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AUSLAND/1671: Lateinamerika - Gesünder leben!, Mediziner-Koalition gegen Zivilisationskrankheiten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. März 2011

Lateinamerika:
Gesünder leben! - Mediziner-Koalition gegen Zivilisationskrankheiten

Von Marcela Valente


Buenos Aires, 10. März (IPS) - In Lateinamerika wollen zivile Gesundheitsorganisationen die bedrohlich zunehmende Verbreitung nicht übertragbarer Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen bekämpfen. Sie haben sich auf einem Treffen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zur 'Koalition für ein gesundes Lateinamerika' (CLAS) zusammengeschlossen, die gezielt Aufklärungs- und Präventionsarbeit leisten soll.

Risikofaktoren sehen die Gesundheitsaktivisten in der ungesunden Lebensweise. Rauchen, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel bringen viele Menschen vorzeitig ins Grab. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit 44 Prozent vorzeitiger und 60 Prozent aller Todesfälle auf nicht übertragbare Krankheiten zurückzuführen. In den Entwicklungsländern liegt der Anteil sogar bei 80 Prozent.

Gegenüber IPS betonte der Mediziner Jesús González Roldán, Chef der mexikanischen Gesellschaft für öffentliche Gesundheit und Vertreter der Internationalen Union gegen Tuberkulose und Lungenkrankheiten: "Nicht übertragbare Krankheiten sind keineswegs altersbedingt."

"In Mexiko liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 75 Jahren, doch 60 Prozent der Patienten mit nicht übertragbaren Krankheiten sterben bereits in einem Alter, in dem sie noch erwerbsfähig sind", berichtete Roldán am 4. März auf dem Treffen in Buenos Aires. März. "Während in Mexiko vor 50 Jahren die meisten Menschen an einer Infektionskrankheit starben, sind heute nicht übertragbare Krankheiten die häufigste Todesursache", stellte der Mediziner fest.

Mexikos Gesundheitsminister José Córdova Villalobos wies darauf hin, dass in Mexiko Diabetes und Übergewicht die häufigsten Todesursachen sind, gefolgt von Herz- und Kreislauferkrankungen. Daran seien nicht zuletzt Bewegungsmangel und eine ungesunde Lebensweise schuld.

Besorgt über die Verbreitung der häufig lebensbedrohenden Zivilisationskrankheiten hatten Gesundheitsminister aus ganz Amerika im Februar auf einer Konferenz in Mexiko-Stadt darüber beraten, was gegen diese Entwickelung zu tun sei. Wie die Gründung der zivilgesellschaftlichen Koalition für ein gesundes Lateinamerika diente auch das Ministertreffen der Vorbereitung einer im September in New York stattfindenden UN-Gipfelkonferenz über Prävention und Kontrolle nicht übertragbarer Krankheiten. Als besonders betroffene Region hatte die Karibische Gemeinschaft (CARICOM) den UN-Gipfel angeregt.


Krebs als zusätzliche Belastung für arme Länder

"Besonders in Entwicklungsländern seien Krebserkrankungen auf dem Vormarsch", berichtete Eduardo Cazap, der Präsident der Union für internationale Krebskontrolle in einem Interview mit IPS. "Von den weltweit zwölf Millionen Neuerkrankungen pro Jahr werden 1,2 Millionen in Lateinamerika registriert", sagte er. "Doch während sich diese Zahl in den meisten entwickelten Ländern zwischen 2020 und 2030 nach leichtem Anstieg stabilisiert, wird sie sich in Lateinamerika, Asien, Afrika und einigen nahöstlichen Ländern verdreifachen", fügte er hinzu. Damit würden Krebserkrankungen arme Länder mit ihren ohnehin großen Gesundheitsproblemen noch mehr belasten, stellte Cazap fest.

Zur Krebsprävention seien frühe Diagnosen ebenso wichtig wie Aufklärung und Informationen als Bildungsauftrag, unterstrich Cazap. Die Menschen sollten lernen, sich gesünder zu ernähren, sich mehr zu bewegen, sich nicht zu lange in der Sonne aufzuhalten und vor allem nicht zu rauchen. Denn nur bei acht Prozent der Krebserkrankungen seien genetische Ursachen im Spiel. Krebs sei eine Zivilisationskrankheit, betonte er.

Verónica Schoj von der Interamerikanischen Herzstiftung wies gegenüber IPS darauf hin, dass in Lateinamerika viel Tabak konsumiert werde. "Beim Tabakkonsum liegen Länder wie Argentinien, Chile oder Kuba ganz vorn", sagte sie. Besonders die wachsende Zahl rauchender Frauen und Kinder sei besorgniserregend.

In Argentinien habe sich die Zahl von Frauen mit Lungenkarzinomen in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt und könnte bei anhaltendem Trend den Brustkrebs als Nummer eins der Krebserkrankungen bei Frauen überholen, warnte die Ärztin. (Ende/IPS/mp/2011)



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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2011