Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → NATURKUNDE

WISSENSDURST/019: Himmelsleiter Wissenschaft - Sonne treibt den Menschen an (SB)


Himmelsleiter Wissenschaft - Sonne treibt den Menschen an


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © 2012 by Schattenblick

Grafik: © 2012 by Schattenblick

Ben: "Hey, Stefan, warum warst du nicht in der Schule?"

Stefan: "Tja, meine Mutter musste heute extrem früh aus dem Haus und ich habe meinen Wecker zwar ausgeschaltet, aber mehr auch nicht - also, kurz gesagt: total verpennt."

Ben: "Du hast nicht wirklich was verpasst. Kann ich nachher noch vorbeikommen?"

Stefan: "Klar doch. Übrigens habe ich die Zeit gut genutzt für unsere Forschungen. Erzähle ich dir dann später, bis denn. Tschüß.

Ben: "Bis gleich."

Nach dem Telefongespräch räumte Stefan noch ein wenig auf und machte es sich auf seinem Bett gemütlich. "Eigentlich müsste ich ein Perpetuum Mobile erfinden, das auch noch Strom erzeugt. Aber das ist Quatsch. Ein Perpetuum Mobile soll ja ein Gerät sein, das sich selbst in Bewegung versetzt und auch von selbst in Bewegung bleibt. Das hieße aber, dass keine Energie verbraucht wird, nichts verschleißt und alles so bleibt, sich nichts verändert. Hmm, wozu soll das aber dann gut sein?"

Mitten in diese Überlegungen hinein hörte er seine Mutter nach Hause kommen, hüpfte vom Bett, stürmte die Treppe hinunter und begrüßte sie mit dem Geständnis, dass er verschlafen hatte und nicht in der Schule war.

Mutter: "Tja, erfinden scheint müde zu machen." Sie lächelte. "Hast du Hunger?"

Stefan: "Ja, klar, aber Ben müsste auch jeden Augenblick aufkreuzen."

Mutter: "Na, so wie ich ihn kenne, isst er bestimmt gern mit." Als Stefan nichts weiter sagte, sondern nachdenklich auf den Boden blickte, meinte sie: "Hast du Kummer, ist irgendetwas schief gelaufen?"

Stefan: "Nein, nein, aber, weißt du, ich denke darüber nach, ob man irgendetwas erzeugen kann, ohne vorher etwas zu zerstören oder zu verbrauchen. Kann es denn sein, dass alle Menschen, alle Tiere, alle Maschinen und so, dass alles immer nur funktioniert, wenn gleichzeitig immer etwas anderes verbraucht wird?"

Mutter: "Nun, ja, frag mal deinen Magen."

Stefan: "Ach, Mama!"

Stefan stöhnte, doch irgendwie wusste er, dass es gar nicht so daneben war. Dann klingelte es an der Haustür. Stefan öffnete. Ben rief ein Hallo zu Stefans Mutter und nahm die Einladung zum Essen gern an. Dann verschwanden die beiden nach oben. Stefan berichtete von seinen Überlegungen.

Ben: "Du hast recht. Alle Maschinen und die Autos, die mit Verbrennungsmotoren betrieben werden, brauchen Benzin. Flugzeuge auch. Um Strom herzustellen, braucht man Kohle, Gas, Wasser oder Brennstäbe in Atomkraftwerken. Überall wird irgendwas verbrannt, damit Hitze entsteht, damit Dampf- oder sonst irgendein Druck entsteht, der dann eine Turbine antreibt, die dann einen Generator antreibt, mit dem dann Strom produziert wird. Punkt."

Stefan: "Wahnsinn, wo hast du das denn so schnell und kompakt her?"

Ben: "Ich habe meinen Vater gefragt, ob er weiß, wie eigentlich ein Kraftwerk funktioniert. Und er wusste es ..."

Stefan: "Dass Elektrizität eine saubere Energie ist, kann man nur glauben, wenn man vergisst, wie sie erzeugt wird."

Ben: "Genau. Aber bleiben wir noch bei der Dampfmaschine. Sie wurde benutzt, um Maschinen anzutreiben. Also musste man bereits andere Maschinen gebaut haben, die durch eine Dampfmaschine in Betrieb gesetzt werden konnten."

Stefan: "Genau. Und wie gesagt, ich habe heute Vormittag schon ein wenig gelesen."

Er wedelte mit einem Zettel herum und begann mit Hilfe der Notizen seinen Bericht: "In England gab es bereits Webstühle. Die Menschen brauchten Kleidung und um die zu nähen, wiederum Stoffe. Die Webstühle wurden von Menschen bedient und die Arbeit war nicht gerade leicht. Davor wurden die Stoffe noch ganz per Hand gewebt. Jeder Faden wurde einzeln durch die Kettfäden gezogen. Aber in dieser Zeit fertigte man Stoffe meistens nur für den Eigenbedarf.

Ein Handwebstuhl und zwei Menschen, die beim Weben zu sehen sind. Im Vordergrund eine Frau am Spinnrad - Grafik: byJ.E. Gailer: Neuer Orbis Pictus für die Jugend. Reutlingen 1835 (Public domain), via wikimedia Commons

Grafik: by J.E. Gailer: Neuer Orbis Pictus für die Jugend
Reutlingen 1835 (Public domain), via wikimedia Commons

Ein gewisser Edmund Cartwright, der 1743 in England geboren wurde, erfand den ersten funktionierenden mechanischen Webstuhl. Für die Erfindung dieser Webmaschine erhielt er 1785 das Patent. Für ihren Betrieb mussten aber noch zwei Arbeiter unter großen Mühen die Maschine in Bewegung setzen. Dieser Edmund Cartwright baute dann seine Webmaschine so weit um, dass sie von einer Dampfmaschine angetrieben werden konnte. Sie erhielt den Namen "Power Loom". Dafür erhielt er bereits 1786 das Patent. Zuvor wurden auch die Spinnmaschinen so umgerüstet, dass auch die mit der Dampfmaschine betrieben werden konnten. Jetzt hatte man ausreichend Fäden und die Webstühle, die diese Fäden zu Stoffen weben konnten. All die Menschen, die zuvor in den Manufakturen im Handbetrieb gewebt hatten, wurden entlassen. Sie wurden nicht mehr gebraucht. Vielleicht blieben noch ein bis zwei dort, um die Maschinen zu betreuen, die nun die Arbeit erledigten."

Ben: "Du bist ja ein wandelndes Lexikon geworden. So viel hab' ich heute in der Schule nicht gelernt."

Stefan: "Na ja, das war eine extrem verkürzte Fassung. Ich hab mich richtig aufgeregt über die Folgen der Entlassungen, die Armut der Menschen und so. Da ist doch etwas ganz und gar nicht richtig. Also: die Fabrikbesitzer - und viele andere auch - behaupteten, dass die Spinnmaschinen und die Webstühle, die durch Dampfmaschinen angetrieben wurden, eine segensreiche Erfindung seien. Sie nimmt den Menschen die schwere Arbeit ab und die Stoffe können in viel größeren Mengen hergestellt werden. Das wiederum hätte zur Folge, dass die Stoffe auch für Leute erschwinglich würden, die wenig Geld haben."

Ben: "Ja, von denen gab es dann wohl genug, wenn so viele entlassen worden sind."

Stefan: "Genau, das meine ich. Die wurden sogar oft so arm, dass sie gar nichts mehr hatten und betteln mussten. Sie konnten sich die günstigen Stoffe ganz bestimmt nicht leisten."

Eine triste Gasse in einer armseligen Wohngegend in Glasgow - Foto: 1871 by Thomas Annan (Public domain), via Wikimedia Commons

Foto: 1871 by Thomas Annan (Public domain),
via Wikimedia Commons

Ben: "Wenn es eine segensreiche Erfindung gewesen wäre, dann doch nur, wenn alle etwas davon gehabt hätten. Also, ich meine, die Arbeiter müssten nicht so schwer schuften und könnten mehr Stoffe herstellen. Bis hier hin wäre das okay."

Stefan: "Ich weiß worauf du hinaus willst. Die Arbeiter könnten früher nach Hause gehen, sich um Familie, Kinder und Garten kümmern oder sonst irgendetwas und am nächsten Tag wieder erholt zur Arbeit gehen. Eigentlich ganz einfach. Die Weber versorgen die anderen Nicht-Weber mit Stoffen und die Bauern, Bäcker oder Köche die Weber mit Essen. Und so hätten alle etwas von der Erfindung der verschiedenen Maschinen."

Ben: "Stopp, das hört sich zwar ganz gut an, aber offensichtlich ist das nie so gemacht worden. Bleiben wir lieber bei der Technik."

Stefan: "Ja, das war auch eigentlich meine Idee. Ich bin sogar schon soweit gewesen, ein Perpetuum Mobile erfinden zu wollen ..."

Ben: "Lass uns mal überlegen, ob es irgendeine Maschine gibt, die nichts verbraucht. Also, die Strom erzeugen kann, ohne dass etwas dabei verbraucht oder verbrannt werden muss."

Stefan: "Die Sonnenenergie! Da entsteht kein CO2 und wird kein Kraftstoff oder Strom benötigt."

Ben: "Man lässt die Sonne einfach auf die Kollektoren scheinen und dort werden sie in elektrische Energie umgewandelt. So wie diese Sonnenenergie-Anlage in der Wüste. Da braucht man dann nur noch überlegen, wie man den Strom dorthin leitet, wo er gebraucht wird ..."

Stefan: "... oder wie man ihn speichern kann. Ben, fällt dir auch gerade etwas auf?"

Ben: "Wenn du zufällig auch gerade bemerkst, dass du eigentlich keine Ahnung hast, wie so ein Solarkraftwerk funktioniert ..."

Stefan: "Genau, das meine ich. Vielleicht sollten wir uns erst einmal um die Solarenergie kümmern?"

Ben: "Das ist eine gute Idee, denn ich glaube, mit der Dampfmaschine wurde eine Art des Antriebs erfunden, der mit einem hohen Verbrauch von Kohle einher ging. Alle später erfundenen Maschinen basieren auf dem gleichen Prinzip, selbst wenn andere Brennstoffe oder auch Strom für ihr Betreiben benutzt werden. Vielleicht ist das bei der Solarenergie anders. Die Sonne ist immer da, liefert immer Energie.

Mutter: "Hallo, Jungs, Essen ist fertig - Energie tanken! Nur von Luft und Sonnenschein werdet ihr nicht wachsen!"

Stefan und Ben grinsten und liefen hinunter in die Küche.

Fortsetzung folgt ...


Anmerkung:

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:
http://www.wasistwas.de/aktuelles/artikel/link//ab0f03741b/article/der-webstuhl-und-die-industrielle-revolution.html

16. Mai 2014