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DEMENZ/488: Tipps vom Alzheimer-Telefon - Mein Vater will seine Hörgeräte nicht mehr tragen (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 1/2020
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Mein Vater will seine Hörgeräte nicht mehr tragen!

von Laura Mey, DAlzG


Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14

Herr Schneider fragt am Alzheimer-Telefon um Rat: "Mein 87-jähriger Vater lebt mit meiner 85-jährigen Mutter zusammen in einer Wohnung. Er ist an Demenz erkrankt und hat Pflegegrad drei. Mein Vater war Schreiner und ist schon seit vielen Jahre schwerhörig. Bisher ging es immer ganz gut mit seinen Hörgeräten. In letzter Zeit jedoch weigert er sich häufig, die Hörgeräte einzusetzen. Oder er nimmt sie wieder ab und steckt sie sich in die Hosentasche. Die Kommunikation mit ihm wird immer schwieriger. Man muss ihn regelrecht anschreien, was unangenehm und anstrengend ist. Auch das ständige Suchen nach den Hörgeräten belastet meine Mutter sehr. Hinzu kommt die Angst, die Hörgeräte könnten tatsächlich verloren gehen. Was können wir tun?"

"Ganz klar: Wenn zu einer bestehenden Demenz noch weitere Einschränkungen wie eine Schwerhörigkeit hinzukommen, ist dies eine zusätzliche Herausforderung im gemeinsamen Alltag. Wie so oft bei Demenzerkrankungen gilt es, diesen täglichen Herausforderungen immer wieder individuell und kreativ zu begegnen. In der Kommunikation ist es wichtig, zusätzlich zum Sprechen ganz bewusst und verstärkt auch die Körpersprache einzusetzen. Denn mit Fortschreiten der Demenz gehen meist auch die Sprache und das Sprachverständnis zunehmend verloren. Die Körpersprache wird immer wichtiger - insbesondere Mimik, Gestik und Stimmlage. Benutzen Sie wenige Worte, sprechen Sie laut und deutlich, schreien Sie möglichst nicht. Wenn wir schreien, spiegelt sich dies auch in unserem Gesichtsausdruck wider. Dann stimmt das Gesagte nicht mit dem Gesichtsausdruck überein, was Ihren Vater unter Umständen zusätzlich verwirrt. Probieren Sie aus, in welchem Abstand und in welcher Tonlage Ihr Vater noch am besten hören kann, auch wenn er seine Hörgeräte nicht trägt. Wenn Ihr Vater noch lesen kann, können Sie ihm Antworten oder Informationen aufschreiben. Halten Sie dafür immer Papier und Stift bereit. Probieren Sie auch aus, ob der Einsatz von Bildern oder Piktogrammen hilfreich ist.

Es ist auch möglich, dass Ihr Vater seine Schwerhörigkeit vergisst. Dann ist das Hörgerät für ihn ein Fremdkörper, den er loswerden will. Vielleicht drückt oder stört ihn das Hörgerät. Lassen Sie beim Hörakustiker den Sitz und die Funktionsfähigkeit der Hörgeräte überprüfen. Gehen Sie mit Ihrer Mutter auch nochmal ganz bewusst die Situation beim Einsetzen der Hörgeräte durch. Vielleicht können Sie gemeinsam den Ablauf anpassen, zum Beispiel so: Sie zeigen ihm erst die Hörgeräte, dann zeigen Sie auf die Ohren und machen eine Geste für Hören (Hand hinters Ohr).

Eventuell handelt es sich auch nur um eine akute Phase, in der Ihr Vater mit den Hörgeräten nichts anfangen kann und sie als Fremdkörper empfindet. Dann kann es durchaus richtig sein, die Hörgeräte wegzulassen. In einer nächsten Phase kann man ihm die Hörgeräte vielleicht wieder unkompliziert einsetzen. Daher ist es gut, es immer mal wieder zu versuchen und auszuprobieren."

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 1/2020, S. 8
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2020

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