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INFEKTION/1208: Welt-TB-Tag - Einmalige Chance im Kampf gegen multiresistente Tuberkulose (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 19. März 2013

Welt-TB-Tag: Einmalige Chance im Kampf gegen multiresistente Tuberkulose

Tuberkulose-Patienten und Behandelnde fordern in öffentlichem Manifest rasches Handeln



Berlin, 19. März 2013. Der Kampf gegen multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) muss dringend intensiviert werden. Das fordert die internationale Hilfsorganisation ÄRZTE OHNE GRENZEN anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages am kommenden Sonntag. Hindernisse zur Erforschung besserer Medikamente müssen abgebaut und Behandlungsmöglichkeiten ausgeweitet werden. Nur so kann ein weiterer Anstieg der MDR-TB-Fälle verhindert und eine historische Chance auf eine Verbesserung der bisher schlechten Heilungsraten genutzt werden. Es gibt zwei neue Medikamente gegen MDR-TB. Diese müssen genutzt werden, um die Behandlung deutlich zu verkürzen und sie effektiver sowie weniger giftig zu machen. Dies fordern auch TB-Patienten und medizinische Mitarbeiter von ÄRZTE OHNE GRENZEN aus aller Welt in einem heute veröffentlichten Manifest.

Lesen Sie das Manifest "Testet mich, behandelt mich" unter:
http://msf.de/1E

Ärzte ohne Grenzen betreut in den Projekten weltweit aktuell so viele Menschen mit MDR-TB wie nie zuvor. Eine Medikamentenresistenz wird dabei nicht nur bei Patienten festgestellt, die früher erfolglos gegen TB behandelt wurden, sondern auch bei neu diagnostizierten Personen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass MDR-TB, dort wo die Organisation arbeitet, selbst übertragen wird. Ohne Behandlung verläuft MDR-TB tödlich. Doch auch die derzeitige Behandlung bedeutet für die Patienten zwei Jahre voll quälender Nebenwirkungen, wie etwa Psychosen, Taubheit und ständige Übelkeit. Darüber hinaus bekommen sie bis zu acht Monate lang täglich schmerzhafte Injektionen. Gerade einmal die Hälfte der Patienten wird geheilt.

Nach fast fünf Jahrzehnten ungenügender TB-Forschung und -Entwicklung gibt es seit kurzem mit Bedaquilin und Delamanid zwei neue Medikamente, die zugelassen wurden bzw. kurz vor der Zulassung stehen. Nun muss erforscht werden, wie diese Medikamente am besten verwendet werden können, um der wachsenden Zahl von MDR-TB-Patienten so rasch wie möglich eine kürzere und effektivere Behandlung zu ermöglichen.

Zudem muss die internationale Gemeinschaft mehr politische und finanzielle Unterstützung leisten, um mehr MDR-TB-Kranke behandeln zu können. Derzeit erhält nicht einmal jeder fünfte Erkrankte die nötige Therapie. "Doch ausgerechnet jetzt, da sich neue Möglichkeiten der TB-Behandlung abzeichnen, gibt es einen gegenläufigen Trend", warnt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, der bislang etwa 90 Prozent der internationalen Mittel im Kampf gegen TB gestellt hat, hat den Anteil für TB kürzlich verringert. Das ist inakzeptabel. Dieses Jahr findet eine wichtige Finanzierungskonferenz des Fonds statt. Die Geber, wie zum Beispiel Deutschland, müssen ihn dort endlich mit ausreichend Mitteln ausstatten, so dass auch für den Kampf gegen MDR-TB mehr Geld zur Verfügung steht. Der bisherige Beitrag der Bundesregierung ist nicht ausreichend." Ärzte ohne Grenzen setzt sich für eine Verdoppelung des deutschen Beitrags zum Globalen Fonds ein.

Ärzte ohne Grenzen behandelt seit 2001 MDR-TB-Patienten. Im Jahr 2011 waren es 1.300 Erkrankte in 21 Ländern. Die WHO schätzt, dass es 2011 weltweit 630.000 Fälle von MDR-TB gab.

In Tadschikistan behandelt derzeit ein deutscher Arzt den jüngsten MDR-TB-Patienten, den Ärzte ohne Grenzen je hatte. Das behandelte Mädchen ist gerade einmal neun Monate alt. Nachdem bei ihm multiresistente Tuberkulose diagnostiziert wurde, hat Ärzte ohne Grenzen damit begonnen, in Tadschikistan eine Formulierung der benötigten Medikamente speziell für Kinder zu entwickeln. Dank dieses Sirups müssen das Baby und andere Kinder nun keine großen, schwer zu schluckende Tabletten mehr nehmen. An der Entwicklung des Sirups maßgeblich beteiligt war eine deutsche Pharmazeutin.

Weitere Informationen und Infografiken etc. unter:
http://msfaccess.org/TBmanifesto/

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Pressemitteilung vom 19.03.2013
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Telefon: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2013