eine oder andere Feder glatt und legte seinen Kopf schief.

Telse schmunzelte. "Möchtest du etwa auch was ab haben?" Aber sie zögerte und drehte sich um: "Herr Becker, weißt du, ob Papageien Pfannkuchen essen dürfen?"

"Hmmm, warte mal, darüber habe ich noch nicht nachgedacht." Dann griff er in die Obstschale auf der Anrichte, schnappte sich eine Banane und reichte sie Telse. "Die mag er bestimmt, vielleicht gibst du ihm besser davon ein paar Stückchen?"

"Mach ich, danke." Während sie die Banane von der Schale befreite, sah sie aus dem Augenwinkel, wie der kleine Besen sich aufrichtete. Sie brach kleine Bissen von der Banane ab und hielt sie dem Käpt'n vor den Schnabel. Vorsichtig nahm der Papagei die Bananenhappen aus ihrer Hand. Wieder blickte Telse in Richtung Besen. "Merkwürdig", dachte sie, "er hat sich bewegt!" Kurz entschlossen streckte sie die Hand aus und ergriff ihn. Plötzlich rückte alles um sie herum in weite Ferne. Ihre Mutter lachte mit Herrn Becker, der Papagei kaute Banane, Rupert schleckte sich das Maul, die Mäuse saßen ganz dicht beieinander und teilten sich gerade das letzte Stückchen Pfannkuchen. Aber all das erschien Telse, als sei es ein Film und gar nicht wirklich. Doch es fühlte sich gut an und sie wusste selbst nicht warum, aber sie freute sich. Unvermittelt sagte sie laut und entschlossen: "Ja, das werde ich!" Dann legte sie den Besen zurück auf den Tisch neben Jonathan und lächelte. Alles war wieder wie zuvor.

"Was wirst du?", fragte ihre Mutter erstaunt, die ihre Tochter laut und deutlich sprechen gehört hatte.

"Darauf aufpassen, dass Rupert, Käpt'n Carlo und die beiden Mäuse nie mehr voneinander getrennt werden!"

Ende

zum 1. Dezember 2013