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POLITIK/1927: Aktion gegen Pflegenotstand gestartet (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 3/18
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Aktion gegen Pflegenotstand gestartet

von Sabine Jansen


Der Pflegenotstand ist in der Politik angekommen. Am 3. Juli 2018 wurde die Konzertierte Aktion Pflege gleich von drei Ministern ausgerufen, um für den Pflegeberuf zu werben, die Ausbildung zu stärken und insbesondere die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte spürbar zu verbessern. In fünf Arbeitsgruppen sollen Experten aus Pflegeverbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern aber auch von Interessensverbänden der Pflegebedürftigen Vorschläge erarbeiten. Die Arbeitsgruppen werden sich mit den folgenden Themenfeldern beschäftigen:

  • Ausbildung und Qualifizierung
  • Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung
  • Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung
  • Pflegekräfte aus dem Ausland
  • Entlohnungsbedingungen in der Pflege

Für die AG "Pflegekräfte aus dem Ausland" wurde ich als Vertreterin der DAlzG von den Verbänden der Pflegebedürftigen benannt. Insbesondere für Menschen mit Demenz ist es wichtig, bei der Betreuung und Pflege verstanden zu werden - mit und ohne Worte. Das erfordert Sprachkompetenz, Empathie und Wissen um die Demenz. Das können Menschen aus allen Ländern mitbringen oder lernen.

Wenige Tage vor dem Beginn der Konzertierten Aktion Pflege kam der Referentenentwurf für ein Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz (PpSG). Dieser enthält unter anderem Vorschläge für die Finanzierung von mehr Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Letzteres soll die Leistungen der Behandlungspflege kompensieren, die im stationären Bereich anders als im ambulanten Bereich aus der Pflegeversicherung bezahlt wird und nun aus Mitteln der Krankenversicherung finanziert werden soll. Ansonsten müssten bei der Aufstockung von Personal und deren besserer Bezahlung wegen der Deckelung in der Pflegeversicherung erneut die Eigenanteile der Pflegebedürftigen steigen.

Neben einigen anderen Vorschlägen zur Verbesserung der Ausbildungssituation, zur Digitalisierung in der Pflege und besseren Kooperationen zwischen Ärzten und Pflegeeinrichtungen sollen die Möglichkeiten einer stationären Rehabilitation für pflegende Angehörige gestärkt werden. Ein schöner Gedanke - aber er funktioniert schon heute nicht, solange es keine Einrichtungen gibt, die gleichzeitig eine adäquate Betreuung für die Kranken anbieten oder es überall eine bedarfsgerechte Anzahl von Kurzzeitpflegeplätzen gibt. Daran mangelt es schon heute an vielen Orten. Auf diesen Mangel, an dem die Entlastung von Angehörigen immer wieder scheitert, hat die DAlzG in ihrer Stellungnahme hingewiesen und fordert stattdessen eine flexiblere Nutzung der verschiedenen Leistungsarten sowie die Erstattung von Angeboten wie zum Beispiel die telefonische, psychologische Unterstützung von Angehörigen, wie sie im Projekt TeleTandem bereits mit positiven Wirkungen wissenschaftlich untersucht wurde, aber leider dann nicht in regelhafte Finanzierung übernommen wurde.

Es ist sicher zu begrüßen, dass sowohl Familienministerin Giffey als auch Gesundheitsminister Spahn und Sozialminister Heil das Thema gemeinsam aufgreifen und sich für eine bessere Situation in der Pflege stark machen wollen. Aber die große Frage bleibt: Wo sollen all die schon lange benötigten Pflegekräfte eigentlich herkommen? Und neben der großen Anstrengung, mehr professionelle Pflegekräfte zu gewinnen, dürfen wir die Angehörigen nicht vergessen. Auch diese müssen gestärkt werden - sie sind wichtiger als je zuvor.

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 3/18, S. 16
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2018

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