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AUSLAND/2086: Südsudan - Untätigkeit der UN in Vertriebenenlager in Juba gefährdet Leben (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 09.04.2014

Südsudan: Untätigkeit der UN in Vertriebenenlager in Juba gefährdet Leben



Juba/Berlin, 9. April 2014. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisiert die völlige Untätigkeit der UN-Mission im Südsudan (UNMISS) angesichts der Notlage von 21.000 Vertriebenen in der Hauptstadt Juba. Trotz wiederholter Aufforderung durch humanitäre Organisationen unternimmt die UNMISS nichts, um die Vertriebenen auf dem Gelände der UN-Basis Tomping vor Überschwemmung und Epidemien zu schützen. Das Leben vieler Bewohner ist durch die einsetzende Regenzeit in akuter Gefahr.

"Es ist beschämend, dass die UNMISS nichts tut, um die Lebensbedingungen in Tomping zu verbessern", sagt Carolina Lopez, Nothilfe-Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Juba. "Beim ersten Regenschauer des Jahres sind 150 Latrinen überschwemmt worden. Ihr Inhalt hat sich mit dem Hochwasser vermischt, das im Lager stand. Einige Bewohner hausen in natürlichen Abflussgräben, weil es nicht genug Platz gibt. Der Regen wird sechs Monate lang anhalten und heftiger werden. Wenn jetzt nichts getan wird, könnten die Folgen tödlich sein. Das Lager muss sofort in trockene Gebiete erweitert werden."

Die Vertriebenen, die seit vergangenem Dezember in Tomping Zuflucht suchen, leben zusammengedrängt auf tiefliegendem Gelände, das bei Regen überschwemmt wird. Schon jetzt leiden mehr als 60 Prozent der Patienten in der Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Tomping an Durchfallerkrankungen, Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten. Ein Plan der Vereinten Nationen, an anderer Stelle ein neues Lager zu eröffnen, ist durch mehrfache Verzögerungen nie umgesetzt worden und mittlerweile unrealistisch. Forderungen von Ärzte ohne Grenzen und andere Organisationen, das Lager auf hochwassersicheres Gebiet auszuweiten, wurden unerklärlicherweise mehrfach zurückgewiesen.

Am 3. April hatte selbst UNMISS-Leiterin Hilde Johnson erklärt, dass das Lager Tomping "unmittelbar gefährdet sei, zur Todesfalle zu werden". Sie hatte angekündigt, das Lager im Mai zu schließen. Die Umsiedlung von 20.000 Menschen wäre vor einem Monat noch eine Option gewesen, doch mit dem einsetzenden Regen ist das kaum realistisch - zumal das neue Gelände in so kurzer Zeit nicht bereit sein wird. "Es heißt, es gebe nicht genügend Platz in Tomping - aber das ist paradox, wenn auf der anderen Seite des Stacheldrahts trockene Parkplätze und Lagerräume liegen", so Lopez.

"Die UN-Mission im Südsudan hat am 18. März dem UN-Sicherheitsrat berichtet, dass der Schutz von Zivilisten oberste Priorität hat", sagt Jerome Oberreit, internationaler Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen. "Schutz von Zivilisten ist mehr, als Menschen auf bewachtem Gelände einzuzäunen. Die Menschen müssen vor Krankheiten ebenso geschützt werden wie vor Gewalt."

Ärzte ohne Grenzen leistet in neun von zehn Bundesstaaten des Südsudans medizinische Hilfe. Seit Ausbruch der Gewalt im Dezember 2013 haben die Teams mehr als 130.000 Patienten behandelt.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen - 09.04.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2014