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FORSCHUNG/2072: Kaffeetrinken hinterläßt Spuren im Stoffwechsel (HZM)


Helmholtz Zentrum München - Mittwoch, 21. Oktober 2009
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Kaffeetrinken hinterlässt Spuren im Stoffwechsel


Neuherberg, 21. Oktober 2009. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben in einer groß angelegten Metabolismus-Studie erstmals Stoffwechselprodukte im menschlichen Organismus nachgewiesen, die in direktem Zusammenhang mit der Höhe des individuellen Kaffeekonsums stehen. Die Ergebnisse sind zugleich ein Beleg dafür, dass sich der Einfluss einzelner Ernährungsfaktoren auf den menschlichen Stoffwechsel mit Hilfe gezielter Studien und hochleistungsfähiger Technologien detailliert abbilden lässt. Dies eröffnet neue Perspektiven für die Erforschung ernährungsbedingter Krankheitsbilder, wie z. B. Typ 2 Diabetes mellitus. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Molecular Nutrition and Food Research veröffentlicht.

In einer umfangreichen Metabolomicsstudie haben Prof. Karsten Suhre und seine Kollegen von der Metabolomics-Plattform des Helmholtz Zentrums München im Blutserum von insgesamt 284 männlichen Probanden jeweils 363 Metaboliten untersucht. Dabei ergab sich, dass durch Kaffeekonsum zwei Klassen von Lipiden beeinflusst werden: die Konzentration der Sphingomyeline steigt an, während die der Acylcarnitine abnimmt. Die Proben stammten aus der Bevölkerungskohorte KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) des Helmholtz Zentrums München und wurden von der Biotechnologiefirma BIOCRATES Life Sciences AG in Innsbruck analysiert.

Über den Einfluss von Kaffeekonsum auf die menschliche Gesundheit gibt es seit langem wissenschaftliche Kontroversen. Bislang fehlten vor allem geeignete Methoden, um die Zusammenhänge eindeutig im Stoffwechsel nachzuweisen. In der nun vorliegenden Studie des Helmholtz Zentrums München gelang dies erstmals, weil zwei wesentliche Voraussetzungen neu gegeben waren: Zum einen konnte aus einer umfassenden Datenbasis geschöpft werden - KORA bietet wertvolles Probenmaterial mit detaillierten Angaben zu Lebensstil- und Ernährungsfaktoren der Studienteilnehmer. Zum anderen konnten die Wissenschaftler der Metabolomics-Plattform dank einer neuen Hochleistungstechnolologie, der Elektrospray-Ionisations-Tandem-Massenspektrometrie, in jeder der 284 untersuchten Proben 363 zuvor ausgewählte Metabolite gleichzeitig untersuchen. In früheren Untersuchungen konnten jeweils nur einzelne Stoffwechselprodukte betrachtet werden.

Mehrere Studien stellten bereits fest, dass die Konzentration von Gesamtcholesterin im Organismus ebenfalls mit zunehmendem Kaffeekonsum ansteigt. Dies bringt die Wissenschaftler zu einer neuen These: "Wir vermuten, dass der Anstieg der beiden Lipidkonzentrationen in direktem Zusammenhang mit den Änderungen im Cholesterinspiegel steht", beschreibt Dr. Elisabeth Altmaier, die für die Studie federführende Wissenschaftlerin im Metabolomics-Team. Weitere Untersuchungen zur Auswirkung von unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten auf den menschlichen Metabolismus sollen nun folgen.


Weiterführende Informationen

Originalpublikation:
Altmaier, E. et al. (2009):
Variation in the human lipidome associated with coffee consumption as revealed by quantitative targeted metabolomics.
In: Molecular Nutrition and Food Research 2009 Oct. 6
online-Publikation http://www3.interscience.wiley.com/journal/122616750/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0

Die Metabolomics-Plattform (metaP) wurde im Jahr 2007 als institutsübergreifende Einrichtung am Helmholtz Zentrum München etabliert (Koordination: Prof. Dr. Jerzy Adamski). Sie trägt dazu bei, die Ursachen und den Verlauf von Krankheiten aufzuklären. Diese Erkenntnisse wiederum liefern eine Basis für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze und Medikamente. Metabolomik kann aber auch wichtige Beiträge für das Verständnis der Interaktionen zwischen der Umwelt und der Gesundheit des Menschen liefern. Dazu gehören Untersuchungen der chemischen Kommunikation zwischen Bakterien. Dadurch können Einflüsse der mikrobiellen Biosphäre auf Nutzpflanzen und Menschen analysiert werden.

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/gac/metabolomics/index.html

Aktueller Audio-Podcast
"Metabolomics-Forschung am Helmholtz Zentrum München"
http://www.helmholtz-muenchen.de/fileadmin/GSF/audio/Metabolomics/PODCAST_METABOLOMICS.mp3

KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) stellt eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung dar. KORA ist ein Netzwerk von bevölkerungsrepräsentativen Surveys und darauf aufbauenden Follow-up-Studien. Die Besonderheit dieser Plattform ist die breite Beteiligung externer Partner an der Planung, Durchführung und Finanzierung der einzelnen Vorhaben.

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/epi/beitraege-zu-netzwerken/
kora-plattform-fuer-gesundheitsforschung/index.html
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 15 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de


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Quelle:
Helmholtz Zentrum München - Pressemitteilung vom 21. Oktober 2009
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Redaktion: Heinz-Jörg Haury
Abteilung Kommunikation
Ingolstädter Landstraße 1, D-85764 Neuherberg
Tel.: 089/31 87-24 60
Email: presse@helmholtz-muenchen.de
Internet: www.helmholtz-muenchen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2009