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PSYCHOLOGIE/055: Weit verbreitet - Soziale Phobien bei Jugendlichen (idw)


Goethe-Universität Frankfurt am Main - 19.09.2011

Weit verbreitet: Soziale Phobien bei Jugendlichen


Soziale Phobien sind bei Heranwachsenden zwischen 14 und 20 Jahren weit verbreitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität, an der über 600 Jugendliche verschiedener Schulen in Frankfurt und im Landkreis Darmstadt-Dieburg teilnahmen. Sie wurden unter anderem befragt, ob sie Ängste vor Begegnungen mit Menschen und vor Situationen entwickeln, in denen Leistungen von ihnen erwartet werden. Bei 13 Prozent der Befragten fanden die Frankfurter Wissenschaftler Hinweise darauf, dass eine soziale Phobie vorliegt.

Mit 10,6 Prozent gegenüber 17 Prozent ist der Anteil "hoch-sozial-ängstlicher" Schüler aus ländlichen Gebieten etwas geringer als in den städtischen Bezirken. In dieser Gruppe sind Mädchen mit 59 Prozent stärker vertreten als Jungen; Unterschiede zwischen den Schulformen stellten die Forscher nicht fest. "60 Augenpaare starren mich an, wenn ich an der Tafel was erklären muss. Das halte ich nicht aus, am liebsten würde ich abhauen." Was dieser Fünfzehnjährige beschreibt, erleben viele Heranwachsende: Sie haben dauerhafte und übertriebene Angst vor Begegnungen mit anderen, insbesondere ihnen nicht bekannten Menschen, sowie vor Leistungsanforderungen. Deshalb vermeiden sie zunehmend Situationen, die soziale Begegnungen und Leistungen von ihnen verlangen.

"Diese psychische Störung ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter, wobei soziale Ängste mit einem hohen Risiko für einen vorzeitigen Schulabbruch einhergehen", erläutert die wissenschaftliche Geschäftsführerin der Verhaltenstherapieambulanz, Dr. Regina Steil. Circa fünf bis zehn Prozent aller Jugendlichen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer sozialen Phobie. "Außerdem haben diese Jugendliche Schwierigkeiten, Freundschaften aufzubauen oder später beruflichen Erfolg zu haben", ergänzt Diplom-Psychologin Franziska Schreiber.

Die Befragung und ihre Auswertung liefern den Frankfurter Wissenschaftlern wichtige Anhaltspunkte für die Therapie der Jugendlichen, die stark an sozialen Ängsten leiden. "Die gute Nachricht ist, dass soziale Phobien erfolgreich behandelt werden können", so Steil. Dennoch gab es bislang nur sehr wenige Behandlungsstudien bei Jugendlichen mit sozialer Phobie in Deutschland, welche die Wirksamkeit psychotherapeutischer Therapien untersuchen. Aus diesem Grund wird nun im Rahmen einer großangelegten multizentrischen Therapieforschungsstudie unter anderem an der Goethe-Universität ein Wirksamkeitsvergleich von zwei in der Praxis häufig eingesetzten Therapieverfahren durchgeführt.


Weitere Informationen:
Dipl.-Psych. Lena Krebs
Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Campus Bockenheim
krebs@psych.uni-frankfurt.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution131


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Ulrike Jaspers, 19.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2011