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TIERE/089: Dienstbare Geister - ältester Begleiter ... (SB)


Rettungshunde


Der Mensch nutzt die Fähigkeiten und die Bereitwilligkeit der Hunde schon so lange aus, wie Hund und Mensch zusammenleben. Dabei ergeht es dem Hund nicht immer gut, beispielsweise in den Zeiten, in denen er als Kriegshund eingesetzt wird. In neuerer Zeit bekommt der Hund andere Aufgaben, beispielsweise als Rettungshund.


Helfer in großer Not

Rettungshunde oder Katastrophenhunde haben sich als wirklich gute Helfer erwiesen und schon viele Menschenleben gerettet. Sie arbeiten als Lawinensuchhunde, Flächensuchhunde, Personensuchhunde (Mantrailer), Minensuchhunde oder Sanitätshunde.

Viele denken sofort an Bernhardiner, wenn von Rettungshunden die Rede ist. Das rührt daher, dass im 17. Jahrhundert die Mönche des Klosters, das auf dem Berg Großer Sankt Bernhard (Schweiz) lag, diese Hunde züchteten, deren Aufgabe es war, stets den Weg zum Kloster zu finden, auch wenn die gesamte Umgebung zugeschneit war. Sie führten verirrte Mönche ins Kloster zurück oder halfen Eingeschneiten, den Weg zu finden. Ein Bernhardiner mit Namen Barry soll im Laufe seines Lebens (1800-1814) 40 Menschen das Leben gerettet haben.

Lange Zeit blieben diese Hunde mit ihrer speziellen Aufgabe eine Besonderheit, bis 1885 die deutsche Armee sich für Hunde interessierte. Zunächst sollten sie ihren Dienst als Meldehunde verrichten. Es war bekannt, dass schon seit ca. 500 v. Chr. Hunde im Krieg eingesetzt worden sind, zumeist als Kampfhunde, aber eben auch als Meldehunde. So war es naheliegend, die Hunde zunächst mit der Aufgabe zu betrauen, militärisch wichtige Meldungen von einem Truppenstützpunkt zum anderen zu überbringen. Am Halsband war eine Kapsel befestigt, in der sich die Nachricht befand. Bald aber trugen sie auch den Soldaten die Munition für die Gewehre hinterher.



Ein Hund sucht unter Trümmern nach verschütteten Menschen - Foto: 1961, by Bundesarchiv, B 145 Bild-F010991-0001 / Steiner, Egon / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Foto: 1961, by Bundesarchiv, B 145 Bild-F010991-0001 / Steiner, Egon / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Ein Mann namens Jean Bungartz bildete zudem Hunde für den Sanitätsdienst aus. Sie sollten helfen, verwundete Soldaten aufzuspüren und damit die Sanitäter unterstützen. 1890 gründete er den Deutschen Verein für Sanitätshunde, der für die Ausbildung dieser Hunde zuständig war. Die Leistung und das Können der Hunde ist an den Menschen gebunden. Nur im Zusammenwirken oder man könnte auch sagen im Zusammenspiel, kommen die hervorragenden Eigenschaften und Fähigkeiten der Vierbeiner zum Vorschein. Der Mensch nutzt es aus, dass der Hund "seinem" Menschen, also Herrchen oder Frauchen, in der Regel gutfreund sein will. Für ihn ist jede Aufgabe ein Spiel. Das heißt nicht, dass es für den Hund nicht sehr anstrengend sein kann oder dass die Forderungen ihn selbst in Lebensgefahr bringen können (zum Beispiel den Minensuchhund). Die Fähigkeit des Hundeführers oder -ausbilders besteht darin, den Hund in diesem Sinne zu verstehen und ihn spielerisch, vorzugsweise mit viel Lob und Belohnung, zu den gewünschten Handlungen anzuleiten. Aber alle Hunde haben nicht gleich viel Interesse am Spielen, manche sind eigensinniger und nicht geneigt, zum Beispiel ein Stöckchen zu apportieren.

Beispielsweise haben Pyrenäen-Berghunde, Tibet-Mastifs oder Old English Mastifs ganz eigene Vorstellungen von Gehorsam. Wenn ihr Herrchen oder Frauchen sie wirklich freundlich bittet, etwas zu tun, ist es möglich, dass sie dem Wunsch entsprechen, wenn ihnen danach ist. Solche Hunde haben meist ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Besitzern. Aber für eine Ausbildung als Begleit- oder Rettungshund werden sie bisher eher selten ausgewählt.


Vom Kriegshund zum Rettungshund

Viele Hunde verrichteten im Ersten Weltkrieg (1914-1918) und im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) als Wachhund, Meldehund oder Sanitätshund ihren Dienst. Im Ersten Weltkrieg waren ca. 30.000 Hunde im Einsatz und nur ganz wenige kehrten zurück. Im Zweiten Weltkrieg erhöhte sich die Anzahl der Hunde auf 200.000, von denen allein in Deutschland 25.000 starben.

Nach diesen furchtbaren Kriegen waren Hunde längere Zeit als Helfer nicht gefragt. Doch um die 1970er Jahre entdeckte man ihre Fähigkeiten als Suchhund und Rettungshund neu. Nun sollten sie ihr Können bei Katastrophen zeigen. Bei Flugzeugabstürzen, Eisenbahnunglücken, Großbränden oder Erdbeben werden oft Menschen von Erde, Schrott oder Trümmern verschüttet. Rettungshunde oder Katastrophenhunde sind in der Lage, Überlebende unter den Schuttmassen zu finden. In Erdbebengebieten retteten und retten sie viele Menschenleben, zum Beispiel 1967 in Italien, 1977 in Rumänien und 1980 in Algerien. Heute wird bei Katastrophen dieser Art aus Deutschland eine Hundestaffel in die Unglücksgebiete zum Helfen eingeflogen. Da es in den Bergregionen nicht selten vorkommt, dass Menschen von Schneelawinen verschüttet werden, bildete man extra den Lawinenrettungshund aus.


Lawinenrettungshunde (Lawinensuchhunde)

Auf ihre Fähigkeiten ist man schon 1937/38 in der Schweiz aufmerksam geworden, als eine Gruppe Menschen von einer Schneelawine verschüttet wurde. Ein Hund, der den Rettern gefolgt war, zeigte ein auffälliges Verhalten. Er scharrte etwas entfernt von dem Bereich, den die Retter sich zum Suchen vorgenommen hatten und lief zu ihnen, winselte und rannte wieder zu der Stelle, scharrte abermals, rannte wieder zu den Rettungskräften und winselte, bis einer der Männer ihm folgte und dort zu schaufeln begann. So konnte ein Mensch gerettet werden. Es musste allerdings auch jemand bereit sein, den Hund verstehen zu wollen und ihm zu folgen.

Die Ausbildung zum Lawinenrettungshund verlangt dem Einsatzteam, also dem Hund und dem Hundeführer, viel ab. Beide müssen körperlich fit sein und gemeinsam mehrere Prüfungen ablegen. Der Mensch sollte ausdauernd sein, sich gut in unwegsamen Gelände im Schnee bewegen und natürlich auch Skifahren können. Der Hund sollte selbstständig suchen, also sich auch in einiger Entfernung von dem Hundeführer bewegen und ein ausgeprägtes Grabverhalten mitbringen. Natürlich eignen sich auch nur Hunde, die ausdauernd körperliche Leistungen vollbringen können. Bevorzugte Hunderassen für die Ausbildung zum Lawinenrettungshund sind Schäferhunde, Border Collies, Labrador-Hunde, Mischlinge oder manchmal auch Rottweiler. Es ist gut, wenn das Tier nicht viel mehr als 30-35 kg wiegt, damit es nicht so tief im Schnee einsinken und sich schnell bewegen kann.

Ein Lawinensuchhund beim Graben im Schnee, der Hundeführer leuchtet dem Tier mit einer Taschenlampe - Foto: 2007, by Huber Gerhard (Gerry1976 at de.wikipedia) [CC BY-SA 2.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Foto: 2007, by Huber Gerhard (Gerry1976 at de.wikipedia)
[CC BY-SA 2.0 de
(http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)],
via Wikimedia Commons

Wird ein Mensch von einer Lawine verschüttet, bleibt nicht viel Zeit, um ihn zu retten. Der Schnee umgibt ihn vollständig, so dass ihm keine Regung des Körpers möglich ist, denn die Schneemassen sind hart wie Zement. Es gelangt keine Luft hindurch und der Mensch wird bald ersticken. Ab ca. 18 Minuten wird es immer unwahrscheinlicher, dass ein vom Schnee Begrabener überleben wird. Es gibt auch schon mal glückliche Ausnahmen, wenn ein Verschütteter das Bewusstsein verliert und auch 1 bis 2 Stunden später noch gerettet werden kann, sofern er schnellstmöglich medizinisch versorgt und gewärmt wird. Doch liegen die Chancen dafür bei nur 3 Prozent.

Wenn ein Rettungsteam bei einem Lawinenunglück angefordert wird, beginnt für die Hunde die Arbeit. Sie müssen beispielsweise ohne Zögern in einen Helikopter steigen und sich notfalls sogar abseilen lassen, um an den Unglücksort zu gelangen. Innerhalb weniger Minuten müssen Mensch und Hund einsatzbereit und unterwegs sein. Erfolgreiche Rettungseinsätze hängen von der guten Zusammenarbeit zwischen Hund und Mensch ab. Bisher konnte noch kein technisches Gerät entwickelt werden, das den Fähigkeiten der Hunde gleichkommt. Zwar arbeiten die Rettungseinheiten mit modernen technischen Mitteln, beispielsweise einem Helikopter, Funk, Radar und Handy-Verbindungen, um möglichst schnell an einen Unglücksort zu gelangen, doch der Spürsinn der Hunde bleibt am wichtigsten, denn mit ihrem außergewöhnlichen Geruchssinn können sie Menschen auch noch unter meterhohen Schneemassen finden. (Meistens liegen die Verschütteten unter 1 bis 2 Metern Schnee). Bei einer Rettung sollten stets mehrere Hunde im Einsatz sein, damit sie sich beim Suchen und Graben abwechseln können. Im eiskalten Schnee ist das für sie sehr anstrengend und nach einer halben Stunde Arbeit sollten sie eine kleine Pause machen. Hat ein Hund einen im Schnee begrabenen Menschen ausfindig gemacht, scharrt er kräftig und bellt laut. Die Rettungsaktion kann beginnen.


Anmerkung

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:
http://www.krone.at/Tierecke/Lawinensuchhunde_sind_die_effektivsten_Retter_im_Schnee- Gegen_die_Zeit-Story-312439
http://www.leistungshund.info/lawine.php
http://www.schaeferhund.ch/allgemein/downloads/downloads/Im_oeffentlichem_Dienst_Lawinensuchhund.pdf

5. Juni 2015

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