Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

FORSCHUNG/2005: Wovon lebt ein Malaria-Parasit? (idw)


Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin - 27.05.2009

Wovon lebt ein Malaria-Parasit?

Humboldt-Stipendium
Forscherin aus den USA zu Gast am Bernhard-Nocht-Institut


Die Biologin Dr. Kathleen E. Rankin (29) erhält in Anerkennung ihrer bisherigen wissenschaftlichen Leistungen ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Mit diesem Stipendium verstärkt sie bis April 2011 die Malariaforschung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg.

Dr. Kathleen E. Rankin ist bereits die dritte Wissenschaftlerin, die über ein Humboldt-Stipendium ihre Forschungsarbeit zur Malaria am BNI aufnimmt. In der Arbeitsgruppe Malaria I unter der Leitung von PD Volker Heussler befasst sie sich in ihrer Arbeit vor allem mit der Fragestellung, wie der Malariaerreger Plasmodium in der Leberphase der Malaria-Infektion seine Ernährung sicherstellt und welche Rolle den Wirtszellen dabei zukommt.

Die Invasion der Malaria-Parasiten in die menschlichen Leberzellen kennzeichnet die asymptomatische Phase der Krankheit. Dabei vermehrt sich der Parasit explosionsartig: in nur wenigen Tagen können aus einem einzigen Erreger bis zu 40.000 Nachkommen entstehen. Diese gelangen von der Leber in den Blutstrom und lösen dort die Krankheitssymptome aus. Unklar bleibt bislang, wie der Parasit die menschlichen Leberzellen manipuliert, um deren Nahrungsressourcen für seine eigene Vermehrung anzuzapfen. Ist dieser Prozess verstanden, könnte man in einem nächsten Schritt darauf abzielen, die Nahrungsbeschaffung des Parasiten zu stören, um die Entstehung der Erkrankung zu verhindern.

Dr. Kathleen E. Rankin studierte an der University of Washington in Seattle, USA, Biologie. Nach Abschluss ihrer Doktorarbeit im vergangenen Jahr lässt sie nun ihre exzellenten Kenntnisse der Zellbiologie in die Malaria-Forschung des Tropeninstituts einfließen, mit dem Ziel, die Biologie des Malaria-Parasiten besser zu verstehen. Neben dem Humboldt-Stipendium hat sie bereits weitere Auszeichnungen und Preise erhalten - unter anderem belegte sie im Dezember 2007 beim 'Cell Dance Microscopy Award' der American Society for Cell Biology den zweiten Platz.

Plasmodium falciparum ist der Erreger der Malaria tropica und damit der gefährlichste der insgesamt fünf Malariaerreger, die den Menschen befallen können. Noch immer fallen der Malaria jährlich bis zu drei Millionen Menschen zum Opfer, vor allem Kinder unter fünf Jahren. Einen wirksamen Impfstoff gibt es bislang nicht.

Als führende Organisation zur Förderung ausländischer Spitzenwissenschaftler ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung jährlich über 1.800 Forscherinnen und Forschern aus aller Welt eine wissenschaftliche Tätigkeit in Deutschland. Das Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden ermöglicht ein selbst gewähltes, langfristiges Forschungsvorhaben (6-24 Monate) in Kooperation mit einem selbst gewählten wissenschaftlichen Gastgeber an einer Forschungseinrichtung in Deutschland.


Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Als nationales Kompetenzzentrum dient das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) der Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten.

Gegenstand der Forschung sind Klinik, Epidemiologie und Krankheitsbekämpfung sowie die Biologie der Krankheitserreger, ihrer Reservoirtiere und Überträger. Den aktuellen Schwerpunkt bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren und Gewebewürmer. Für den Umgang mit hochinfektiösen Erregern wie Lassa- und Ebola-Viren verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4).

In Zusammenarbeit mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das BNI seit über 10 Jahren ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum in Ghana, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht. Als herausragende wissenschaftliche Leistungen des BNI in jüngster Vergangenheit gelten die Identifizierung des SARS-Coronavirus und die Entdeckung eines bisher unbekannten Entwicklungsstadiums der Malaria-Erreger im Menschen.

Versorgungsleistungen des BNI umfassen die spezielle Labordiagnostik tropentypischer und anderer seltener Erkrankungen, eine enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sowie Beratung für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit, die wesentlich zur gesamtstaatlichen Bedeutung des Instituts beitragen. Das BNI fungiert dabei als nationales Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger, Referenzlabor für SARS und Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation für hämorrhagische Fieberviren.

Als Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) wird das BNI als Forschungsinstitut mit überregionaler Bedeutung gemeinsam durch den Bund, die Freie und Hansestadt Hamburg und die übrigen Bundesländer finanziert.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1059


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Eva Königsmann, 27.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2009