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HERZ/764: Frauen häufiger von Herz-Kreislauf-Tod betroffen (idw)


Deutsche Hochdruckliga - 03.12.2014

Frauen häufiger von Herz-Kreislauf-Tod betroffen



Heidelberg - Frauen sterben hierzulande im Alter häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Denn Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Übergewicht scheinen sie stärker zu beeinflussen, zeigen wissenschaftliche Ergebnisse. Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® -Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention rät Frauen deshalb, insbesondere nach den Wechseljahren verstärkt auf ihre Gesundheit zu achten und ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen.

In Deutschland sterben etwa 36 Prozent aller Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Frauen beträgt der Anteil 44 Prozent. Nach den Wechseljahren nimmt die Gefahr zu. Frauen erleiden zwar seltener einen Herzinfarkt als Männer. Todesfälle durch Herzschwäche kommen jedoch doppelt so häufig vor. An den Spätfolgen von Bluthochdruck auf das Herz sterben Frauen sogar dreimal häufiger als Männer. "Auf geschlechtsspezifische Risikofaktoren allein lassen sich diese Unterschiede nicht zurückführen", sagt Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga Karlsruhe.

Denn die meisten Erkrankungen treten erst nach den Wechseljahren auf. Dann nehmen viele Frauen zu. Dabei zeigen neue Studien, dass gesunde Ernährung und Bewegung für Frauen sogar mehr Schutz bieten als für Männer. Professor Hausberg betont: "Hier wäre eine stärkere Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtig und nachgewiesenermaßen wirksam". Auch Rauchen scheint Frauen mehr zu schaden als Männern. Dies könnte nach Einschätzung des Experten an einer höheren Empfindlichkeit der Schleimhaut in den Atemwegen liegen, aber auch an unterschiedlichen Rauchgewohnheiten liegen: "Frauen fällt es insbesondere im Alter schwerer, das Rauchen aufzugeben", erläutert Professor Hausberg Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Pneumologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe.

In der Behandlung der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es schwer erklärbare Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Ärzte verordnen Frauen häufiger harntreibende Mittel, Diuretika und Betablocker zur Hochdrucktherapie. Mittel gegen hohe Cholesterinwerte bleiben dagegen eher Männern vorbehalten. Dies entspreche aber nicht den Empfehlungen, die auf Risiko-Scores wie dem PROCAM-Score beruhen, meint Professor Hausberg. Der PROCAM Risiko-Score erlaubt es, das Risiko einzuschätzen, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt zu erleiden. Dabei beruht die Risikobestimmung auf den Daten der Prospective Cardiovascular Münster (PROCAM-) Studie. Allerdings berücksichtigt dieser Score zwar das Geschlecht der Patienten, nicht aber die soziale Herkunft, aus der für Frauen eine weitere Benachteiligung entstehen kann.

Und auch den Bluthochdruck betreffend - als ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall - unterscheiden sich Männer und Frauen deutlich. Jüngere Frauen haben zwar seltener einen erhöhten Blutdruck als Männer. Im Alter kehrt sich das Verhältnis jedoch um. Sie sind dann auch stärker von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. "Eine rechtzeitige Diagnose der Hochdruckerkrankung ist deshalb bei Frauen besonders wichtig", sagt Professor Hausberg. Er empfiehlt neben der Messung des Blutdrucks zu Hause auch die ärztlich angeleitete 24-Stunden-Messung, um zusätzliche Anhaltspunkte für die Therapie zu erhalten.


Literatur:
Tschaftary A, Oertelt-Prigione S. Geschlechterunterschiede in der kardiovaskulären Prävention. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; doi: 10.1055/s-0034-1387394

Terminhinweis
Minilecture: Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Hypertonus und ML
Herzinsuffizienz: was ist relevant?
Referent: V. Stangl (Berlin)
Termin: Samstag, 13. Dezember 2014, 9.00-10.30 Uhr
Ort: Maritim Hotel Berlin, Raum London

Ihr Kontakt für Rückfragen:
Janina Wetzstein
Pressestelle
Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL)®
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
wetzstein@medizinkommunikation.org


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hypertonie2014.de
http://www.hochdruckliga.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution816

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Hochdruckliga, Maximilian Broglie, 03.12.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2014


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