Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → KRANKHEIT


DEMENZ/293: Unterstützendes Demenz-Netzwerk (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 12/2016

Demenz
Unterstützendes Netzwerk

Von Anne Lütke Schelhowe


Aus dem Bundesmodellprojekt "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" ging im Kreis Herzogtum Lauenburg vergangenes Jahr das Demenznetz hervor.


"Demenz geht alle an", so wirbt das Demenznetz Herzogtum Lauenburg auf seiner Website. Im betreffenden Kreis seien fast 4.000 Menschen an Demenz erkrankt und damit ab Beginn der Erkrankung auf Unterstützung und Hilfe im Alltag angewiesen, der Bedarf steigt stetig mit Fortschreiten der Krankheit.

Hier setzt das Ende 2015 gestartete Demenznetz mit Sitz in der Klinik für Geriatrie Ratzeburg an und will u. a. individuelle Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige bieten. Eine Demenzfachkraft, eine Ergotherapeutin, eine Sozialpädagogin und eine Psychologin bieten stundenweise Beratungen, Schulungen und Informationen rund um die Themen Demenz, Wohnraumanpassung, soziale Leistungen sowie eine nicht-medizinische Gedächtnissprechstunde an. Ist es Ratsuchenden nicht möglich, das Büro persönlich aufzusuchen, führen die Mitarbeiterinnen nach Absprache auch Hausbesuche durch. Die Sozialberatung vermittelt Informationen zu Leistungen der Pflegeversicherung, Betreuung, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung und leistet konkrete Unterstützung bei der Beantragung einer Pflegestufe. Das Angebot der nicht-medizinischen Gedächtnissprechstunde dagegen dient dazu, den ersten Verdacht einer Demenz auszuräumen oder zu begründen. Dazu gibt es ein Gespräch sowie eine orientierende Testung, um sich ein Bild von der kognitiven Leistungsfähigkeit zu machen. Eine Diagnose wird zwar nicht gestellt, das Ergebnis aber in einem weiteren Termin besprochen und eine Information für den behandelnden Arzt ausgehändigt.

Die Wohnraumberatung zielt darauf ab, ein sicheres, möglichst selbstbestimmtes oder unterstütztes Wohnen im eigenen Heim und in gewohnter Umgebung zu ermöglichen. Die Wohnraumberaterin ermittelt gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen die individuellen Bedarfe und bahnt entsprechende Maßnahmen unter Berücksichtigung von Barrierefreiheit, Hilfsmittelausstattung und Wohnraumgestaltung an und begleitet diese auch.

Auch die Aufklärung, Sensibilisierung und Information der Öffentlichkeit durch Vorträge und Veranstaltungen sowie die Schulung und Qualifikation von Mitarbeitern von Einrichtungen, Behörden und Unternehmen, die Kontakt mit Demenzbetroffenen haben, gehört zum Angebot des Netzes, das zunächst als Projekt für drei Jahre angelegt ist und durch die Damp Stiftung gefördert wird. So präsentierte sich das Team bei den im Kreis stattfindenden Ehrenamts-Messen, außerdem wurde zum Welt-Alzheimer-Tag am 21. September ein Aktionstag auf dem Ratzeburger Marktplatz umgesetzt. Zusätzlich wurde gemeinsam mit der Volkshochschule Ratzeburg ein Herbstsemester rund um das Thema Demenz organisiert. Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Demenz in Norderstedt konnte bereits eine Kompaktschulung für Unternehmen und Behörden entwickelt werden, deren Mitarbeiter im beruflichen Alltag unvorbereitet und unfreiwillig Kontakt mit an Demenz erkrankten Menschen haben. Zudem bietet das Netz Weiterbildungen zum Thema Demenz für Mitarbeiter und Pflegeeinrichtungen sowie Auffrischungskurse für Betreuungskräfte in stationären Einrichtungen an.

Das Netz versteht sich aber auch als kreisweit wirkendes Netzwerk, das Akteure aus allen Bereichen von Öffentlichkeit, Wirtschaft, Sozialwesen, Vereinen und Kommunen zusammenbringt und via Homepage die Möglichkeit bietet, Angebote, Veranstaltungen und Aktionen im Kreis anzukündigen und vorzustellen.

Das Netz resultierte aus der "Regionalkonferenz Demenz im Kreis Herzogtum Lauenburg", bei der sich ab 2013 die Bereiche Geriatrie, Gesundheit, Pflege, Selbsthilfe, Betreuung und Verwaltung zusammenfanden, um in vier Arbeitsgruppen die unterschiedlichen Aspekte und Anforderungen des Themas Demenz in unserer Gesellschaft zu bearbeiten. Die Ergebnisse der Gruppen mündeten schließlich in dem Beschluss, für den Kreis Herzogtum Lauenburg eine zentrale Informations-, Beratungs- und Koordinierungsstelle einzurichten, die unter Trägerschaft der Klinik für Geriatrie Ratzeburg fungiert.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 12/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201612/h16124a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Dezember 2016, Seite 25
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-127, -119, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.de
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang