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AUSLAND/2334: Europa - Ärzte ohne Grenzen kritisiert Abschottungspolitik (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 21. März 2015

Ärzte ohne Grenzen kritisiert Europas Abschottungspolitik scharf

40.000 Flüchtlinge in Griechenland gestrandet


Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kritisiert den am Freitag beschlossenen Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei scharf. "Das einzige Ziel des Paktes ist es, Menschen daran zu hindern, nach Europa zu kommen. Ihre Rechte oder wie es ihnen geht spielen dabei eine untergeordnete Rolle", sagt Aurélie Ponthieu, Expertin für Flucht und Migration bei Ärzte ohne Grenzen. "Fliehende zu zwingen, in ein Land zurückzukehren, welches weltweit bereits die meisten Flüchtlinge beherbergt, ist keine verantwortungsvolle Strategie - unabhängig davon, ob der Pakt rechtmäßig ist oder nicht. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollten sich der menschlichen Konsequenzen ihrer einschneidenden Entscheidung bewusst sein. Das Recht der Flüchtenden, Asyl zu beantragen und angemessene Hilfe und Schutz zu erhalten, ist fundamental."

"Europa scheint zu hoffen, dass es Flüchtlinge vom Kommen abhalten kann, indem es in Griechenland eine weitere humanitäre Krise erzeugt. Das ist kurzsichtig und unmenschlich", so Ponthieu. "Die Aufnahmeeinrichtungen in Griechenland sind schon jetzt überlastet, und mehr als 40.000 Männer, Frauen und Kinder sind im Land gestrandet. Mindestens 12.000 sind an der griechisch-mazedonischen Grenze in Idomeni. Unsere Teams beobachten dort dramatische Szenen z.B. mit Neugeborenen, die mit ihren Familien in der Kälte in kleinen Zelten schlafen. Die schwachen Anstrengungen für bessere Unterkünfte und angemessene Versorgung, die überwiegend von Hilfsorganisationen und Freiwilligen geleistet werden, sind völlig unzureichend."

In Idomeni haben die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen in den vergangenen beiden Wochen mehr als 4.000 Patienten behandelt. Die meisten haben Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen als direkte Folge der unzureichenden Unterbringung, der schlechten hygienischen Bedingungen und der Kälte. Unter den Patienten sind immer mehr Säuglinge, Schwangere, die oft kurz vor der Niederkunft stehen, Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Behinderungen sowie Patienten mit chronischen Krankheiten.

In der vergangenen Woche haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen weitere beheizte Großzelte aufgestellt. Insgesamt gibt es in Idomeni jetzt 13 Zelte mit 240 Quadratmetern Grundfläche und Dutzende mit 45 Quadratmetern, in denen insgesamt bis zu 3.000 Menschen übernachten können. Die Teams verteilten jeden Tag 2.000 Decken und 3.700 Regenmäntel und gaben mit Unterstützung vieler anderer Helfer 24.000 Sandwiches und 11.000 warme Mahlzeiten aus.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 21. März 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2016

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