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INTERNATIONAL/106: Kuba - Mehr als 100 neue öffentliche Interneträume, Nutzung für viele zu teuer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Mai 2013

Kuba: Mehr als 100 neue öffentliche Interneträume - Nutzung für viele zu teuer

von Patricia Grogg


Bild: Jorge Luis Baños/IPS

Die Internationale Informatikmesse 2013 in Havanna
Bild: Jorge Luis Baños/IPS

Havanna, 30. Mai (IPS) - Kuba will der Öffentlichkeit im kommenden Monat 118 neue Interneträume zur Verfügung stellen. Möglich wird dies durch eine Glasfaserleitung, die Venezuela mit dem karibischen Inselstaat verbindet. Doch nur wenige Kubaner werden die Nutzungsgebühren aufbringen können. Wie die staatlichen Medien unter Berufung auf eine Entscheidung des Kommunikationsministeriums berichteten, wird das Surfen im Netz pro Stunde 4,5 CUC (5,40 US- Dollar) kosten.

CUC ist die Devisenwährung des Landes, die an den Dollar gekoppelt ist und äußerst selten zur Zahlung von Löhnen verwendet wird. Die Mehrheit der kubanischen Beschäftigten wird mit kubanischen Peso entlohnt.

4,5 CUC entsprechen 108 kubanischen Peso. "Mit meiner kleinen Rente in Höhe von monatlich 270 Peso werde ich mir den Zugang zum Internet ganz sicher nicht leisten können", meinte der ehemalige Journalist und Universitätsprofessor Enrique López Oliva. Auch Leser der Zeitung 'Juventud Rebelde', reagierten irritiert. "Wer solche Preise vorgibt, kommt entweder aus einem anderen Land oder bezieht sein Einkommen komplett in CUC", schrieb ein Kritiker, der sich J. Pérez nannte.


Eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten

Wer in Kuba ausschließlich das insulare Intranet nutzt, bezahlt 0,60 CUC oder 14,40 Peso die Stunde. Eine Alternative bietet das Netz der staatlichen Mobilfunkgesellschaft ETECSA, die innerhalb Kubas eine Monopolstellung einnimmt. Die Nutzungskosten betragen 1,50 CUC (36 Peso) die Stunde.

Offiziell heißt es, dass die User das Internet nicht für Aktivitäten nutzen dürfen, die "die öffentliche Sicherheit, Wirtschaft, Unabhängigkeit und nationale Souveränität gefährden". Die Warnung richtet sich explizit an die Dissidentengruppen im Land, die von der Regierung als "Söldner" auf der Gehaltsliste der USA bezeichnet werden.

Juventud Rebelde berichtete ferner, dass die Netzerweiterung Teil der staatlichen Strategie ist, mehr Menschen den Zugang zu den neuen Medien zu verschaffen. Möglich wird dies durch das Glasfaserkabel zwischen Guaira im Norden Venezuelas und Siboney im Osten Kubas, das riesige Datenmengen zuverlässig und in Windeseile übertragen kann.

Das Glasfaserkabel, das 2011 an Kuba andockte, ist seit Mai 2012 funktionsfähig. Aus der Mitteilung des Kommunikationsministeriums geht hervor, dass es die internationale Kommunikation verbessern werde, die Bereitstellung aber nicht kostenfrei erfolgen könne.

Die Behörden auf Kuba machen für die hohen Kosten und Einschränkungen der einheimischen Internetverbindungen vor allem das fünf Jahrzehnte währende US-Wirtschaftsembargo gegen Kuba verantwortlich.

Kuba verfügte bisher eine Mindestbandbreite von 323 Megabit pro Sekunde via Satellit. Verschiedenen Quellen zufolge wird das Glasfaserkabel die Übermittlungsgeschwindigkeit um einen Faktor von 3.000 erhöhen und die Betriebskosten dadurch um 25 Prozent verringern. Allerdings sollen die Satellitenübertragungsdienste weiter funktionsfähig bleiben.

Die kubanischen Behörden haben wiederholt betont, dass sie der sozialen Nutzung des Internets in Schulen, Forschungseinrichtungen, an Arbeitsplätzen, innerhalb von Berufsverbänden, Freizeit- und Gemeindezentren oder anderen öffentlichen Einrichtungen auch weiterhin den Vorzug gegeben würden.


Wenig private Nutzer

Bisher hat auf Kuba nur eine winzige Minderheit der Haushalte Zugang zu privaten Internetprovidern oder einem eigenen E-Mail-Account. Ebenso ist es den wenigsten Kubanern vergönnt, die Cybercafés der Hotels zum Surfen zu nutzen, die acht Dollar die Stunde verlangen.

In dem diesjährigen Bericht im Rahmen der Universellen Periodischen Überprüfung des UN-Menschenrechtsrats war von 783.000 Personalcomputern bis Ende 2011 die Rede. 18 Prozent davon hätten sie sich in privatem Besitz und 33 Prozent im Besitz von Einrichtungen im Gesundheits-, Bildungs- und Kultursektor befunden.

Von den insgesamt 2.610.000 Internetusern in Kuba hätten zudem 622.000 Zugang zum weltweiten Web, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, der nicht zwischen öffentlichem und privatem Zugang unterscheidet. Der Privatgebrauch in der Regel Journalisten, Wissenschaftlern, Künstlern, Ärzten und anderen Berufsgruppen vorbehalten, die in nationaler Währung zahlen. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.ipsnews.net/2013/05/cuba-to-open-public-internet-outlets-at-4-50-dollars-an-hour/
http://www.ipsnoticias.net/2013/05/se-amplia-uso-social-de-internet-en-cuba/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2013