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MELDUNG/443: Entscheidet Wissenschaft die Wahlen? - Journalisten moderieren Wissenschaftsdebatte (idw)


innokomm - Deutsches Forschungszentrum für Wissenschafts- und Innovationskommunikation - 22.02.2013

Entscheidet Wissenschaft die Wahlen?

Journalisten moderieren Wissenschaftsdebatte - Bürger reden mit



Wissenschaft und Technologie spielen üblicherweise nur eine untergeordnete Rolle in Wahlkämpfen, zumindest in Deutschland, obwohl gerade Forschung und Bildung die Weichen stellen für die Art und Weise, wie wir künftig leben und arbeiten. Diese Sprachlosigkeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft will die Journalistenvereinigung für technisch-wissenschaftliche Publizistik (TELI e.V.) im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 und darüber hinaus mit der ersten deutschen Wissenschafts-Debatte überwinden (http://wissenschaftsdebatte.de).


Hamburg / Berlin - 22. Februar 2013 - Adressiert werden fünf Schwerpunktthemen, die für unsere Zukunft bestimmend sind: Demografie (zugleich Thema des diesjährigen Wissenschaftsjahrs der Bundesregierung), Energie und Gesundheit sowie Fragen der Struktur und Transparenz des Wissenschaftssystems selbst und die Beziehung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. In den kommenden Monaten wird die TELI hierzu laufend aktuelle, kritische Hintergrundberichte auf der Internetplattform veröffentlichen, zu denen Experten und politische Entscheidungsträger öffentlich Stellung beziehen. Diese Online-Debatten werden dann in klassische Massenmedien getragen und auf Veranstaltungen in den TELI-Regionalkreisen fortgeführt.


Hintergrund der Debatte

Bürger finanzieren den größten Teil der Freiheit von Forschung und Lehre mit ihren Steuergeldern, werden im Gegenzug allerdings bisher bestenfalls im Nachhinein über vermeintliche Erfolgsgeschichten informiert. Nicht "Aufklärung" jedoch tut Not, sondern eine frühzeitige breite Debatte über die Ziele und Schwerpunktsetzungen von Wissenschaft in Deutschland. Eine Debatte, die Hoffnungen und Ängste der Bürger auch wirklich ernst nimmt. Eine Debatte, durch die auch das wissenschaftliche Establishment und die Förderpolitik von Bund und Ländern sich nachhaltig an den Prioritäten der Zivilgesellschaft ausrichtet und nicht umgekehrt. Wer zahlt, sagt an! Indem Bürger ihre Erfahrungen und Erwartungen in die Wissenschaft einbringen, entsteht ein Schaltkreis, der im Vergleich zu Forschungs-PR und Wissenschafts-Marketing endlich die Aufgeschlossenheit gegenüber Wissenschaft deutlich steigern kann. Schließlich erfordert Mündigkeit im Sinne einer "Scientific Citizenship" nicht nur Kritikfähigkeit, sondern auch Partizipation.


Bedeutung für den Journalismus

Über Fachpublikationen wenden sich Wissenschaftler in der Regel an ihre eigenen kleinen Expertenzirkel, weshalb diese (oft sogar für die Öffentlichkeit gar nicht kostenfrei zugänglichen) Publikationen meist in einer Sprache verfasst sind, die nur für wenige Bürger verständlich ist. Meist fehlt auch das Wissen, wichtige Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Informationsflut herauszufiltern, sie zu bewerten und in einen größeren Zusammenhang einzubetten.

Wissenschafts- und Technikjournalisten erfüllen hier eine wichtigere Funktion denn je. Traditionell sind sie es, die Hintergründe recherchieren, Fakten erklären, Wichtiges von weniger Wichtigem trennen und Randpositionen einordnen. In der heutigen Welt sozialer und interaktiver Medien sind sie aber immer stärker auch Mediatoren zwischen Wissenschaft, Politik und den diversen zivilgesellschaftlichen Gruppen. Journalisten werden künftig immer öfter die Fragen, Anforderungen und Ideen der Bevölkerung zurück in die Wissenschaft tragen und hierauf Antworten einfordern, die dann wiederum zu Themen der Berichterstattung werden. Wissenschaftsjournalisten sind also längst nicht mehr nur "Welterklärer", sondern stehen zusehends für Austausch und Dialog, sind Vermittler, die nicht nur die Wissenschaft in die Gesellschaft tragen ("Science in Society"), sondern auch gesellschaftliche Fragen in die Wissenschaft ("Society in Science"). Als dem Lobbyismus weitgehend unverdächtige Akteure, sind Wissenschaftsjournalisten prädestiniert für diese neue Rolle.

Die Wissenschaftsdebatte erschließt somit nicht nur einen überfälligen gesellschaftspolitischen Diskurs, sondern eröffnet auch neue Betätigungsfelder und Verdienstmodelle für den Journalismus bzw. die Medienwirtschaft insgesamt. Dieser Tage schreibt die TELI deshalb mehrere Recherchestipendien aus. Die Ausschreibung für die erste Förderrunde endet am Montag, 18. März 2013.


Über die TELI

Gegründet 1929 als "Technisch-Literarische Gesellschaft" ist die TELI heute der traditionsreichste Verband von Technik- und Wissenschaftsjournalisten weltweit. Ziel ist die Erschließung und Verbreitung wissenschaftlicher und technischer Information vor dem Hintergrund deren gesellschaftlicher Bedeutung.

Jede Neugestaltung sozialer Verhältnisse in Arbeit und Gesellschaft setzt voraus, dass ein breites, allgemeines Grundverständnis und die Möglichkeit und Bereitschaft zu offener Auseinandersetzung zusammentreffen - zwei Forderungen, die einen offenen Meinungsbildungsprozess im besten journalistischen Sinne voraussetzen. Die Gründer der TELI erkannten mangelndes wissenschaftlich-technisches Wissen als Bildungslücke; unter den heutigen Bedingungen hingegen nimmt "technischer Analphabetismus" die Form politischer Unmündigkeit an: Aus ihm folgt die Unfähigkeit, die Entwicklung der wesentlichen Lebensbezüge unserer Gesellschaft zu verstehen, geschweige denn mitzugestalten.

Weitere Informationen unter:
http://wissenschaftsdebatte.de
- Betaversion der Online-Plattform

http://teli.de
- Journalistenvereinigung TELI

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1731

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
innokomm - Deutsches Forschungszentrum für Wissenschafts- und
Innovationskommunikation, Alexander Gerber, 22.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2013