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PREIS/1714: Anthony Dod Mantle ist Träger des 11. Marburger Kamerapreises (idw)


Philipps-Universität Marburg - 07.03.2011

Anthony Dod Mantle ist Träger des 11. Marburger Kamerapreises


Der international gefragte Kameramann Anthony Dod Mantle gilt als einer der innovativsten und einflussreichsten Bildgestalter des europäischen Gegenwartskinos. Soeben erhielt der Pionier des digitalen Kinos für seine Arbeit den Marburger Kamerapreis.

"Seiner unbändigen Experimentierfreude im Einsatz verschiedenster Aufnahmesysteme, seiner bildschöpferischen Kreativität und seinem Mut, althergebrachte Konventionen zu brechen, sind einige der visuell imposantesten Filme der letzten Jahrzehnte zu verdanken", begründet die Jury des Marburger Kamerapreises ihre Entscheidung. Anthony Dod Mantle sei ein intuitiver Experimentator, ein visueller Stratege und ein technikbegeisterter Visionär, der seine Mittel mit großer Souveränität wähle. Als Bildkünstler entwickelte er die Sprache des Kinos ständig weiter.

Eben diese zentrale Bedeutung der Kameraleute beim Filmemachen würdigen der Marburger Kamerapreis und die damit verbundenen Kameragespräche", sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause bei der Preisverleihung am 4. März 2011. Universität und Stadt Marburg lobten bereits zum 11. Mal den mit 5.000 Euro dotierten Preis aus. Krause verwies darauf, dass beide zusammen "ein für Marburg typisches akademisches und zugleich kulturelles Ereignis" seien. Tatsächlich stünden Kamerapreis und -gespräche in Europa einzigartig für eine intensive und kluge Auseinandersetzung mit Kameraarbeit, ergänzte Oberbürgermeister Egon Vaupel.

Diesen Aspekt betonte auch Preisträger Dod Mantle: "Preisverleihungen sind in der Regel glamouröse Shows - die eigentliche Leistung ist dabei kein Thema mehr", sagte der Oscar-Preisträger von 2009 und Träger des Europäischen Filmpreises von 2006. In Marburg jedoch würde er nun schon seit Stunden von Studierenden der Medienwissenschaft nach allen Aspekten seiner Kameraarbeit befragt und Wissenschaftler würden seine Filme analysieren. "Das ist die eigentliche Auszeichnung für mich", stellte der Preisträger fest, der mit Frau und Sohn angereist war.

Besonders gefreut habe ihn auch die Laudatio des Regisseurs Philip Gröning. "Beim Kamerapreis kommt etwas in die Welt, was ansonsten verborgen geblieben wäre", hatte Prof. Dr. Karl Prümm - aus langjähriger Erfahrung - vorher gesagt, der als Initiator der Kameragespräche bzw. des Kamerapreises den Laudator vorstellte. Gröning betonte, dass Dod Mantle sich mit großer Freude und Können auf jede neue Technik stürze: "Es ist schon außergewöhnlich, dass in dem Moment, wo neue technische Mittel da sind, einer sagt, er möchte sie alle haben." Bewundernswert sei auch Dod Mantles Verzicht auf die Macht, sein Weg zurück zur Einfachheit und die Prioritätenverschiebung auf eine wirkliche Lebendigkeit zulasten einer Schönheit einzig auf der reinen Bildebene.

Es war Anthony Dod Mantle, der in "Das Fest" (1998, Regie: Thomas Vinterberg) als einer der ersten die gestalterischen Potenziale einer kleinen, für den Amateurmarkt konzipierten Digitalkamera erkannte. Seinen Ruf als Wegbereiter des digitalen Kinos festigte er mit dem Einsatz von DV-Kameras in dem Endzeit-Horrorfilm "28 Days Later" (2002).

Die Wahl der Kamera und des Materials ist bei Anthony Dod Mantle niemals manierierter Selbstzweck, sondern stets Resultat einer bewussten Entscheidung im Dienste der erzählten Geschichte. Häufig begnügt er sich nicht mit einem Format für den gesamten Film, sondern entscheidet über seine Werkzeuge nach den Erfordernissen einzelner Sequenzen. So greift er neben handelsüblichen DV-Kameras auch auf Infrarottechnik und so genannte "Spycams" zurück, Miniaturkameras, die es ermöglichen, unbemerkt zu filmen.

Zwischen verschiedenen Aufnahmesystemen bewegt sich Dod Mantle auch in seinem bislang erfolgreichsten Film, dem weltweiten Erfolg "Slumdog Millionär" (2008, Regie: Danny Bolye), für den er mit dem Oscar für die beste Kamera ausgezeichnet wurde. Hier arbeitete Dod Mantle abermals mit verschiedenen analogen und digitalen Kameras und setzte zudem diverse Filmmaterialen mit unterschiedlichen Charakteristika ein.

Weitere Informationen unter:
http://www.marburger-kamerapreis.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution376


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Philipps-Universität Marburg, Dr. Viola Düwert, 07.03.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2011