Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

UMWELT/216: Kinderkrebs um Kernkraftwerke - Stationen einer Aufklärung (umg)


umwelt · medizin · gesellschaft - 1/2011
Humanökologie - soziale Verantwortung - globales Überleben

Kinderkrebs um Kernkraftwerke: Stationen einer Aufklärung

Von Alfred Körblein


Mit der Veröffentlichung der KiKK-Studie zu Kinderkrebs um deutsche Kernkraftwerke vor 3 Jahren wurde offiziell bestätigt, dass Kinder im nahbereich von Kernkraftwerken einem erhöhten Krebs- und insbesondere Leukämierisiko ausgesetzt sind. Allerdings wurde nicht nur von den Autoren der Studie sondern auch von der deutschen Strahlenschutzkommission radioaktive Abgaben der Kernkraftwerke als Ursache explizit ausgeschlossen, weil diese mindestens einen Faktor 1000 zu niedrig seien, um die beobachteten Effekte zu erklären. Die Frage nach den Ursachen ist also weiterhin ungeklärt.

Inzwischen liefern neue Studien aus dem In- und Ausland Ergebnisse, welche tendenziell die Befunde der KiKK-Studie stützen. Allerdings verfügen die Studien in der Regel nicht über genügend statistische Nachweisstärke, die Ergebnisse sind also meist einzeln nicht signifikant. Dagegen ergibt eine länderübergreifende Analyse ein statistisch signifikant erhöhtes Leukämierisiko bei Kleinkindern im 5km-nahbereich von 13 britischen und 16 deutschen Standorten von Kernkraftwerken.

In Deutschland zeigt sich um Kernkraftwerke auch bei angeborenen Fehlbildungen und beim Verhältnis zwischen der Anzahl männlicher und weiblicher Geburten ein ähnlicher Abstandstrend wie in der KiKK-Studie. Jedoch ist der Trend nicht monoton fallend; der Effekt erreicht ein Maximum erst in einigen Kilometern Abstand vom Kernkraftwerk. Diese Beobachtung stimmt überein mit Ergebnissen von Ausbreitungsrechnungen für die Strahlenbelastung um Kernkraftwerke.

Die Größe der beobachteten Effekte könnte mit der Annahme erklärt werden, dass die Dosis-Wirkungsbeziehung (DWB) für Effekte nach pränataler Bestrahlung nicht linear ist. Wie sich zeigen lässt, errechnet sich eine nach oben gekrümmte Form der DWB dann, wenn sowohl die Strahlenempfindlichkeit als auch die Strahlendosis über radioaktive Abgaben von Kernkraftwerken Zufallsverteilungen genügen. Wegen des diskontinuierlichen Charakters der Emissionen wird das Strahlenrisiko bestimmt von zeitlichen und örtlichen Spitzenwerten der Strahlenbelastung.


Vorgeschichte

Vor 13 Jahren erschien in der Zeitschrift Arzt und Umwelt, dem Vorläufer von Umwelt Medizin Gesellschaft, ein Artikel von mir (1), in dem ich mich kritisch mit den im Jahr zuvor veröffentlichten Ergebnissen der sogenannten Michaelisstudie (2) auseinandersetzte. Damals hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mich das Thema auch noch im Jahr 2011 beschäftigen würde.

Benannt war die Michaelisstudie nach Prof. Jörg Michaelis, dem damaligen Leiter des Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation in Mainz. Auf der Basis von Daten des Deutschen Kinderkrebsregisters war die Frage untersucht worden, ob das Kinderkrebsrisiko um deutsche kerntechnische Anlagen im Zeitraum 1980 bis 1995 erhöht ist. Die Michaelisstudie fand keine statistisch auffälligen Ergebnisse; das relative Risiko (RR) betrug in einem 15 km Umkreis um kerntechnische Anlagen 0,99 für Krebs insgesamt und 1,00 für akute Leukämien. Den Autoren schien damit die Frage ausreichend geklärt; weitere Untersuchungen wurden als nicht erforderlich angesehen.

Meine Reanalyse der Daten aus der Michaelisstudie ergab jedoch ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko für Kinder im 5-km Nahbereich dann, wenn nur die 15 Standorte von großen Kernkraftwerken in die Auswertung einbezogen wurden (die Michaelisstudie enthielt zusätzlich 3 kleine Forschungs- bzw. Versuchsreaktoren und zwei Kernkraftwerke, die nach kurzem Probebetrieb stillgelegt wurden). Für Kinder unter 5 Jahren (Kleinkinder) war die Krebsrate im 5km-Nahbereich signifikant um 54 %, die Leukämierate gar um 76 % erhöht. Meine Ergebnisse wurden 1999 in der amerikanischen Zeitschrift Medicine and Global Survival veröffentlicht (3).

Auf den öffentlichen Druck, insbesondere durch die kritische Ärzteorganisation IPPNW, den Befunden nachzugehen, reagierte schließlich das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Sein neuer Präsident Prof. König, Mitglied der Partei Bündnis90/Die Grünen, lud mich, zusammen mit Vertretern der Fachabteilung des BfS aus München, zu einer Diskussion über meine Studienergebnisse ein. Am Ende des Tages gab er grünes Licht für die neuerliche Vergabe einer offiziellen Studie, welche die Frage nach erhöhten Kinderkrebsraten um Kernkraftwerke endgültig klären sollte. Er bat mich, einen Vorschlag für ein Studiendesign zu entwickeln, das danach in einer Expertenrunde diskutiert werden sollte.

In dieser Expertenrunde waren, neben den Fachleuten aus dem BfS, bekannte Epidemiologen vertreten, u. a. die Professoren Wichmann, Michaelis, Greiser, Jöckel und Hoffmann, und außerdem Dr. Kaatsch, der Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters (DKKR). Die Studie wurde ausgeschrieben; den Zuschlag erhielt wieder das DKKR. Erstmals wurde ein studienbegleitendes 12-köpfiges Expertengremium eingerichtet, bestehend aus Epidemiologen, Medizinern, Statistikern, und Physikern, darunter auch drei erklärten Atomkraftkritikern (Pflugbeil, Wurzbacher, Körblein). 2003 wurde die Studie schließlich begonnen; sie erhielt den Arbeitstitel KiKK-Studie. Ende 2007 wurden die Studienergebnisse der Presse vorgestellt, zwei Veröffentlichungen in Fachzeitschriften folgten 2008 (4, 5).


Die KiKK-Studie

Das Design der KiKK-Studie unterscheidet sich von den beiden Vorläuferstudien (1992 und 1997) des Deutschen Kinderkrebsregisters: Die KiKK-Studie ist eine Fall-Kontrollstudie, während die vorherigen Studien ökologische Studien waren.

Ökologische Studien vergleichen die Krebs- bzw. Leukämieraten im Untersuchungsgebiet um Kernkraftwerke mit dem entsprechenden Raten in einer ähnlich strukturierten Kontrollregion abseits der Kernkraftwerke. Fall-Kontrollstudien prüfen, ob krebskranke Kinder (Fälle) einem bestimmten Risikofaktor stärker ausgesetzt sind als vergleichbare Kinder ohne Krebs (Kontrollen). Bei der KiKK-Studie ist der Risikofaktor die Nähe zu einem Kernkraftwerk (KKW). Sind die Wohnadressen von Fällen und Kontrollen bekannt, so kann nach Geokodierung der jeweilige Abstand zum KKW sehr genau bestimmt werden. Das ist dann besonders wichtig, wenn die Effekte räumlich eng begrenzt sind.

Bei den vorherigen ökologischen Studien lagen die Daten auf Gemeindeebene vor. Gemeinden sind aber unregelmäßige Gebilde mit Ausdehnungen von etlichen Kilometern. Damit ist die Entfernungsbestimmung zwischen Wohnort und KKW nur auf einige Kilometer genau. Außerdem wurden die Gemeinden drei Abstandskategorien zugeordnet (0-5 km, 5-10 km, und 10-15 km), was die Entfernungsbestimmung weiter vergröberte.

Ökologische Studien haben den Vorteil, dass sie schnell und ohne größere Kosten durchführbar sind. Um erste Hinweise auf eine mögliche Häufung von Krebsfällen zu erhalten, sind sie von großem Nutzen[1].

Die Hauptergebnisse der KiKK-Studie sind
1. eine signifikante Abstandsabhängigkeit des Risikos
2. eine hochsignifikante Erhöhung des Risikos im 5-km Nahbereich gegenüber Entfernungen größer als 5 km.

Für Leukämien beträgt die Erhöhung des Risikos im 5km-Nahbereich ca. 120 %, für alle Malignome ca. 60 %. Keine auffällige Risikoerhöhung zeigt sich bei Entfernungen größer als 5 Kilometer.


Studien in anderen Ländern

Nach der Veröffentlichung der KiKK-Studie wurden in aller Eile ökologische Studien zu Leukämien bei Kleinkindern in England (6) und Frankreich (7) um Kernkraftwerke durchgeführt. In beiden Ländern wurden keine signifikant erhöhten Leukämieraten im 5km-Nahbereich gefunden. Allerdings waren die Fallzahlen deutlich kleiner als in Deutschland. Das liegt daran, dass die in England betrachteten 13 britischen Kernkraftwerke fast ausschließlich am Meer liegen, und in Frankreich lediglich die Daten von 1990 bis 1998 berücksichtigt wurden.

Ein quantitativer Vergleich der Studienergebnisse aus England und Frankreich mit den Ergebnissen der KiKK-Studie ist wegen des Unterschieds im Studiendesign nicht sinnvoll. Dankenswerterweise wurden aber die Daten aus der KiKK-Studie nachträglich noch mit einem ökologischen Studiendesign ausgewertet (8), was einen Vergleich der Ergebnisse der Studien zulässt.


Gemeinsame Analyse der Daten aus Deutschland und Großbritannien

In der folgenden Tabelle 1 vergleiche ich das Verhältnis (SIR) der beobachteten (O) zu den erwarteten (E) Fallzahlen im 5km-Nahbereich (r ≤ 5km) mit dem SIR im restlichen Studiengebiet außerhalb der 5km Zone (r > 5km), erst getrennt für Deutschland (D) und für Großbritannien (GB), und dann für die zusammengefassten Daten aus D und GB. Das relative Risiko (RR) ist das Verhältnis von SIR für r ≤ 5km und SIR für r > 5km: RR=SIR (0-5km)/SIR (>5km). Der p-Wert ist das Ergebnis des einseitigen Binomialtests (2-Stichproben-Test).


Tab. 1: Ergebnisse der ökologischen Studien aus Deutschland und 
 England
Daten
O
E
SIR=O/E
RR
p-Wert
D





r ≤ 5km
r > 5km
34
585
24,09
599,58
1,41
0,98
1,45
0,0549
GB





r ≤ 5km
r > 5km
20
1579
14,74
1640,44
1,36
0,96
1,41
0,1715
D + GB





r ≤ 5km
r > 5km
54
2164
38,83
2240,00
1,39
0,97
1,44
0,0142

Die relativen Risiken sind in beiden Studien ähnlich hoch (RR = 1,45 und RR = 1,41); sie sind aber für sich betrachtet weder in Deutschland noch in Großbritannien signifikant erhöht. Erst die Addition der Fallzahlen aus beiden Ländern ergibt ein signifikant erhöhtes relatives Risiko um insgesamt 29 KKW Standorte (13 in GB, 16 in D).

Was noch auffällt ist, dass die Leukämieraten im gesamten Untersuchungsgebiet um die KKW sowohl in Deutschland (O = 619, E = 623,67; SIR = 0,99) wie in Großbritannien (O = 1599, E = 1655,18; SIR = 0,97) nicht erhöht sind. Das zeigt, dass Studien auf der Ebene von Landkreisen (counties) wenig aussichtsreich sind, um örtlich eng begrenzte Effekte nachzuweisen.


Fehlbildungen um Kernkraftwerke

In einer Anfang 2010 veröffentlichten Studie aus dem Universitätsklinikum in Mainz (9) wurden angeborene Fehlbildungen in der Umgebung von zwei deutschen Kernkraftwerken, Philippsburg und Biblis, untersucht. Die Studie wurde im Auftrage des Bundesamtes für Strahlenschutz erstellt und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit finanziert. Der Studienzeitraum umfasste nur etwas mehr als 15 Monate (11.11.2006 - 29.2.2008). In der Studienregion wurden 108 und in der Vergleichsregion 135 Fehlbildungen erfasst.

Die Hauptergebnisse der Studie beschreiben die Autoren wie folgt: Erstens, die Häufigkeit (Prävalenz) von Fehlbildungen ist in der Umgebung der beiden Kernkraftwerke gegenüber dem Vergleichsgebiet nicht erhöht (relatives Risiko = 0,94). Zweitens, das Risiko für angeborene Fehlbildungen nimmt nicht mit der Nähe zu den KKW zu.

Allerdings hatte die Studie nicht ausreichend statistische Nachweisstärke (power), um ein Risiko in ähnlicher Höhe, wie bei der KiKK Studie im 10km-Umgebungsbereich beobachtet, nachzu weisen. Der 95 Prozent Vertrauensbereichs des relativen Risikos (RR) in der KuK Studie beträgt 0,72 bis 1,22 und schließt das in der KiKK Studie im 10km-Bereich gefundene relative Krebsrisiko von RR = 1,17 ein. Damit widersprechen sich die Ergebnisse der beiden Studien nicht (10).

Auch die Aussage, die Fehlbildungsdaten ließen keinen Entfernungstrend erkennen, ist so nicht richtig. Zur Prüfung des Abstandstrends wurde vorab ein reziprokes Abstandsgesetz der Form RR~exp(β1/r) festgelegt. Über den gesamten Entfernungsbereich ist ein fallender Trend des relativen Risikos nicht erkennbar; der Wert des Regressionsparameters β1 wird in der Studie mit zu 0,363 ermittelt und ist nicht signifikant (p=0,76, zweiseitiger Test).

Das reziproke Abstandsgesetz hat jedoch die Eigenschaft, das Risiko für kleine Abstände gegen Unendlich gehen zu lassen. Es ist für eine Anpassung im Nahbereich ungeeignet, da die berechnete Dosis über radioaktive Abgaben aus dem Abluftkamin von KKWs erst in einer Entfernung von einigen Kilometern ihr Maximum erreicht (11). In Abbildung 1 ist der Kurzzeitausbreitungsfaktor, ein Maß für die Strahlenbelastung durch Abgaben mit der Abluft, in Abhängigkeit von Abstand vom KKW aufgetragen. Die Strahlenbelastung ist demnach in unmittelbarer Umgebung des Reaktors niedrig, steigt mit der Entfernung an, erreicht ein Maximum und nimmt danach monoton ab. Eine Regression mit einem reziproken Abstandsmodell führt also zu einer systematischen Fehlanpassung im Nahbereich; ein reziprokes Abstandsmodell ist erst ab einer Entfernung von einigen Kilometern eine brauchbare Näherung.

Erfreulicherweise werden in der KuK-Studie die Zahlen für Neugeborene mit Fehlbildungen und für alle Geburten in 1 Kilometer breiten Entfernungsringen angegeben. Abbildung 2 zeigt den Verlauf der Fehlbildungsraten im 10km-Umkreis um die beiden KKW-Standorte. Eine Regression der Daten für Entfernungen größer als 3 km ergibt einen Schätzwert des Regressionsparameters von β1 = 1,94, sehr viel größer als der in der KuK-Studie berichtete Wert von β1 = 0,363 und vergleichbar mit dem Ergebnis für den Trendparameter für Leukämien in der KiKK-Studie (β1 = 1,75, siehe (5)). Wegen kleiner Fallzahlen ist das Ergebnis für β1 aber trotzdem nicht signifikant (p = 0,353).

Interessanterweise fand die oben erwähnte britische Studie (6) zu Leukämien um Kernkraftwerke innerhalb des 5km-Nah-bereichs ein mit dem Abstand ansteigendes relatives Risiko; der Regressionskoeffizient hatte ein negatives Vorzeichen (β1 = -2,7). Über den gesamten 10km-Entfernungsbereich zeigte sich aber ein fallender Trend (β1 = 1,0±1,6). Weil beide Ergebnisse nicht signifikant waren und sich widersprachen, wurden sie in (6) als Zufallsergebnisse betrachtet. Die Autoren schlossen daraus, es gebe keinen Hinweis auf (no indication of) erhöhte Leukämierisiken um britische Kernkraftwerke. Mit den Daten der KuK-Studie stimmt die Beobachtung jedoch gut überein, was gegen ein Zufallsergebnis spricht.


Gestörtes Geschlechterverhältnis im Nahbereich von Kernkraftwerken

Eine kürzlich erschienene Studie von Kusmierz, Voigt und Scherb zeigt, dass das Geschlechterverhältnis, also das Verhältnis zwischen der Anzahl männlicher zur Anzahl weiblicher Geburten (sex ratio, SR), im 5km-Nahbereich der bayerischen KKW-Standorte signifikant erhöht ist (12). Weil auch nach Tschernobyl und nach den atmosphärischen Atomwaffentests eine Erhöhung des Geschlechterverhältnisses gefunden wurde (13-16), ist die Störung des Geschlechterverhältnisses um Kernkraftwerke ein Hinweis auf eine erhöhte Strahlenbelastung.

Abbildung 3 zeigt die sex ratios in den bayerischen Gemeinden im 30km-Umkreis um die drei Kernkraftwerke Grafenrheinfeld, Isar und Gundremmingen und den gleitenden Fünfmonats-Mittelwert[2]. Dieser nimmt bei ca. 4 km mit SR = 1,16 ein Maximum an, er ist dort um ca. 10 % gegenüber dem Wert für große Entfernungen erhöht.

In Abbildung 4 ist anstelle des Geschlechterverhältnisses der Anteil männlicher Geburten aufgetragen. Für r<5km bedeuten die Punkte Einzelgemeinden, für r≥5km wurden jeweils 5 Gemeinden zu einen Punkt zusammengefasst.


Krebsraten um Kernkraftwerke

Sowohl bei Fehlbildungen (Abb. 2) als auch beim Geschlechterverhältnis (Abb. 4) treten keine erhöhten Werte im unmittelbaren Nahbereich auf; Maxima finden sich erst in einigen Kilometern Entfernung vom KKW. Leider wurden für Krebsfälle um KKW in der KiKK-Studie nur die Anzahl von Fällen (krebskranke Kinder) und Kontrollen (Kinder ohne Krebs) für den gesamten 5km-Nahbereich veröffentlicht, nicht aber deren Verteilung innerhalb des 5km-Bereichs. Meine Bitte um Überlassung der entsprechenden Zahlen für 0-3 km wurde von den Autoren der KiKK-Studie abgelehnt.

Allerdings enthält der KiKK-Studienbericht (17) eine Abbildung (Abb. 3.3 in (17)), in der die Positionen von Fällen und Kontrollen dargestellt sind. Abbildung 5 zeigt einen Ausschnitt daraus für den 5-km Bereich. Die Fälle überlagern die Kontrollen, und diese überlagern wiederum andere Kontrollen. Mit zunehmender Dichte der Fälle und Kontrollen wird es schwieriger, zu erkennen, ob sich unter einem Fall bzw. einer Kontrolle eine weiterer Fall oder eine Kontrolle verbirgt. Mit einem Grafikprogramm gelang es Ralf Kusmierz jedoch, die Koordinaten der Mittelpunkte der Rechtecke für Fälle und Kontrollen zu bestimmen. Mit diesen Informationen war ich in der Lage, die Anzahl der Fälle (F) und Kontrollen (K) zumindest innerhalb eines Kreises von 3 km Radius recht genau zu ermitteln (siehe Abb. 6): Die Abzählung ergibt 21 Fälle und 49 Kontrollen. Die entsprechenden Zahlen im 3-5 km Bereich (F = 56, K = 99) errechnen sich als Differenz zu den in (17), Tabelle 3.14 enthaltenen Zahlen für Fälle und Kontrollen im gesamten 5km-Nahbereich. Die Rechnung ergibt, dass das relative Risiko (RR) im 3km-Bereich kleiner ist als in der 3-5 km Zone, jeweils verglichen mit dem Entfernungsbereich größer 5 km (RR = 1,30 für 0-3 km, RR = 1,71 für 3-5 km, siehe Abb. 7).


Gemeinsame Analyse

Im Folgenden werden die Ergebnisse einer gemeinsamen Analyse der Datensätze für Krebsraten, Fehlbildungen und das Geschlechterverhältnis um Kernkraftwerke mit den beiden auch in (12) verwendeten Regressionsmodellen vorgestellt, einer reziproken Abstandsabhängigkeit (1/r) und einer Rayleighverteilung. Während das reziproke Abstandsmodell annimmt, dass das Risiko monoton mit der Entfernung abnimmt, geht das zweite Modell von einem Maximum des Effekts in einigen Kilometern Entfernung vom KKW aus. Dieses Modell passt besser zu den Ergebnissen von Berechnungen der Strahlenexposition im Nahbereich von Kernkraftwerken (siehe Abb. 1).

Die Daten wurden mit bevölkerungsgewichteter nichtlinearer logistischer Regression (Funktion nls() des Statistikpakets R) auswertet. Das Regressionsmodell hat die Form p~exp(y)/(1+exp(y)) mit y=beta0+beta1/r für das reziproke Abstandsmodell und y=beta0+beta1*r*exp(-beta2*r²) für das Modell mit der Rayleighverteilung.


Ergebnisse

Mit dem reziproken Abstandsmodell ist bei Einzelregressionen der Trendparameter beta1 nur für die Daten der KiKK-Studie signifikant. Die gemeinsame Analyse aller 3 Datensätze führt aber insgesamt zu einer signifikanten Verbesserung der Anpassung gegenüber dem Modell ohne Entfernungsabhängigkeit (p = 0,0208; F-Test).

Mit der Rayleighverteilung zeigt sich bei Einzelregressionen nur für das Geschlechterverhältnis eine signifikante Abstandsabhängigkeit (p = 0,043), für Krebse (p = 0,106) und Fehlbildungen (p = 0,116) sind die Ergebnisse nicht signifikant. Die gemeinsame Analyse ergibt aber ein hochsignifikantes Ergebnis für die Abstandsabhängigkeit (p = 0,0014; F-Test).

Es zeigt sich auch, dass die Rayleighverteilung eine deutlich bessere Anpassung (p = 0,008) an die Daten erlaubt als das von den Autoren der beiden offiziellen Studien (KiKK-Studie und KuK-Studie) verwendete reziproke Abstandsmodell. Die Krebsraten sind bei 3-5 km um 70 % erhöht, die Fehlbildungsraten sind zwischen 4 und 8 km etwa doppelt so hoch wie zwischen 8 und 10 km, und das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Geburten ist im Maximum bei 4 km mit 1,16 etwa 10 % höher als der Erwartungswert von 1,056 (siehe Abb. 3).

In Bayern zeigt sich im Januar 1987, neun Monate nach Tschernobyl, ebenfalls eine signifikante Erhöhung des Geschlechterverhältnisses(14). Der Effekt ist aber mit 5,5 % nur etwa halb so groß wie der Effekt im Nahbereich von bayerischen Kernkraftwerken.


Überlegungen zur strahlenbiologischen Plausibilität

Die KiKK-Studie fand ein mehr als verdoppeltes Leukämierisiko bei Kleinkindern im 5-km Nahbereich deutscher Kernkraftwerke (KKW). Offizielle Berechnungen (18) ergeben maximale Strahlendosen um Kernkraftwerke von einigen µSv pro Jahr (siehe Abb. 8), während die Verdopplungsdosis für Leukämien nach pränataler Exposition im kritischen Zeitraum der Schwangerschaft bei einigen mSv - und damit 1000-mal höher - liegen dürfte (19). Die Autoren der KiKK-Studie, ebenso wie die Deutsche Strahlenschutzkommission (20), folgerten, dass die in der KiKK-Studie beobachtete Leukämieerhöhung bei Kleinkindern nicht durch radioaktive Abgaben von Kernkraftwerken zu erklären sei.

Die Strahlenexposition wird aber bekanntlich nicht gemessen, sondern muss unter Verwendung einer Vielzahl von Annahmen errechnet werden. Wie verlässlich sind die Annahmen? Wie groß ist der Vertrauensbereich? Kritische Wissenschaftler gehen von erheblichen Unsicherheiten in der Dosisbestimmung aus (21, 22).

Kritik an der Berechnungsmethode, der sog. Allgemeinen Verwaltungsvorschrift (AVV) zu §47 der Strahlenschutzverordnung (StrSchV), wurde unter anderem im Zusammenhang mit dem bekannten Leukämiecluster in der Elbmarsch nahe dem KKW Krümmel vorgebracht. Sie wurde im Strahlenbiologischen Gutachten dokumentiert, welches vom Ministerium für Finanzen und Energie des Landes Schleswig-Holstein 1997 in Auftrag gegeben und 2001 fertig gestellt wurde. Neben dem Hauptgutachter Dr. Stevenson waren daran eine Vielzahl von Experten verschiedener Fachrichtungen beteiligt (insgesamt enthält das Gutachten 30 Anhänge mit Expertenbeiträgen) (23).

Das Gutachten zeigt eindrucksvoll eine Reihe von Schwachpunkten der Dosisberechnung nach AVV auf. Allerdings ist nicht immer klar, welcher Anteil des Fehlers auf mangelhafte Methoden zurückzuführen ist, und welcher auf die Schwankungsbreite der in die Rechnung eingehenden Parameter. Die StrSchV soll sicherstellen, dass die Strahlenexposition einer Referenzperson auch unter ungünstigen Annahmen den Grenzwert von 0,3 mSv pro Jahr nicht überschreitet.

Diesen Anspruch erfüllt die StrSchV nicht; systematische Fehler in den Annahmen multiplizieren sich bei mehreren aufeinander folgenden Rechenschritten, so dass der Gesamtfehler recht groß werden kann. So errechnet sich beispielsweise bei einem systematischen Fehler von einem Faktor 2 in den Einzelannahmen nach 4 Rechenschritten ein Gesamtfehler von einem Faktor 16 (2 hoch 4).

Dies betrifft aber nicht den langjährigen Mittelwert, für den die Richtigkeit der Methodik (Vollständigkeit der Erfassung der Emissionen, Korrektheit der Ausbreitungsmodelle, Vollständigkeit der Expositionspfade, Richtigkeit der Dosisfaktoren und der Bewertung des Strahlenrisikos) ausschlaggebend ist. Allerdings gehen in die Rechnungen nur die Mittelwerte ein, unberücksichtigt bleibt deren Unsicherheit (Varianz). Da sich bei mehreren voneinander unabhängigen Rechenschritten die Varianzen addieren, können auch Unsicherheiten einen erheblichen Einfluss haben. Bei einer relativen Unsicherheit von plus/minus einem Faktor 2 pro Rechenschritt errechnet sich nach 4 Rechenschritten eine gesamte Unsicherheit des Ergebnisses von plus/minus einem Faktor 4. Es fällt aber schwer zu glauben, dass systematische Fehler und die Unsicherheiten in den Annahmen einen Faktor 1000 erklären können.

Andererseits wurde bisher auch keine andere Erklärung für die erhöhten Leukämieraten gefunden. Wegen der Konzentration des Risikos auf den unmittelbaren Nahbereich der KKW scheint eine strahlenbiologische Ursache am plausibelsten zu sein, auch wenn sie quantitativ noch nicht erklärbar ist. Was wurde möglicherweise übersehen?

Bisher ging man stillschweigend davon aus, dass eine relative Erhöhung der Strahlendosis zu einer ebenso großen Erhöhung des Strahlenrisikos führt. Aber dies ist nur dann richtig, wenn der Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung, die Dosis-Wirkungsbeziehung (DWB), linear ist. Nun ist die Form der DWB bei kleinen Dosen aber nicht bekannt. Unter der Annahme einer positiv (nach oben) gekrümmten Form der DWB würde man eine mit der Erhöhung der Dosis überproportionale Strahlenwirkung erwarten.

Bei meinen Arbeiten zu den Tschernobylfolgen in Deutschland hatte sich gezeigt, dass die Dosis-Wirkungsbeziehung nicht linear verläuft; sie hat eine ausgeprägte positive Krümmung. Die Perinatalsterblichkeit wächst mit dem Exponenten 3,5 der Cäsiumbelastung der Schwangeren (27). Auch Leukämien können bekanntlich durch Strahlung induziert werden. Der Schädigungsmechanismus wird, wie bei teratogenen Effekten, auf DNA-Schäden z.B. in Folge von ionisierender Strahlung, zurückgeführt. So wird die Induktion von Leukämien in der Schwangerschaft in einem Vorlesungsskript des Uniklinikums Leipzig (24) unter der Überschrift teratogenes Risiko aufgeführt (Abb. 9). Die Form der Dosis-Wirkungsbeziehung ist für teratogene Effekte aber gekennzeichnet durch eine Schwellendosis (Abb. 10), während bei stochastischen Strahlenwirkungen von einer linearen DWB ohne Schwellendosis ausgegangen wird (25).

Welche Auswirkung hätte eine gekrümmte Dosis-Wirkungsbeziehung für die Höhe des Leukämierisikos in KKW-Nähe? Es bedeutet, dass für die Ermittlung des Strahlenrisikos nicht mehr vom Jahresmittelwert der Dosis ausgegangen werden kann, sondern dass Emissionsspitzen das Risiko bestimmen. Während die natürliche Strahlenbelastung mit ca. 1 mSv pro Jahr (ohne Radonanteil) zeitlich nahezu konstant ist, sind die Emissionen der KKW durch starke zeitliche und örtliche Schwankungen gekennzeichnet. Eine Mittelung der Dosis wird das Strahlenrisiko erheblich unterschätzen.

Dass KKW Emissionen zeitlich nicht konstant sind, geht z.B. aus einer Graphik aus dem Jahresbericht 2007 des BfS (26) hervor, welche die Dreimonats-Mittelwerte der C-14 Emissionen des KKW Neckarwestheim zeigt (siehe Abb. 11). Örtliche Inhomogenitäten sind noch deutlich größer. Abbildung 12 zeigt die ellipsenförmigen Linien gleicher radioaktiver Bodenbelastung (Isolinien) durch Fallout aus der Abluftfahne der KKW (28). Die innerste Linie entspricht einem 30.000-mal größeren Wert der Kontamination als die äußerste Linie.

Für eine quantitative Abschätzung des Effekts mache ich die folgenden Annahmen:

Die Hintergrundstrahlung (ohne Radon-Anteil) betrage 1 mSv pro Jahr.
Die Zusatzdosis durch den KKW-Betrieb sei 0,1 mSv pro Jahr, also 1 bis 2 Größenordnung höher als offiziell berechnet.
Die Dosis-Wirkungsbeziehung (DWB) sei positiv gekrümmt mit einem Dosisexponenten von 3,5 (27).
Die Emissionen von KKW seien diskontinuierlich und beschränken sich auf nur ein Zehntel eines Jahres.

Wenn die gesamte Jahresdosis von 0,1 mSv in einem Zehntel eines Jahres emittiert wird, beträgt die Dosisrate in diesem Zeitraum 1 mSv/a. Inclusive der Hintergrundstrahlung von ebenfalls 1 mSv/a (ohne Radonanteil) beträgt die Dosisrate also 2 mSv/a in einem Zehntel der Zeit und 1 mSv/a in den restlichen 9 Zehnteln des Jahres. Mit einem Dosisexponenten von 3,5 errechnet sich ein mittleres relatives Risiko von 2^3,5/10+0,9*1 = 2,03. Also führt eine im Jahresmittel um 10 % gegenüber der Hintergrundstrahlung erhöhte Strahlenbelastung zu einem um 103 % erhöhten Strahlenrisiko.


Wie lässt sich die gekrümmte form der Dosis-Wirkungsbeziehung erklären?

Nehmen wir an, die Werte der Strahlendosis wie der Strahlenempfindlichkeit seien in einem menschlichen Kollektiv statistisch zufallsverteilt und können durch Lognormalverteilungen mit Dosis x, Medianwert µ und Standardabweichung σ beschrieben werden. Die Dosisverteilung werde mit f(x;µ1;σ1) bezeichnet, die Schädigungswahrscheinlichkeit habe die Form einer kumulierten Lognormalverteilung g(x;µ2;σ2). Der Anteil p geschädigter Individuen im Kollektiv ist dann das Integral von f(x)*g(x) über den gesamten Dosisbereich.

Im Folgenden wird eine numerische Integration von f(x)*g(x) durchgeführt für 5 Werte des Medianwerts der Dosis (µ1 = 1,0 bis 1,8 mSv) und einer einheitlichen Standardabweichung σ1 = 0,3.

Abbildung 13 zeigt die 5 Dosisverteilungen (schmalere Linien) und die entsprechenden Produktterme f(x)*g(x) (stärkere Linien). Für die Schädigungswahrscheinlichkeit g(x;µ2;σ2) werde µ2 = 4 mSv und σ2 = 0,4 angenommen (gestrichelte Linie).

Die Ergebnisse der numerischen Integration sind die die 5 Punkte in Abbildung 14, welche die Dosis-Wirkungsbeziehung (DWB), also die Schädigungswahrscheinlichkeit p in Abhängigkeit vom Median der Dosis, darstellt. Während die Rechnung für einen Dosismedian von 1 mSv eine Schadensrate von p = 0,0028 ergibt, erhält man für 1,8 mSv p = 0,0556, also einen ca. 20-mal größeren Effekt.

Man wird einwenden können, dass die errechnete Schadensrate von 0,3 % bei 1 mSv pro Jahr - entsprechend der Hintergrundstrahlung ohne Radonanteil - viel höher ist als die spontane Leukämieinzidenz bei Kleinkindern von 6-7 Fällen pro 100.000 und Jahr. Ein "Schaden" ist bei der obigen Betrachtung jedoch die Bildung eines sogenannten präleukämischen Klons infolge eines Primärereignisses (first hit), und nur einer von Hundert präleukämischen Klonen führt in späteren Jahren in Folge eines Sekundärereignisses (second hit) zu einer Leukämieerkrankung (29).

Eine Regression der 5 Werte mit einer Potenzfunktion p~x^n liefert n = 4,56; d.h. einen stark nach oben gekrümmten Verlauf der DWB (schmalere Linie). Eine deutlich bessere Anpassung gelingt aber mit einer kumulierten Lognormalverteilung (stärkere Linie). Die Parameter für den Median µ und die Standardabweichung σ errechnen sich zu µ=µ2 und σ = √σ1222. Die Form der DWB erinnert an die in Abbildung 10 gezeigte Dosis-Effektkurve für teratogene Schäden, kommt aber ohne Schwellendosis aus. Sie folgt allein aus der Annahme, dass sowohl Strahlendosen wie Strahlenempfindlichkeiten statistischen Zufallsverteilungen genügen.

Zum Abschluss zitiere ich Sir Austin Bradford-Hill (30), der in seinen Überlegungen zur Kausalität bei epidemiologischen Studien bezüglich des Kriteriums "biologische Plausiblität" Folgendes schrieb:

"It will be helpful if the causation we suspect is biologically plausible. But this is a feature I am convinced we cannot demand. What is biologically plausible depends upon the biological knowledge of the day. In short, the association we observe may be one new to science or medicine and we must not dismiss it too lightheartedly as just too odd. As Sherlock Holmes advised Dr Watson, when you have eliminated the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth".


Kontakt:
Dr. Alfred Körblein
Untere Soeldnersgasse 8
D-90403 Nuernberg
Tel.: 0911-2358134
Web: www.alfred-koerblein.de


Anmerkungen

[1] So waren die oben genannten Ergebnisse meiner Auswertung der Daten des DKKR der Auslöser für die Vergabe der methodisch aufwändigeren und wesentlich kostenintensiveren KiKK-Studie.

[2] Die bayerischen Daten wurden mir freundlicherweise von Ralf Kusmierz zur Verfügung gestellt.


Nachweise

(1) KÖRBLEIN, A. (1998): Erhöhte Krebsraten bei Kindern im Umkreis von deutschen Kernkraftwerken. Arzt und Umwelt 11(2): 109-110.

(2) KAATSCH, P., KALETSCH, U., MEINERT, R., MICHAELIS, J. (1998): An extended study on childhood malignancies in the vicinity of German nuclear power plants. Cancer Causes Control, Oct;9(5): 529-33.

(3) KÖRBLEIN, A. & W. HOFFMANN (1999): Childhood Cancer in the Vicinity of German Nuclear Power Plants. Medicine & Global Survival 6(1): 18-23 [http://www.ippnw.org/Resources/MGS/V6N1Korblein.html; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(4) SPIX, C., SCHMIEDEL, S., KAATSCH, P., SCHULZE-RATH, R. & M. BLETTNER (2008): Case-control study on childhood cancer in the vicinity of nuclear power plants in Germany 1980-2003. Eur J Cancer 44: 275-284.

(5) KAATSCH, P., SPIX, C., SCHULZE-RATH, R., SCHMIEDEL, S. & M. BLETTNER (2008): Leukaemia in young children living in the vicinity of German nuclear power plants. Int J Cancer 122(4): 721-726.

(6) BITHELL, J,T., KEEGAN, T.J., KROLL, M.E., MURPHY, M.F.G. & T.J. VINCENT (2008): Childhood leukemia near British Nuclear Installations: Methodological Issues and Recent Results. Radiation Protection Dosimetry 45: 1-7.

(7) LAURIER, D., HÉMON, D. & J. CLAVEL (2008): Childhood leukemia incidence below the age of 5 years near French nuclear power plants. J Radiol Prot 28: 401-403.

(8) KAATSCH, P., SPIX, C., JUNG, I. & M. BLETTNER (2008): Childhood Leukemia in the Vicinity of Nuclear Power Plants in Germany. Deutsch Ärztebl Int 105(42): 725-32.

(9) QUEISSER-LUFT, A., WIESEL, A., KAISER, M., STOLZ, G., MERGENTHALER, A. & C. SPIX (2010): Epidemiologische Studie zu angeborenen Fehlbildungen in der Umgebung deutscher Leistungsreaktoren
[http://www.bfs.de/de/bfs/forschung/search?q=cache:T8Uu6l_5wwoJ:www.bfs.de/de/bfs/druck/Ufoplan/Fehlbildungen_in_der_Umgebung_deutscher_ Leistungsreaktoren+Epidemiologische+Studie+zu+angeborenen+Fehlbildungen+in+der+Umgebung+deutscher+Leistungsreaktoren+&ie=latin1&oe=ISO-8859-1; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(10) KÖRBLEIN, A. (2010): Fehlbildungen um deutsche Kernkraftwerke. Strahlentelex 560-561: 06-10
[http://www.strahlentelex.de/Stx_10_560_S06-10.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(11) SCHUMACHER, O. (1998): Zuverlässigkeit der AVV hinsichtlich der Emissionsausbreitungs-Berechnungen und Dosisermittlung. Strahlenbiologisches Gutachten, Appendix C1 [http://www.strahlentelex.de/_C1_Zuverlaessigkeit_der_AVV_Schumacher_O.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(12) KUSMIERZ, R., VOIGT, K. & H. SCHERB (2010): Geschlechterverteilung in der Umgebung bayerischer Kernkraftwerke. Strahlentelex 574-575: 3-5 [http://www.strahlentelex.de/Stx_10_574_S03-05.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(13) KÖRBLEIN, A. (2010): Säuglingssterblichkeit und Geschlechterverhältnis nach den atmosphärischen Atomwaffentests. Strahlentelex 554-555: 1-5 [http://www.strahlentelex.de/Stx_10_554_S01-05.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(14) KÖRBLEIN, A. (2010): Geschlechterverhältnis bei der Geburt in Bayern nach Tschernobyl. Strahlentelex 556-557: 07-10
[http://www.strahlentelex.de/Stx_10_556_S07-10.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(15) SCHERB, H. (2010): Verlorene Kinder. Strahlentelex 558-559: 1-4 [http://www.strahlentelex.de/Stx_10_558_S01-04.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(16) KÖRBLEIN, A. (2010): Auswirkungen der oberirdischen Atomwaffentests. Strahlentelex 572-573: 4-6
[http://www.strahlentelex.de/Stx_10_572_S04-06.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(17) KAATSCH, P., SPIX, C., SCHMIEDEL, S., SCHULZE-RATH, R., MERGENTHALER, A. & M. BLETTNER (2007): Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie), BfS, Salzgitter
[http://doris.bfs.de/jspui/bit-stream/urn:nbn:de:0221-20100317939/4/BfS_2007_KiKK-Studie.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(18) DEUTSCHER BUNDESTAG (2007): Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2006. Drucksache 16/6835
[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/068/1606835.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(19) BITHELL, J.F., STILLER, C.A. (1988): A new calculation of the carcinogenic risk of obstetric X-raying. Stat Med. 7(8): 857-864.

(20) STRAHLENSCHUTZKOMMISSION - SSK (2008): Bewertung der epidemiologischen Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken. Stellungnahme der Strahlenschutzkommission. Berichte der Strahlenschutzkommission (SSK) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Heft 57. [http://www.ssk.de/de/pub/volltext/h57.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(21) COMMITTEE EXAMINING RADIATION RISKS OF INTERNAL EMITTERS - CERRIE (2004): Uncertainties in Internal Radiation Risks. Report of the Committee Examining Radiation Risks of Internal Emitters (CERRIE)
[http://www.cerrie.org/pdfs/cerrie_report_e-book.pdf, letzter Zugriff: 26.1.2011].

(22) FAIRLIE, I. (2005): Uncertainties in Doses and Risks from Internal Radiation. Medicine, Conflict and Survival 21(2): 111-126.

(23) STEVENSON, A.F.G. (2001): Strahlenbiologisches Gutachten, Institut für Toxikologie, Kiel
[http://www.strahlentelex.de/_03_Hauptgutachten_Stevenson--vollstaendig.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(24) UNIKLINIKUM LEIPZIG (2009): Kurs 3. Studienjahr/Strahlentherapie, Kursteil V Strahlenrisiko/Strahlenschutz
[http://radioonkologie.uniklinikum-leipzig.de/ red_tools/dl_document.php?PHPSESSID=jio7c6ktg92np9dcsfpgmun7i2&id=23; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(25) BAUER, R. (oJ): Strahlentherapie. JLU Gießen
[http://gd1.med.uni-giessen.de/ugm_2/deu/ugi_nuk/PDF/Rad_V2_Strahlentherapie.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(26) BUNDESAMT FÜR STRAHLENSCHUTZ - BFS (2007): Jahresbericht 2007. BfS, Salzgitter
[http://www.bfs.de/de/bfs/druck/jahresberichte/jb2007_komplett.pdf ; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(27) KORBLEIN, A. & H. KUCHENHOFF (1997): Perinatal Mortality in Germany following the Chernobyl accident. Radiat Environ Biophys 36 (1): 3-7.

(28) SCHUMACHER, O. (1996): Performance of the Environmental Monitoring Program for Nuclear Facilities in Germany: Possibilities of Unrecognized Exposures. In: Radiation Exposures by Nuclear Facilities - Evidence of the Impact on Health. Proceedings International Workshop, Portsmouth [http://strahlentelex.de/PORTS_Schumacher.pdf; letzter Zugriff: 20.1.2011].

(29) ROSSIG, C., JUERGENS, H. (2008): Aetiology of childhood acute leukaemias: current status of knowledge. Radiat Prot Dosimetry. 132(2): 114-118.

(30) BRADFORD-HILL, A. (1965): The Environment and Disease: Association or Causation? Proceedings of the Royal Society of Medicine 58: 295-300.


*


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Abb. 1: Abstandsabhängigkeit des Kurzzeitausbreitungsfaktors, einem Maß für die Strahlenbelastung infolge von gasförmigen Emissionen von Kernkraftwerken, berechnet mit unterschiedlichen Rechenverfahren (aus (11)).

Abb. 2: Prävalenz von Fehlbildungen im 10km-Bereich um die Kernkraftwerke Philippsburg und Biblis und Ergebnisse von Regressionen mit zwei verschiedenen Abstandsmodellen. Stärkere Linie: Raleighmodell, schmale Linie: reziprokes Abstandsmodell.

Abb. 3: Abhängigkeit des Geschlechterverhältnisses (sex ratio) von der Entfernung vom Kernkraftwerk in den bayerischen Gemeinden und gleitender Mittelwert über jeweils 5 Gemeinden.

Abb. 4: Anteil männlicher Geburten in den bayerischen Gemeinden in Abhängigkeit von der Entfernung. Für Entfernungen größer als 5 km wurden jeweils 5 Gemeinden in einem Punkt zusammengefasst. Durchgezogene Linie: Rayleighmodell, gestrichelte Linie: reziprokes Abstandsmodell.

Abb. 5: Ausschnitt aus Abb.3.3 des KiKK-Studienberichts. Der schwarze Kreis ist der 5km-Nahbereich, die Rechtecke markieren die Position von Fällen (dunkelgrau) und Kontrollen (hellgrau) (17: 47).

Abb. 6: Position der Fälle (schwarz) und Kontrollen (weiß) innerhalb des 5km-Nahbereichs der KiKK-Studie. In der 0-3 km Zone befinden sich 21 Fälle und 49 Kontrollen.

Abb. 7: Relatives Krebsrisiko bei Kleinkindern in der Umgebung von deutschen Kernkraftwerken und Regressionskurven. Die Rechtecklinie zeigt das Ergebnis einer kategoriellen Datenanalyse für den 5km-Nahbereich. Stärkere Linie: Raleighmodell, schmale Linie: reziprokes Abstandsmodell.

Abb. 8: Berechnete jährliche Dosis-Mittelwerte durch luftgetragene Emissionen aus deutschen Kernkraftwerken. Die dunkelgrauen Säulen sind die Rechenergebnisse für die effektive Dosis bei Kleinkindern (aus (18)).

Abb. 9: Krebsinduktion im Embryonalstadium der Maus wird unter der Überschrift "Teratogenes Risiko" aufgeführt (aus (24)).

Abb. 10: Vergleich der Dosis-Wirkungsbeziehungen (DWB) für stochastische und teratogene Strahlenwirkungen. Für teratogene Wirkungen wird eine gekrümmte DWB mit einer Schwellendosis angenommen (aus (25)).

Abb. 11: Vierteljährliche Messwerte der C-14 Konzentrationen in der Luft in der Nähe des KKW Neckarwestheim. Messungen jeweils durch das BfS und die Betreiber (aus (26: 16)).

Abb. 12: Berechnete Isolinien des Fallout-Dispersionskoeffizienten, einem Maß für die radioaktive Bodenbelastung, für Diffusionskategorie D und Kaminhöhe 150 Meter. Die Isolinien überdecken einen Bereich von mehr als 4 Größenordnungen (aus 28).

Abb. 13: Häufigkeitsverteilung f(x) für 5 Medianwerte der Dosisverteilung (1.0, 1.2, 1.4, 1.6, 1.8 mSv, dünne Linien) und Schadenswahrscheinlichkeit g(x) (gestrichelte Linie). Die Flächen unter den Produkttermen f(x)*g(x) sind proportional zu Anzahl geschädigter Individuen.

Abb. 14: Dosis-Wirkungsbeziehung für 5 Werte des Dosismedians (1.0, 1.2, 1.4, 1.6, 1.8 mSv) und Regressionen mit einer Lognormalverteilung (stärkere Linie) bzw. mit einem Potenzansatz (schmalere Linie).


*


Quelle:
umwelt · medizin · gesellschaft Nr. 1/2011, (Februar 2011)
24. Jahrgang, S. 15 - 23
Verlag: UMG Verlagsgesellschaft mbH
Frielinger Str. 31, 28215 Bremen
Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Erik Petersen
Tel.: 0421/498 42 51; Fax: 0421/498 42 52
E-Mail: umg-verlag@t-online.de
Internet: www.umwelt-medizin-gesellschaft.de

Erscheinungsweise: vierteljährig
Bezugspreis: Für Mitglieder der Umweltmedizinischen Verbände dbu, DGUHT, DGUZ, IGUMED
und Ökologischer Ärztebund sowie der weiteren beteiligten Verbände
DGMCS und VHUE ist der Bezug der Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten.
Das Abonnement kostet ansonsten jährlich 38,- Euro frei Haus, Ausland 45,- Euro.
Einzelheft: 10,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2011