Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → FAKTEN

MELDUNG/006: Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken 16.+18.9. (zwischengeschlecht.org)


zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!

Potsdam - Proteste gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken am 16. 18.9.2010

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.


Nächste Woche versammeln sich in Potsdam-Babelsberg zur "DGKJ 2010" 2 der 3 hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen:

Die organisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)" ist auch federführend bei der aktuell geltenden AWMF-Verstümmlerleitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung".

Die mitorganisierende "Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH)" führt in Babelsberg ihre Jahrestagung zeitgleich mit der DGKJ durch und verleiht Preise.

(Die 3. Gruppe der Hauptverantwortlichen, die Endokrinologenverbände APE und DGE, sind in Potsdam zwar auch anwesend, führen ihre Jahresversammlungen aber getrennt durch.)

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird während des Kongresses gegen diese menschenrechtswidrigen Praktiken vor Ort in Potsdam friedlich protestieren - gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit:

FRIEDLICHER PROTEST
vor und während der DGKJ-Pressekonferenz
Do 16.9.10 - 12:30-15:30 h
Babelsberg, vor der Metropolishalle
Großbeerenstraße (nächster Bushalt: Filmpark)

MAHNWACHE
während der DGKCH und DGKJ Jahrestagungen
Sa 18.9.10 - 15:30-18:30 h
Babelsberg, Hochschule für Film und Fernsehen
Marlene-Dietrich-Allee 11 (nächster Bushalt: Filmpark)

INFOVERANSTALTUNGEN Potsdam: Mi 15.9. 20:00 h @ KUZE, Hermann-Elflein-Str. 10
Berlin: Do 16.9. 20:00 h @ TRISTEZA, Pannierstr. 5, Neukölln (U Hermannplatz)



KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden in Deutschland Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen (Zwitter / "Intersexuelle" / Hermaphroditen) systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen - ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Medizinern in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele dieser Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Das durch diese medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern verursachte Leid ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach belegt, auch in der Bundesrepublik. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass die Zwangseingriffe ethische Grundsätze verletzen, gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Amnesty Deutschland), und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika (Terre des Femmes).

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 9. September 2010
Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
E-Mail: presse_at_zwischengeschlecht.info
Internet: http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010