Leibniz-Institut für Wissensmedien - 16.09.2015
Wie glaubwürdig präsentieren sich Nutzer in sozialen Netzwerken
Soziale Netzwerke wie XING oder LinkedIn sind wichtige Präsentationsplattformen im harten Wettbewerb um Stellen. Nutzer legen hier individuelle Profile an, in denen sie sich potentiellen Arbeitgebern darstellen. Aber wie zuverlässig sind diese Selbstdarstellungen? Präsentieren sich Personen in beruflichen Netzwerken tatsächlich so, wie sie wirklich sind, oder nicht vielmehr so, wie sie nach außen hin wirken möchten?
Tübingen, 16.09.2015 Die Frage der eigenen Präsentation in sozialen
Netzwerken haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen untersucht. Besitzer
von XING-Profilen wurden mit Hilfe von etablierten Persönlichkeitsfragebogen
zunächst zu ihrem realistischen Selbstbild befragt, dann zu ihrem
idealisierten. Sie sollten angeben, wie sie sich tatsächlich einschätzen
und wie sie sich gerne sehen würden.
Darüber hinaus wurden ihre XING-Profile unabhängigen Gutachtern vorgelegt. Sie sollten aufgrund der Profile die Persönlichkeitsmerkmale der Profilbesitzer einschätzen. Sie bewerteten z. B. deren Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit oder Neigung zu Neurosen. Überraschenderweise zeigte sich, dass diese Fremdeinschätzungen hoch mit den realistischen Selbstzuschreibungen korrelierten, nicht aber mit den idealisierten.
Die Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Computers in Human Behavior" veröffentlicht wird, belegt damit empirisch, dass sich Nutzer in ihren XING-Profilen realistisch und nicht idealisiert präsentieren. Sie zeigt, dass berufliche Netzwerke für Arbeitgeber ein aussagekräftiges Mittel sind, um die Persönlichkeit von Kandidaten einschätzen zu können.
Prof. Ulrike Cress, deren Arbeitsgruppe die Studie durchführte, hat dafür folgende Erklärung: "Nutzer von beruflichen Netzwerken wissen wahrscheinlich, dass auch ihre Bekannten ihre Profile lesen. Das führt wohl dazu, dass sie in ihrer Selbstdarstellung realistisch bleiben müssen. Sie präsentieren sich also nicht nur für unbekannte Personen, denen sie etwas vormachen können, sondern sie wissen, dass ihre Selbstpräsentationen auch von Personen gelesen werden, die mehr über sie wissen."
Studie
"Self-presentation in professional networks: More than just window
dressing" von Katja Sievers, Katrin Wodzicki, Ingo Aberle, Michael
Keckeisen und Ulrike Cress
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0747563215002368
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das
Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 80 Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften
arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und
kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen. Seit 2009 unterhält das
IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten
Leibniz-WissenschaftsCampus zum Thema "Bildung in Informationsumwelten".
Internetadresse:
www.iwm-tuebingen.de.
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige
Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante
Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte
Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und
bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft
setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft,
Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive
Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der WissenschaftsCampi, mit
der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen
einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern
Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute
liegt bei 1,64 Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1393
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Wissensmedien, Dr. Evamarie Blattner, 16.09.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2015
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