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AUSLAND/2228: Kenia - Flüchtlinge nicht zwingen, nach Somalia zurückzuzukehren (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 17. April 2015

Kenia darf Flüchtlinge nicht zwingen, nach Somalia zurückzukehren


17. April 2015 - Dadaab/Berlin. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnt vor einer erzwungenen Rückführung Hunderttausender Flüchtlinge aus Kenia nach Somalia. Für die 350.000 somalischen Bewohner des Flüchtlingslagers Dadaab sei dies lebensbedrohlich, so die humanitäre Organisation. Kenianische Politiker hatten jüngst die Schließung des weltgrößten Flüchtlingslagers im Nordosten Kenias und die Rückführung der Bewohner nach Somalia innerhalb von drei Monaten verlangt.

"Eine solch drastische Maßnahme in einem derart kurzen Zeitraum würde zahllose Flüchtlinge ihrer Zukunftsaussichten berauben", sagt Charles Gaudry, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Kenia. "Dieses Vorgehen würde Hunderttausende dazu zwingen, in ein Land zurückzukehren, in dem Sicherheit und medizinische Versorgung absolut nicht gewährleistet und in manchen Regionen überhaupt nicht vorhanden sind."

Nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen lässt die aktuelle Lage keine sichere und menschenwürdige Rückführung der Flüchtlinge nach Somalia zu. Die Organisation fordert von der kenianischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft, die Hilfe für die in Kenia lebenden Flüchtlinge dringend zu verstärken und für ihre Sicherheit zu sorgen.

Das Flüchtlingslager Dadaab ist das größte weltweit. Seit mehr als 20 Jahren leben hier Generationen von Somalis, die vor den Kriegswirren in ihrer Heimat geflohen sind. Ärzte ohne Grenzen betreibt in Dagahaley, einem von fünf Teillagern, ein Krankenhaus mit 100 Betten und vier Gesundheitsstationen. Aufgrund der zunehmend unsicheren Lage und finanzieller Kürzungen mussten in den vergangenen Jahren viele in Dadaab tätige Organisationen ihre Aktivitäten zurückfahren. Dennoch bietet das Lager immer noch eine bessere Zuflucht als Somalia.

"Eine erzwungene Rückführung von Flüchtlingen in ein vom Krieg erschüttertes Land ist keine Lösung", erklärt Gaudry. "Die kenianische Regierung und die internationale Gemeinschaft müssen gemeinsam eine Lösung erarbeiten, wie den somalischen Flüchtlingen in Kenia Hilfe und Schutz gewährt werden können." Ärzte ohne Grenzen ist seit 20 Jahren in Dadaab tätig und ist derzeit die einzige Organisation, die in Dagahaley Gesundheitsversorgung anbietet. 2014 haben die Teams 180.000 ambulante Sprechstunden abgehalten, 12.000 Patienten stationär aufgenommen, 12.000 vorgeburtliche Untersuchungen vorgenommen und 3.240 Kinder entbunden. Nach dem Anschlag auf die Universität Garissa am 2. April hat Ärzte ohne Grenzen ein Team aus Dadaab in das Krankenhaus von Garissa geschickt, um bei der Behandlung der Verwundeten zu helfen.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2015

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