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AUSLAND/1867: Weniger Malariafälle in Papua-Neuguinea - Moskitonetze sind die wirksamste Waffe (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. August 2012

Papua-Neuguinea: Weniger Malariafälle - Moskitonetze sind die wirksamste Waffe

von Catherine Wilson



Port Moresby, 2. August (IPS) - In dem Pazifikstaat Papua-Neuguinea sind 90 Prozent der Bevölkerung von Malaria bedroht. Jedes Jahr werden rund 1,9 Millionen Fälle bekannt. Laut einer kürzlich verbreiteten medizinischen Studie hat ein Programm zur Verteilung lang haltbarer Moskitonetze, die mit Insektiziden präpariert sind, die Ansteckungsrate erheblich reduziert.

Nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Hälfte der Weltbevölkerung in Gefahr, sich mit Malaria zu infizieren. Die durch Mücken auf den Menschen übertragene Parasitenkrankheit bedroht vor allem das Leben schwangerer Frauen, kleiner Kinder und HIV-Infizierter. 2010 wurden weltweit etwa 216 Millionen Ansteckungsfälle registriert, 655.000 Menschen starben. Dennoch bedeutete dies einen Rückgang der Todesrate um 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000.

Das Ziel, die Zahl der malariabedingten Todesfälle zu halbieren, ist zwar noch längst nicht erreicht. Es werden jedoch Fortschritte verzeichnet, die vor allem auf mit Insektiziden getränkte Schutznetze an Betten, verbesserter Diagnostik und dem Zugang zu Medikamenten zurückgeführt werden.

In Papua-Neuguinea, wo 36 Prozent aller bestätigten Malaria-Fälle in der Westpazifikregion registriert werden, ist Vorbeugung besonders wichtig, zumal die Mücken keine Schwierigkeiten haben, sich rasch der menschlichen Mobilität und dem Temperaturanstieg anzupassen.

"Malaria war immer schon in allen Tiefebenen von Papua-Neuguinea endemisch. In Gebieten oberhalb von 1.600 Metern kann die Krankheit sogar epidemische Ausmaße annehmen, wenn das Wetter die Übertragung des Erregers begünstigt. Dies geschieht bereits, wenn bei höheren Temperaturen die Luftfeuchtigkeit leicht ansteigt", sagte Manuel Hetzel vom Institut für medizinische Forschung in Papua-Neuguinea.


Temperaturen steigen weiter an

Laut dem 'Pacific Climate Change Research Programme' sind die Höchsttemperaturen in der Hauptstadt Port Moresby seit 1950 um 0,11 Grad Celsius pro Dekade gestiegen. Bis 2030 wird eine Zunahme um 0,4 bis 1,0 Grad erwartet. Die Regierung geht davon aus, dass weitere 200.000 Menschen in den Bergregionen von Malaria betroffen sein könnten.

Das 2010 gegründete 'Office of Climate Change and Development' (OCCD) entwickelt nach Angaben seines Direktors Jacob Ekyne eine nationale Strategie, die auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Malaria-Übertragung reagiert. Einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe gehören Vertreter von OCCD, WHO und dem Institut für medizinische Forschungen an.

Das Nationale Malaria-Kontrollprogramm (NMCP), an dem unter anderem das Gesundheitsministerium, die Organisation 'Rotarier gegen Malaria', die 'OilSearch Health Foundation' und das medizinische Forschungsinstitut beteiligt sind, arbeitet ebenfalls an Maßnahmen, die bereits die Verteilung der verbesserten Moskitonetze beinhalten.

Diese Netze werden bei der Herstellung mit chemischen Substanzen präpariert, die die Mücken abschrecken oder töten. Jedes Netz hält etwa drei Jahre und wird am wirksamsten nachts eingesetzt, wenn die Malaria-Mücken besonders aktiv sind. Die WHO empfiehlt die Verwendung der Netze offiziell als breit angelegte Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen. Damit könne die Ansteckungsrate "von einer sehr hohen Rate gegen Null reduziert werden", erklärt die Organisation und rät zu einer flächendeckenden und kostenfreien Verteilung.

Nachdem die mit Insektiziden behandelten Moskitonetze 1986 in Papua-Neuguinea weltweit zum ersten Mal getestet wurden, führte die Regierung drei Jahre später ein nationales Verteilungsprogramm ein. Rotarier und Gesundheitsministerium sorgten in den letzten 15 Jahren für die Verteilung von rund 5,5 Millionen Netzen an 80 Prozent der Bevölkerung. Seit 2004 kommt finanzielle Unterstützung vom Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Nach Ansicht von Tim Freeman, Projektmanager bei den Rotariern, hat das wachsende Problem des Klimawandels keinen Einfluss auf die Vorgehensweise im Kampf gegen die Malaria. "Wir sind dafür verantwortlich, die Netze an jeden Haushalt im Land zu liefern, unabhängig von dem jeweiligen Infektionsrisiko", erklärte er.

Allein in der Golf-Provinz mit insgesamt mehr als 149.700 Einwohnern hat die unabhängige Organisation in Zusammenarbeit mit staatlichen und kirchlichen Hilfsdiensten sowie Freiwilligen rund 72.500 Familien Moskitonetze zukommen lassen. Weitere 1.540 Netze gingen an Kliniken für Schwangere, 1.500 an Pränatalkliniken und 227 an andere Krankenhäuser. Wie Freeman betonte, brauchen Privathaushalte und Risikogruppen wie Schwangere dafür nicht zu bezahlen.

Mit Insektiziden behandelte Netze schützen gegen Malaria - Bild: © Catherine Wilson/IPS

Mit Insektiziden behandelte Netze schützen gegen Malaria
Bild: © Catherine Wilson/IPS


Viele Dörfer nur schwer erreichbar

Der schlechte Ausbau von Straßen und anderer Infrastruktur in ländlichen Gebieten erschwert die Malaria-Prävention. Viele Dörfer sind nur aus der Luft, per Boot oder nach langen Fußmärschen zu erreichen. Dennoch hat eine Evaluierung durch das Institut für medizinische Forschungen Fortschritte nachgewiesen. Demnach ist der Anteil der Haushalte mit Moskitonetzen auf 80 Prozent gestiegen, während vor der nationalen Verteilungskampagne lediglich zehn Prozent der Familien versorgt waren.

"Nach zwei landesweiten Untersuchungen deuten alle gesammelten Daten darauf hin, dass der mit dem Malaria-Erreger infizierte Anteil der Bevölkerung von etwa zwölf Prozent 2009 auf unter acht Prozent im vergangenen Jahr gesunken ist", sagte Hetzel. Auch die Zahl der in den Kliniken behandelten Fälle habe abgenommen, an manchen Orten sogar in erheblichem Maß. Ein ausführlicher Bericht soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.

Die WHO weist allerdings darauf hin, dass die internationale Finanzierung der Malaria-Bekämpfung, die 2011 auf zwei Milliarden US-Dollar anstieg, noch immer weit hinter dem globalen Gesamtbedarf im Umfang von sechs Milliarden Dollar bleibt. Papua-Neuguinea muss sich dringend um neue Finanzierungsquellen bemühen, da die Zuschüsse des Globalen Fonds 2014 auslaufen.
(Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.ramaustralia.org/
http://www.who.int/topics/malari/en/
http://www.theglobalfund.org/en/
http://www.ipsnews.net/2012/07/papua-new-guinea-casts-wide-net-against-malaria/


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IPS-Tagesdienst vom 2. August 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2012