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SUCHT/697: Keine Änderung - In Deutschland wird viel zu viel getrunken (DHS)


Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. - 28. März 2018

Keine Änderung: In Deutschland wird viel zu viel getrunken


Berlin / Hamm / Greifswald, 28. März 2018 - Der Alkoholkonsum in Deutschland sinkt - doch nur von einem extrem hohen zu einem sehr hohen Verbrauch. Nach wie vor trinkt hierzulande jede Person über 15 Jahren 10,7 Liter Reinalkohol. Alkohol ist kein Heilmittel, im Gegenteil: Er verringert die Lebensqualität und verkürzt drastisch die Lebenszeit. Je weniger Alkohol getrunken wird, desto geringer die Gefahr für Krebs- und Kreislauferkrankungen.

Der Alkoholkonsum in Deutschland ist - wie in weiteren Nationen - kontinuierlich seit 1972 gesunken, doch Entwarnung kann nicht gegeben werden. Er betrug zuletzt im Jahr 2015 10,7 Liter Reinalkohol pro Bundesbürger und -bürgerin im Alter ab 15 Jahren. Eine kürzlich verbesserte Ermittlung des Gesamtverbrauchs an Trinkalkohol lässt sogar darauf schließen, dass dies immer noch eine Unterschätzung ist. Das heißt: Der Alkoholkonsum liegt weiterhin auf sehr hohem Niveau. Und dieser ist mit der Lebenserwartung und der Krankheitslast für Deutschland eng verknüpft.

Alkoholtrinken gehört neben Tabakrauchen, Bewegungsmangel und unausgewogener Ernährung zu den TOP 4 der Verhaltensweisen, die die Gesundheit ruinieren. Aber Alkoholkonsum führt im Leben besonders früh zum Tod und wurde daher als gefährlich klassifiziert. 200 Krankheiten werden durch den Konsum mitverursacht. Trotzdem wird Alkohol als attraktiv vermarktet. In Deutschland sind dementsprechend die sozialen Normen zu alkoholorientiert und die Alkoholwerbung ein Problem für die Gesundheit aller. Ziel muss die Senkung des Alkoholkonsums der ganzen Nation sein.

Wirksame Vorkehrungen zur Senkung des Alkoholkonsums sind sehr gut bekannt. Sie dienen dazu, ein Gesundheitsimage an die Stelle eines unreflektierten Konsumimages zu setzen. Ein positives Gesundheitsimage und hohe Lebensqualität werden - obwohl auf den ersten Blick unattraktiv erscheinend - am stärksten durch gesetzliche Maßnahmen gefördert, darunter Steuererhöhungen, gesundheitsförderliche Regeln der Verfügbarkeit, ein effektiver Jugendschutz und Verbote der Werbung für gefährliche Produkte. Doch all diese Maßnahmen fehlen in Deutschland weitestgehend. Obwohl diese Maßnahmen der Prävention und Erhöhung der Lebenserwartung seit Jahrzehnten bekannt sind, rührt sich in Deutschland so gut wie nichts.

Tatsache ist
  • Die Trinkmenge und -häufigkeit stehen in einer stetigen Beziehung mit dem Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.
  • Je höher der Alkoholkonsum, desto größer z. B. das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln.
  • Alkoholkonsum ist mit dem Risiko, eine Krebserkrankung zu erleiden in einer Dosisbeziehung - auch bei kleinen Mengen - verknüpft. Das gilt besonders für die größte Krebsbedrohung der Frauen: Brustkrebs.
  • Die Höhe des Alkoholkonsums in der Gesamtbevölkerung bestimmt maßgeblich die alkoholbezogenen gesundheitlichen Schäden. Sinkt der Gesamtkonsum der Bevölkerung, wird auch der Anteil der Menschen geringer, die Probleme infolge ihres Alkoholkonsums erfahren.

Dementsprechend muss es ein Ziel sein, den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu reduzieren, um die Gesundheit, die Lebensqualität und die Lebenserwartung aller Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu erhöhen.

Folgende Ziele ergeben sich für die Gesellschaft:

1. Initiativen zur öffentlichen Gesundheit in Deutschland, die wirksam zur Verringerung des Alkoholkonsums beitragen, müssen gefördert werden. Gesundheitliche Aufklärung wird geleistet. Doch wir brauchen dringend effektive Gesetze. Unbedingt müssen der Jugendschutz verbessert und weitere gesetzliche Maßnahmen in Angriff genommen werden.

2. Die internationale Zusammenarbeit muss gestärkt werden, um den Alkoholkonsum zu senken. Dadurch kann Einfluss auf Deutschland ausgeübt werden, wie die beispielhafte internationale Kooperation in der Eindämmung des Tabakrauchens zeigt.

3. Es sollte ein kritisches Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung gefördert werden. Jedem einzelnen Menschen sollten unabhängige gesundheitsförderliche Entscheidungen ermöglicht werden. Das ist nur unter Lebensbedingungen möglich, in denen Anreize zum Alkoholkonsum geringer sind, als das in Deutschland der Fall ist.

4. Alkoholkonsum ist stets in Zusammenhang mit Tabakrauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht zu sehen. Diese vier gesundheitsriskanten Verhaltensweisen können einander gegenseitig verstärken.

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Quelle:
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)
Pressemitteilung vom 28. März 2018
Christina Rummel
Stellv. Geschäftsführerin / Referentin für Grundsatzfragen
Westenwall 4, 59065 Hamm
Telefon: +49 2381 9015-24
E-Mail: rummel@dhs.de
Internet: www.dhs.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2018

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