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AUSLAND/2374: Syrien - Grenze zu Jordanien muss für Verletzte passierbar sein (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 21. Juli 2016

Syrien: Grenze zu Jordanien muss für Verletzte passierbar sein


Amman/Berlin, 21. Juli 2016. Kriegsverletzte aus Syrien müssen in Jordanien medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können. Die derzeit geschlossene syrisch-jordanische Grenze muss für Verletzte wieder passierbar gemacht werden, fordert Ärzte ohne Grenzen. Im staatlichen Krankenhaus im jordanischen Ramtha hat die Hilfsorganisation eine neue chirurgische Station eröffnet, um die vielen Verletzten aus dem Kriegsgebiet zu versorgen. Das Krankenhaus liegt nur fünf Kilometer von der Grenze entfernt. Seit Schließung der syrisch-jordanischen Grenze Ende Juni haben jedoch nur noch wenige Verletzte die Klinik erreicht.

Die nördliche syrisch-jordanische Grenze ist am 21. Juni geschlossen worden, nachdem bei einem Selbstmordanschlag sieben jordanische Soldaten getötet worden waren. "Die Grenzschließung führt dazu, dass Menschen, die bei Kämpfen in Syrien schwer verletzt werden, keine Überlebenschancen haben", sagt Luis Eguiluz, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Jordanien. "Wenn sie nicht nach Jordanien kommen können, bleiben sie ohne die lebensrettende medizinische Hilfe, die sie dringend brauchen."

Ärzte ohne Grenzen ist seit September 2013 in Ramtha tätig. Infolge der vermehrten Kämpfe im südlichen Syrien kamen immer mehr syrische Patienten mit sehr schweren Verletzungen nach Ramtha. Um auf den erhöhten Bedarf an lebensrettender chirurgischer Hilfe zu reagieren, hat Ärzte ohne Grenzen die neue Station eröffnet. Außerdem soll so die Qualität sowohl der chirurgischen als auch der wiederherstellenden post-operativen Versorgung weiter verbessert werden. Seit dem Start des Projekts in Ramtha hat Ärzte ohne Grenzen in enger Zusammenarbeit mit dem jordanischen Gesundheitsministerium insgesamt 1.062 syrische Patienten versorgt - davon 23 Prozent Frauen und 36 Prozent Kinder. Die Teams leisteten mehr als 800 größere Operationen.

Durch die Schließung der Grenze wird den Verletzten aus dem Kriegsgebiet der Zugang zu medizinischer Hilfe verwehrt, denn während der vergangenen fünf Jahre ist das Gesundheitssystem in Syrien zerstört worden. "Wir rufen die zuständigen jordanischen Behörden auf, ihre Solidarität für die Kriegsverletzten aufrechtzuerhalten - eine Solidarität, die bislang das Leben vieler syrischer Kinder, Frauen und Männer gerettet hat", so Eguiluz.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen stehen bereit, Menschen mit schweren Kriegsverletzten auf der neuen chirurgischen Station in Ramtha zu behandeln. Auch für die Menschen in Ramtha und Umgebung verbessert sich durch die neue Station die Qualität der medizinischen Hilfe. "Die Operationssäle, die die Teams von Ärzte ohne Grenzen bislang genutzt haben, übergeben wir dem Krankenhaus in Ramtha. Sie werden nun von der Abteilung für Geburtshilfe verwendet", sagt Michael Talotti, Koordinator des Projekts in Ramtha. "Jordanische Frauen werden auf diese Weise mehr Privatsphäre und Schutz erhalten können."

Seit Beginn des Kriegs in Syrien haben mehr als vier Millionen Syrer Zuflucht in den Nachbarländern gesucht, viele von ihnen in Jordanien. Ärzte ohne Grenzen ist seit August 2006 in Jordanien aktiv und hat ein Programm für wiederherstellende Chirurgie in der Hauptstadt Amman aufgebaut. Seit 2013 betreibt die Organisation das Traumazentrum im Krankenhaus von Ramtha. In Ramtha und Irbid betreibt die Organisation eine Mutter-Kind-Klinik und zwei Projekte für nicht übertragbare Krankheiten, um syrischen Flüchtlingen sowie Betroffenen aus Jordanien zu helfen.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 21. Juli 2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2016

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