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AUSLAND/1642: Kenia - Zehntausende somalische Flüchtlinge leben unter inakzeptablen Bedingungen (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - Freitag, 21. Januar 2011

Kenia: Zehntausende somalische Flüchtlinge leben unter inakzeptablen Bedingungen während das zehn Kilometer entfernte Flüchtlingslager Ifo II leer steht


Nairobi/Berlin, 20. Januar 2011. Das Flüchtlingslager Ifo II war eigentlich dafür vorgesehen, den unaufhörlichen Strom der Neuankömmlinge aufzunehmen, die vor dem Krieg und der anhaltenden Trockenheit aus Somalia fliehen. Am 2. November 2010 hätten die Flüchtlinge umgesiedelt werden sollen. Zwei Monate später steht das Lager jedoch noch immer leer, während Tausende unter prekären humanitären Bedingungen außerhalb der überfüllten Lager von Dagaheley und Dadaab leben. Ärzte ohne Grenzen fordert die verantwortlichen Akteure dringend auf, die sofortige Umsiedlung der Flüchtlinge aus den Lagern Dadaab und Dagahaley ins erweiterte Lager Ifo II zu ermöglichen.

Allein in den ersten beiden Januarwochen haben nahezu 6.000 Flüchtlinge die gefährliche Reise von Somalia nach Dadaab auf sich genommen. Doch statt der erhofften Hilfe und dem nötigen Schutz müssen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen außerhalb des Lagers ausharren, während die Verhandlungen über die Eröffnung des neuen Lagers stagnieren.

"Die internationalen Mindeststandards werden nicht erfüllt. Die Flüchtlinge haben unzureichenden Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, lebensnotwendigen Gütern und Unterkünften. Da es keine Latrinen gibt, sind die Menschen gezwungen, ihre Notdurft draußen zu verrichten, wodurch wiederum die Gefahr von weiteren Krankheiten steigt. Diese Krise trifft eine ohnehin schon geschwächte Bevölkerung, die von einem jahrelangen Krieg gezeichnet ist", berichtet Elena Estrada, Verantwortliche für humanitäre Angelegenheiten von Ärzte ohne Grenzen.

Schon im vergangenen November warnte Ärzte ohne Grenzen vor der eskalierenden Flüchtlingssituation in den Siedlungen außerhalb von Dagahaley, wo starke Regenfälle die provisorischen Unterkünfte und die Lebensmittelvorräte zerstört hatten. Die Sicherheit der Neuankömmlinge ist ein weiteres Problem, da die Mehrheit von ihnen Frauen, Kinder und ältere Menschen sind, die außerhalb der Lager kaum geschützt sind.

Die im Jahr 1991 errichteten Flüchtlingslager von Dadaab waren für 90.000 Flüchtlinge geplant. 2008 galten die drei Lager schon als voll und konnten unmöglich noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Heute leben mehr als 308.000 Menschen in Dadaab. Nach Verhandlungen mit den lokalen Gemeinden, auserwählten Führungspersonen, der Provinzadministration und Mitgliedern des Parlaments, erhielt der UNHCR im Jahr 2009 die Bewilligung, im Lager Ifo 80.000 zusätzliche Plätze zu schaffen. Im Juli 2010 entschied Ärzte ohne Grenzen, das Lager Ifo II mit der nötigen Gesundheitsversorgung zu unterstützen.

Im neuen Lager Ifo II warten nun die Hilfsorganisationen darauf, die Flüchtlinge in ein Gebiet mit sauberem Wasser umzusiedeln, wo der Zugang zu Sanitär- und medizinischer Versorgung und Schulen unter sicheren Bedingungen gewährleistet ist. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen ist seit vergangenem Oktober einsatzbereit, um Patienten in temporären Gesundheitsstrukturen zu behandeln, währenddessen noch ein 45-Betten-Krankenhaus gebaut wird.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt die somalische Bevölkerung seit 1992 und arbeitet seit März 2009 im Lager Dagahaley. Die medizinische Versorgung umfasst unter anderem Chirurgie und Geburtshilfe in einem Krankenhaus mit 110 Betten, Impfungen und psychologische Betreuung. Die Mitarbeiter führen durchschnittlich 10.000 Sprechstunden pro Monat durch.



Weitere Informationen:
Svenja Kühnel/Christiane Winje, Tel: 030 700 130 230/-240
www.aerzte-ohne-grenzen.de


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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Pressemitteilung vom 21.01.2011
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Tel.: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2011