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ARCHITEKTUR/028: Die Rekonstruktion "des ganzen Elias Holl" (idw)


Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 22.04.2010

Die Rekonstruktion "des ganzen Elias Holl"

Stipendium der Langner'schen Stiftung hilft der Kunsthistorikerin Eva Haberstock bei der Erstellung eines umfassenden Werkverzeichnisses des Augsburger Renaissance-Architekten, der die Geschichte europäischer Baukunst mit geprägt hat.


Augsburg/GB/KPP - In einem bereits weit fortgeschrittenen Dissertationsprojekt untersucht Eva Haberstock M.A. am Lehrstuhl für Kunstgeschichte/Bildwissenschaft der Universität Augsburg den mit Abstand bedeutendsten Architekten in der Geschichte Augsburgs: Elias Holl (1573-1646) hat wie kein anderer als Stadtwerkmeister das Stadtbild der freien Reichsstadt verändert und bis heute geprägt. Zugleich gehört er zu denjenigen Architekten, deren Werke in die europäische Architekturgeschichte eingegangen sind. In ihren Bemühungen, Holls Werk vollständig zu rekonstruieren, wird Haberstock jetzt durch ein mit 2.500 Euro dotiertes Stipendium der Langner'schen Stiftung unterstützt. Diese 2002 im Gedenken an den Augsburger Architekten Paul Langner gegründete Stiftung widmet sich der Förderung von Architektur und Denkmalschutz.


Architektur- und kunsthistorisches Desiderat

Von Elias Holls Werk und seinen Leistungen existiert nach wie vor ein nur unvollständiges Bild. Weder über alle von ihm stammenden Entwürfe noch über seinen zeichnerischen und schriftlichen Nachlass gibt es einen umfassenden Überblick. Dies ist nicht nur für die Architekturgeschichte ein dringendes Desiderat, sondern auch für eine umfassende kunsthistorische Würdigung des "Goldenen Zeitalters" in der Kunst der freien Reichsstadt, in der das Zusammenspiel von Bildkünstlern wie Hubert Gerhard und Adrian de Vries und dem Architekten Elias Holl den Stadtraum ästhetisch neu definierte.

Aufgrund ihrer bereits 2004 erfolgreich abgeschlossenen Magisterarbeit, in der sie eine denkmalpflegerische Bilanz der Zerstörung Augsburg während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit zog, konnte Haberstock mit Erfahrungen in der wissenschaftlichen Behandlung architekturgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Fragen sowie mit methodischen Kenntnissen in der Auswertung von schriftlichem und bildlichem Archivmaterial an die Behebung dieses Desiderats herangehen.


Archivalische Detektiv- und philologische Kärrnerarbeit

Bei der systematischen Sondierung des verstreuten Materials kann Haberstock bereits auf beachtliche Resultate verweisen. U. a. gelang ihr ein Quellenfund von rund 70 unbekannten Werken im Stadtarchiv Augsburg. Daneben widmet sie sich ebenfalls dem bislang viel zu wenig bekannten schriftlichen Nachlass, der wichtige Aufschlüsse über das wissenschaftliche und technische Fundament der künstlerischen Praxis Elias Holls und seiner Tätigkeit als Stadtwerkmeister erlaubt. In akribischer philologischer Textarbeit ist Haberstock damit beschäftigt, Holls "Beschatzbuch" sowie das "Vermessungsbuch" und das "Zeichnungsbuch" mit ihren Angaben zu den geometrischen Grundlagen der Baukunst, zur Vermessungstechnik und zur Materialkunde zugänglich, d. h. zunächst einmal lesbar und auf der Grundlage heutiger editorischer Standards überhaupt erst entschlüsselbar und verstehbar zu machen. Dazu gehört schließlich auch die Digitalisierung, mit der die Materialien zu Elias Holl allgemein zugänglich gemacht werden sollen.


Wichtiger Beitrag zur Augsburger und europäischen Baukunst der Renaissance

"Das Stipendium der Langner'schen Stiftung ist für mich eine große Hilfe, um die teils recht material- und kostenintensiven Forschungen nunmehr zügig zum Abschluss zu bringen", betont Eva Haberstock. Seitens der Stiftung wiederum ist man überzeugt, hier ein Projekt zu fördern, das nicht nur für die Architektur- und Stadtgeschichte Augsburgs von herausragender Bedeutung ist, sondern auch für die Geschichte der europäischen Baukunst und ihrer Grundlagen seit der Renaissance.


Zur Langner'schen Stiftung:

Die Langner'sche Stiftung (Hochfeldstraße 2, 86159 Augsburg) wurde 2002 im Gedenken an den 1911 in Breslau-Klettendorf geborenen und 1984 in Augsburg verstorbenen Architekten Paul Langner gegründet. Langner studierte Architektur in Frankfurt/Oder und nahm 1949 seine Arbeit als Architekt in Augsburg auf. Er war Mitglied der Bayerischen Architektenkammer und vor allem im Raum Augsburg/München tätig. Für seine städtebaulichen Leistungen wurde er 1977 vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Langner'sche Stiftung widmet sich vorrangig der Förderung der Architektur und des Denkmalschutzes. Sie erfüllt ihren Stiftungszweck im Besonderen durch die Auszeichnung von Personen, die sich um die Architektur verdient gemacht haben, durch Zuschüsse für den Denkmalschutz und durch die Prämierung herausragender Bauwerke.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 22.04.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2010