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MELDUNG/031: Berner Biologen verbessern Äthiopiens wichtigstes Getreide (idw)


Universität Bern - 13.04.2011

Berner Biologen verbessern Äthiopiens wichtigstes Getreide

Im Gewächshaus in Bern untersucht Zerihun Tadele eine neue Tef-Linie. - Foto: © Marc Grémillon

Im Gewächshaus in Bern
untersucht Zerihun Tadele
eine neue Tef-Linie.
Foto: © Marc Grémillon
Die Zwerghirse Tef ist das wichtigste Getreide für die Nahrungssicherheit der äthiopischen Bevölkerung. Die Pflanzen knicken jedoch leicht um. Forschende der Universität Bern haben deshalb Pflanzen mit kürzeren Halmen gezüchtet, die nun unter Realbedingungen in Äthiopien getestet werden.

Das wichtigste Getreide und Grundnahrungsmittel Äthiopiens ist die Zwerghirse Tef. Sie ist tolerant gegenüber verschiedenen klimatischen Bedingungen: Die Pflanze wächst sowohl auf trockenen als auch nassen Böden und ist resistent gegen verschiedene Schädlinge und Krankheiten. Ausserdem sind die Samen sehr nahrhaft und glutenfrei, was Tef zu einem gesunden und wertvollen Nahrungsmittel macht. Diesen Vorteilen steht jedoch der geringe Ernteertrag gegenüber: Er liegt im Durchschnitt weit unter dem anderer Getreidesorten wie Weizen oder Reis. Das Hauptproblem ist der lange und schwache Stängel der Pflanze, der insbesondere bei Wind und Regen leicht umknickt.

Hier setzt das Berner «Tef Improvement Project» an: Dr. Zerihun Tadele vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern züchtet mit Hilfe modernster molekulargenetischer Methoden eine widerstandsfähige, kleinwüchsige Tef-Linie. Dafür identifizierten er und sein Team durch bestimmte Stoffe ausgelöste Veränderungen in relevanten Tef-Genen. Dabei konzentrierten sie sich auf Gene, welche die Höhe von Pflanzen beeinflussen, um daraus eine neue Generation Tef- Pflanzen mit kürzeren Stängeln zu züchten. Ausserdem ist es im Rahmen des Projektes erstmals gelungen, das Tef-Genom zu entschlüsseln. Dies verbessert das Verständnis der Mechanismen, die für die Kleinwüchsigkeit relevant sind.


Lokale Akzeptanz sichern

Einige Tef-Linien, die eine zielgerichtete Züchtung einer halbwüchsigen Tef-Pflanze ermöglichen, wurden nun nach Äthiopien geschickt. In Feldversuchen gilt es unter möglichst natürlichen Anbaubedingungen herauszufinden, ob sich die neuen Linien wie gewünscht entwickeln. «Dabei ist es wichtig, eng mit den äthiopischen Bauern zusammenzuarbeiten, um deren Akzeptanz für die neu gezüchteten Sorten zu gewinnen», betont Dr. Zerihun Tadele.

Da Tef zwar regional in Äthiopien, aber nicht für die Nahrungssicherheit der gesamten Weltbevölkerung bedeutsam ist, wurde bisher nur eingeschränkt Forschung und Entwicklung zu dieser Getreideart betrieben. Das Projekt der Universität Bern, das finanziell und technisch von der Syngenta Stiftung für Nachhaltige Landwirtschaft unterstützt wird, ist auf gutem Weg, eine kleinere, fall-resistente Zwerghirse zu züchten.


Tagung der Zwerghirse-Experten in Bern

Expertinnen und Experten, die an einer Verbesserung des für die äthiopische Bevölkerung lebenswichtigen Getreides Tef (Zwerghirse) interessiert sind, kommen am Montag, 18. April 2011 an der Universität Bern zusammen. Die Forschenden des «Tef Improvement Project» diskutieren gemeinsam mit ihren Partnern aus der Schweiz und Äthiopien (Ethiopian Institute of Agricultural Research) die nächsten Schritte. Am erstmaligen Treffen aller Interessengruppen der Tef-Forschung werden auch der äthiopische Botschafter für die Vereinten Nationen und die Schweiz, Herr Minelik Alemu, der stellvertretende Direktor der Syngenta Stiftung für Nachhaltige Landwirtschaft, Dr. Mike Robinson, sowie der Vizerektor Forschung der Universität Bern, Dr. Martin Täuber, teilnehmen.

Weitere Informationen unter:
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2011/zwerghirse/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution57


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Bern, lic. rer. soc. Daniela Baumann, 13.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2011