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HERZ/789: Angina pectoris-Beschwerden nach Bypass-Operation - Krämpfe als häufige Ursache identifiziert (idw)


Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung
Pressemitteilung 12/2015 - 19.05.2015

Angina pectoris-Beschwerden nach Bypass-Operation: Krämpfe als häufige Ursache identifiziert

Deutsche Herzstiftung würdigt Stuttgarter Mediziner mit Uta und Jürgen Breunig-Forschungspreis


Die koronare Herzerkrankung (KHK) ist die häufigste Herzerkrankung mit über 665.000 Krankenhauseinweisungen in Deutschland pro Jahr. Sie entsteht dadurch, dass sich Herzkranzgefäße in einem langen schleichenden Prozess verengen, so dass die Durchblutung des Herzens behindert wird (Infos für Betroffene unter: www.herzstiftung.de). Eine Bypass-Operation oder Stentbehandlung kommt in Betracht, wenn trotz der Medikamente Angina pectoris-Anfälle häufig und heftig auftreten und wenn die Engstellen (Stenosen) die Lebenserwartung beeinträchtigen. KHK-Patienten haben nach einer Bypass-Operation oft anhaltende oder wiederkehrende Angina pectoris-Beschwerden. Jedoch finden sich häufig trotz einer Katheteruntersuchung (Koronarangiographie) keine behandlungsbedürftigen Verengungen der Herzkranzgefäße als Ursache der Beschwerden.

Dass diese Beschwerden durch Krämpfe der Herzkranzgefäße (sog. Koronarspasmen) verursacht werden können, die einer medikamentösen Behandlung bedürfen, haben systematische Untersuchungen im Rahmen einer Studie gezeigt, bei denen erstmals ein spezieller Test, der Acetylcholintest (ACH-Test), zur Ursachenklärung eingesetzt wurde. Für diese Forschungsleistung wurde Dr. med. Peter Ong, Abteilung für Kardiologie am Zentrum für Innere Medizin III, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, von der Deutschen Herzstiftung mit dem Uta und Jürgen Breunig-Forschungspreis (Dotation: 5.000 Euro) auf der 121. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Mannheim ausgezeichnet. Die prämierte Forschungsarbeit trägt den Titel "Recurrent angina pectoris in patients with previous cardiac bypass operation but without progression of epicardial stenosis - role of functional coronary vasomotor abnormalities assessed by acetylcholine provocation testing".

Acetylcholintest ermöglicht gezielte Behandlung der Koronarspasmen "Die Forschungserkenntnisse von Dr. Ong erleichtern eine zielgerichtete Behandlung der Beschwerden von bypassoperierten Herzpatienten und helfen unnötige diagnostische Maßnahmen zu vermeiden, da frühzeitig Koronarspasmen als Ursache der Beschwerden identifiziert, zugleich aber Durchblutungsstörungen ausgeschlossen werden können", hebt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, hervor. "Der Acetylcholintest ermöglicht es den Ärzten, im sicheren Umfeld der Klinik die gleichen Beschwerden zu erzeugen, die die Patienten zu Hause spüren, um dann eine gezielte Therapie einzuleiten. Dieses Verfahren ist deshalb von hohem Nutzen für die klinische Praxis."

In der Studie untersuchten Dr. Ong und Kollegen 40 Patienten, die zuvor einer Bypass-Operation am Herzen unterzogen worden waren und eine anhaltende, wiederkehrende Angina pectoris (25 % Belastungs-Angina, 33 % Ruhe-Angina, 42 % gemischte Angina) und keine bedeutsamen Verengungen der Herzkranzgefäße oder der Bypässe aufwiesen (73 % Männer, Alter im Mittel 70±10 Jahre, Dauer nach der Bypass-Operation im Mittel 5,5 Jahre). Bei 78 % der Patienten zeigte sich eine Verkrampfung der Herzkranzgefäße als Ursache für die Beschwerden. Bei 12 % der Patienten war der Acetylcholintest unauffällig. Daher sind Koronarspasmen insbesondere bei Patienten nach einer Bypass-Operation, bei denen keine behandlungsbedürftige Engstelle zu finden ist, eine wichtige Erklärung für die Beschwerden.

"Der Test ist bei diesen Patienten nützlich, um die Ursache der Beschwerden rasch zu klären und eine zielgerichtete medikamentöse Therapie einleiten zu können. Diese besteht neben der medikamentösen Therapie der koronaren Herzkrankheit in der Regel aus Calziumantagonisten und Nitratpräparaten", erläutert Dr. Ong. In weiteren Untersuchungen sollen diese Erkenntnisse weiterverfolgt werden.

Im Kampf gegen die Sterblichkeit durch die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die Erforschung neuer Therapieansätze von großer Bedeutung. Deshalb hat die Deutsche Herzstiftung e. V. gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) 2014 erstmalig den Uta und Jürgen Breunig-Forschungspreis, dotiert mit 5.000 Euro, vergeben. Ausgezeichnet wird eine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der koronaren Herzkrankheit.


Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert / Pierre König
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.herzstiftung.de/Koronare-Herzkrankheit-Sonderband.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution825

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung, Michael Wichert, 19.05.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2015

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