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DAS BLÄTTCHEN/1558: Messerscharfe Kritik zum Mitnehmen


Das Blättchen - Zeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft
19. Jahrgang | Nummer 1 | 4. Januar 2016

Messerscharfe Kritik zum Mitnehmen

von Thomas Behlert


Um im Gespräch zu bleiben oder um auch Leute zum Druckerzeugnis greifen zu lassen, die sonst eine Buchallergie mit sich herum tragen, veröffentlichen Verlage gerne Bücher, auf die der normale Mensch verzichten kann. Beispiele sind die unsinnige und schlecht geschriebene Autobiographie von Mike Krüger oder ein Sammelsurium von Frau Katzenberger und ihrem mitverdienenden Clan. Mir tut nur ihr unschuldiger Nachwuchs leid, der ständig durch die hässliche Zeitung mit den vielen Fotos geistert. Hoffentlich wird er mal schlau und will studieren. Dann wird für viele Menschen bestimmt eine Welt zusammen brechen.

Ungewöhnlicher Lesestoff kommt dagegen aus dem Hause Verlag neues leben, nämlich ein nur 96 Seiten starkes Büchlein mit wichtigen Sätzen von Karl Marx. In Zeiten von Pegida und dem Hass auf alles, was irgendwie links und/oder ausländisch ist, kann man das schon als mutige Meisterleistung bezeichnen. Der Verlag ließ mit dem ersten Band eines neuen Formates der Frau den Vortritt und veröffentlichte in der "...to go" benannten Reihe Zitate von Rosa Luxemburg. Sehr lesenswert und wichtig.

Nun also ein weiteres handliches Buch zum Mitnehmen und verwenden: "Marx to go". Jeder kennt den bärtigen Schriftsteller, der das "Kapital" schuf, das "Kommunistische Manifest" und kann mindestens "Proletarier aller Länder vereinigt euch" zitieren. Marxens messerscharfe Kritik der Ökonomie des Kapitalismus ist hochaktuell, weil sie die gesellschaftlichen Probleme auch unserer Gegenwart veranschaulicht. Man sollte sich jetzt erst recht wieder mit dem Kommunismus beschäftigen, da er zwar vom "bösen Kapitalisten" tot gesagt wird, aber es nicht ist. Das nun vorliegende Büchlein beinhaltet aussagekräftige und bisweilen "gefährliche" Zitate aus Briefen und Werken, die lesenswert sind und immer ein Aha-Erlebnis mit sich bringen.

Herausgegeben hat diese Sammlung Johannes Oehme, der Geschichte und Philosophie studierte und bereits für die Bücher "Neues vom Hauptfeind" (2012) und "Grenzenloser Friede" (2014) verantwortlich ist. Das künstlerisch hochwertig gestaltete Werk wurde in verschiedene Abschnitte unterteilt: Von "Denken und Handeln" ("Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.") über "Arbeit und Ausbeutung" ("In Manufaktur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine.") bis hin zu "Revolution und Politik" ("Die moderne Staatsgewalt ist nur Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse verwaltet.").

Gleich zu Anfang steht ein wichtiger Satz, der absolut zutrifft und den sich intelligente und weltverbessernde Menschen zu Herzen nehmen sollten: "Diese Sammlung kann die Marx-Lektüre nicht ersetzen, aber sie kann schlaglichtartig in die Zentren seines Denkens führen."

Johannes Oehme (Hrsg.): Marx to go, neues leben, Berlin 2015, 96 Seiten, 7,00 Euro.

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Quelle:
Das Blättchen Nr. 1/2016 vom 4. Januar 2016, Online-Ausgabe
Zeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft, 19. Jahrgang
Herausgeber: Wolfgang Sabath (†)
... und der Freundeskreis des Blättchens
Verantwortlich: Wolfgang Schwarz
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Margit van Ham, Wolfgang Brauer, Alfons Markuske, Detlef-Diethard Pries
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Internet: www.Das-Blaettchen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2016

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