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PFLANZEN/012: Die Selbstverteidigung der Pflanzen - Die wilde Tabakpflanze, Teil 2 (SB)


Die Selbstverteidigung der Pflanzen

Die wilde Tabakpflanze (Teil 2)

Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Manduca, der Tabakschwärmer
Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Dem Manduca, Tabakschwärmer (wie in Teil 1 beschrieben), macht das Nikotin gar nichts aus. Er könnte also die gesamte Pflanze nach und nach auffressen, ohne Schaden zu nehmen. Aber er hat anderes im Sinn. Nicht in erster Linie ihm, sondern seinem Nachwuchs soll die Pflanze als Nahrung dienen.

Wenn die Zeit für die Eiablage gekommen ist, fliegt das Manducaweibchen die Tabakpflanze an, nährt sich aus ihren Blüten und beginnt damit, ihre Eier abzulegen - beispielsweise am Stengel, am liebsten aber an den Blattunterseiten.

Noch ist kein Schaden für die Pflanze entstanden. Doch sobald die Raupen aus den Eiern schlüpfen, wird es brenzlig. Sie beginnen sofort mit dem Fressen. Ihnen scheint das Nikotin sogar zu schmecken!

Das ist schlimm, denn damit hat die Abwehr der Tabakpflanze keine Wirkung mehr. Die Raupen wachsen sehr schnell. Jeden Tag können sie mehr fressen als sie selber wiegen. Die Tabakpflanze hat keine Chance. Haben die Raupen eine Pflanze abgefressen, begeben sie sich auf den Weg zur nächsten. Stehen viele Pflanzen dicht an einem Ort, haben die Raupen ein leichtes Spiel und viel zu fressen.

Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Manducaeier auf der Unterseite des Wilden Tabaks
Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Wie kann der Tabak sich dagegen wehren?

Es gibt nur eine Möglichkeit für die Tabakpflanze gegen die Raupen vorzugehen und zwar, wenn diese noch ganz winzig sind.

Ist die kleine Raupe des Tabakschwärmers geschlüpft, frisst sie sogleich los. Dabei sondert sie Speichel ab. Das ist das Signal für die Tabakpflanze! Jetzt muss sie sofort handeln! Sie stellt die Produktion von Nikotin ein, da das Gift als Abwehr nichts nützt. Ihr schrecklichster Feind hat sie bereits angefressen und dagegen hilft kein Nikotin. Stattdessen gibt sie Alarm und ruft um Hilfe. Das geschieht durch die Aussendung eines Duftes. Sie gibt also eine Art Duftalarm.

Mit diesem Duftsignal ruft sie die Feinde ihres Feindes - die Weichwanzen! Sie folgen dem Duft und landen auf der Tabakpflanze. Dort entdecken sie die winzigen Raupen - ein kleines Festmahl für die Wanzen. Sie greifen die Winzlinge an, allerdings mit Vorsicht, denn auch diese noch sehr kleinen Raupen können sich schon gefährlich zur Wehr setzen. Aber bei einem gelungenen Angriff saugen die Weichwanzen die Raupen aus. Das können die Raupen nicht überleben und sie fallen von der Tabakpflanze herunter.

So hat die Tabakpflanze sich mit Hilfe der Wanzen von ihrem Frassfeind befreit und kann weiterwachsen. Die Wanzen selbst fügen ihr keinen Schaden zu. Sie waren nur an den kleinen Raupen interessiert.

Ungefähr nach drei Jahren allerdings steht der wilde Tabak erneut vor Problemen.

Diesmal sind es die größeren Pflanzen, die ihm das Leben schwer machen. Gräser und Büsche, hohe Sträucher - sie alle hatten ausreichend Zeit zu wachsen. In ihrer Nähe verkümmert die Tabakpflanze. Es fehlt ihr ausreichend Wasser und Licht. Doch hat sie inzwischen Vorsorge für das Überleben ihrer Art getroffen und ihre Samen im Erdboden versenkt. Dort können sie eine Weile überdauern.

Sollten jetzt abermals Blitze die größeren Wüstenpflanzen in Brand setzen, liegen die Tabakpflanzensamen geschützt, tief in der Erde. Nach dem Brand und dem Abkühlen des Bodens kann das Wachstum und der Überlebenskampf der wilden Tabakpflanze von neuem beginnen.

29. September 2012