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ENTWICKLUNG/634: Bessere Sicht aufs Herz mit Rhythmusstörung (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 20.10.2009

Bessere Sicht aufs Herz mit Rhythmusstörung


Bestimmte Eingriffe am Herzen sind nur unter Röntgenkontrolle möglich. Das ist mit Strahlung verbunden und liefert nicht die besten Bilder. Würzburger Forscher suchen deshalb nach neuen Materialien, die den Einsatz der Magnetresonanztomographie erlauben. Sie erhalten dafür knapp eine Million Euro.

Patienten kennen die Geräte unter dem Namen "Kernspin" oder "MRT" - ausgeschrieben Magnetresonanztomographie. Die Technik liefert kontrastreiche Bilder aus dem Körperinneren und ermöglicht es so Ärzten, Krankheitsprozesse schonend zu diagnostizieren. Anders als eine Röntgenaufnahme bildet MRT auch Gewebearten wie Muskeln und Organe klar und deutlich ab - und verzichtet dabei auch noch auf eine Strahlenbelastung.


Probleme bei der Untersuchung im Magnetresonanztomographen

Allerdings kommen nicht alle Patienten in den Genuss dieser Technik: "Wer beispielsweise einen Herzschrittmacher trägt, darf nicht in den Magnetresonanztomographen", sagt Wolfgang R. Bauer, Professor an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I der Universität Würzburg. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass sich die Spitze der Schrittmacherelektrode stark erhitzt und kaputt geht oder im schlimmsten Fall sogar Herzrhythmusstörungen auslöst.

Für dieses Problem zeichnet sich allerdings eine Lösung ab: Gemeinsam mit dem Physiker Peter Jakob vom Lehrstuhl für Experimentelle Physik V und mit Unterstützung der Firma Biotronik haben die Kardiologen der Uniklinik Peter Nordbeck, Oliver Ritter und Wolfgang R. Bauer eine Elektrode entwickelt, die eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen schad- und gefahrlos übersteht. Das Projekt wurde mit Mitteln der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert und hat bereits etliche hochkarätige wissenschaftliche Preise erhalten.


Implantierbare Defibrillatoren sind die neue Herausforderung

Jetzt geht die Arbeit der Wissenschaftler weiter: In einem neuen Projekt wollen sie Elektroden entwickeln für sehr spezielle Schrittmacher, sogenannte "implantierbare Defibrillatoren". Die kommen zum Einsatz, wenn Patienten wiederholt lebensgefährlich schnelle Rhythmusstörungen erfahren. Der Defibrillator gibt dem Herz dann automatisch einen starken Stromschlag und zwingt es zurück in den normalen Rhythmus.

"Das sind ganz neue technische Herausforderungen für uns, da diese Elektroden auch im Notfall starke Ströme zum Defibrillieren des Herzens transportieren müssen", sagt Wolfgang R. Bauer. Der Kardiologe ist allerdings zuversichtlich, dass es dem Team gelingen wird, auch für diese Art von Elektroden eine Lösung zu finden, die MRT-Untersuchungen in Zukunft ermöglicht.


Vorteile für die Arbeit im Herzkatheterlabor

Davon könnten dann noch andere Patienten profitieren. "Man ist heutzutage in der Lage, bestimmte Herzrhythmusstörungen zu behandeln, indem man bei den Betroffenen über einen Katheter eine Elektrode bis zum Herzen führt und dort gezielt Gewebeareale verödet", sagt Bauer. Dabei sollte der Arzt natürlich möglichst genau sehen können, wo sich die Elektrode gerade befindet.

Weil die Sonde allerdings aus den gleichen Gründen wie bei einem implantierten Defibrillator nicht im Magnetresonanztomographen zum Einsatz kommen darf, müssen die Kardiologen diesen Eingriff zur Zeit ebenfalls mit Hilfe von Röntgenaufnahmen kontrollieren. "Dabei sieht man vom Herzen allenfalls einen Schatten, und der Patient ist schädlicher Strahlung ausgesetzt", so Bauer. Mit der Magnetresonanztomographie ließen sich jedoch die Gewebe im Herzen und die Lage der Elektroden sehr genau darstellen - und das noch äußerst strahlungsarm.


Eine Million Euro für drei Jahre Arbeit

Dank dem von der Bayerischen Forschungsstiftung zusammen mit der Firma Biotronik geförderten Projekt stehen den Wissenschaftlern fast eine Million Euro zur Verfügung, um in den nächsten drei Jahren Elektroden zu entwickeln, die eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen vertragen. Wolfgang R. Bauer jedenfalls ist zuversichtlich: "Das ist zu schaffen".


Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Rudolf Bauer
E-Mail: w.bauer@medizin.uni-wuerzburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution99


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 20.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2009