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BERICHT/363: Besser als sein Ruf - Essen auf Rädern (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 1/2012

BESSER ALS SEIN RUF
Essen auf Rädern

Täglich frisch gebracht oder einmal in der Woche tiefgekühlt?

Von Thomas Lilienthal



"Essen auf Rädern" hilft, wenn Einkaufen und Kochen nicht möglich oder zu umständlich ist. Aber wie steht es um die Qualität der gelieferten Mahlzeiten, was ist mit der Auswahl, mit Preisen, mit der Verlässlichkeit und Flexibilität des Lieferservices? Die aufgeführten Antworten auf diese Fragen sollen bei der Auswahl des richtigen Angebotes helfen.


Über 2500 Anbieter für "Essen auf Rädern" gibt es in Deutschland. Anbieter sind regionale Ortsverbände der großen Wohlfahrtsverbände wie Caritas, Johanniter, Malteser oder Rotes Kreuz. In welcher Region Essen auf Rädern angeboten wird, entscheiden die Ortsverbände. Neben den Wohlfahrtsverbänden gibt es auch private Anbieter. In Städten und Ballungsgebieten kann zwischen verschiedenen Angeboten ausgewählt werden. Auf dem Land ist dies oft nicht möglich.

Übrigens nicht jeder, der Essen auf Rädern anbietet, kocht auch selbst. Viele der ca. 2500 Anbieter von Essen auf Rädern arbeiten mit großen, überregionalen Menüanbietern zusammen. Hinzu kommen regionale Anbieter, wie z.B. Seniorenheime, die ihre Küchenkapazitäten entsprechend nutzen.


Täglich gebrachte Mahlzeiten

Wer auswählen kann, entscheidet sich meist für die täglich gebrachte, warme Essenslieferung. Die ist in der Regel auch an Sonn- und Feiertagen möglich. Geliefert wird am selben Tag frisch zubereitetes Essen oder vom Lieferanten aufgetaute Kühlkost. Der Nachteil der täglichen Essenslieferung: man muss zu Hause sein, wenn das Essen kommt, Termine darauf abstellen oder rechtzeitig daran denken, das Essen für einen bestimmten Tag abzubestellen. Das übrigens ist bei den Bringdiensten meist umstandslos auch kurzfristig möglich.

Die Stiftung Warentest hat bei ihrem Test "Essen auf Rädern" in Berlin ("test", Heft 10/2011) untersucht, ob die täglich gebrachte Mahlzeit warm genug ist. Gefordert waren 65 Grad Celsius bei Anlieferung und mindestens 50 Grad Celsius zur Mittagszeit. Das haben beim Test nicht alle Berliner Anbieter geschafft. Die Gründe: wird zu früh geliefert, kann die Mahlzeit bis zur Mittagszeit auch in der mitgelieferten Wärmebox zu sehr abkühlen. Wird ohne Wärmebox geliefert, dann muss das Essen schon pünktlich zur Mittagszeit gebracht werden, um es warm genießen zu können. Das hat nicht immer geklappt. Die Lieferanten können nicht bei allen Kunden zugleich zur Mittagszeit vor der Tür stehen.


Wöchentliche Lieferung

Eine Alternative sind wöchentliche Lieferungen von Tiefkühlmenüs, die vor dem Verzehr erhitzt werden müssen. Wer dafür rüstig genug ist, Wert auf Unabhängigkeit legt, nicht auf den täglichen Bringdienst warten will und vielleicht auch nicht immer zur Mittagszeit warm essen möchte, kann auf diese Anbieter zurückgreifen. Die gelieferten Tiefkühlmenüs können nach Bedarf aufgewärmt werden. Bei einigen Anbietern gibt es auch portionierte Menübestandteile, mit denen sich eigene Gerichte zusammenstellen lassen.


Qualität - Was Kunden von Menüdienstenerwarten können?
Die Menüauswahl

Bei guten Anbietern können Speisepläne aus verschiedenen Menülinien ausgewählt werden. Deren Angebot ist reichhaltig, oft werden auch spezielle Menüs für Diabetiker angeboten.

Der Service

Gute Anbieter schicken Prospektmaterial zu, dort finden sich Preisangaben, Speisepläne und Beschreibungen der Menüs. Bestellt wird am Telefon oder per Internet. Schriftliche Verträge gibt es meist nicht, das Essen auf Rädern kann in der Regel kurzfristig abbestellt werden.

Die Kosten

Zwischen 4 bis 9 Euro am Tag kostet je nach Menü, Anbieter und Service ein täglich gebrachtes, warmes Mittagessen. Dazu kommen Wochenendzuschläge und der Preis für die Wärmebox. Das hat die Stiftung Warentest im Oktober 2011 ermittelt. Bei der wöchentlichen Lieferung von gefrorenen Mahlzeiten können bei manchen Lieferdiensten auch Mikrowellengeräte gegen geringe Gebühren ausgeliehen werden.

Das Essen

Bei der Zubereitung gibt es drei Varianten:

  • Gekocht wird am Tag der Auslieferung. Das Essen wird bis zum Verzehr warm gehalten.
  • Gekocht wird bis 5 Tage vor Verzehr, das Essen wird in kürzester Zeit gefrostet und vor Auslieferung im Lieferauto wieder erwärmt.
  • Tiefgekühltes Essen wird durch den Lieferservice erwärmt geliefert oder vom Kunden selbst erhitzt.

Die Stiftung Warentest stellt die Vorteile tiefgekühlten Essens auf Rädern heraus: es sei "monatelang haltbar, hygienisch, die Auswahl groß und viele Vitamine bleiben eher erhalten" ("test", Heft 10/2011, S. 23)


Wie aber nun die Qualität des Essens erkennen?

Die Stiftung Warentest hat das in Berlin von sechs Anbietern gelieferte Essen von Sensorikexperten verkosten lassen, Nährwerte ermittelt und nach Keimen gesucht. "Das Ergebnis ist mit zwei guten und vier befriedigenden Menüdiensten verhalten positiv." ("test", Heft 10/2011, S. 23) Insgesamt, so das Testergebnis, sind die Menüs mit dem Essen vieler Kantinen vergleichbar. Verbesserungsbedarf bestehe aber bei der ernährungsphysiologischen Qualität des Essens. Es enthält oft zu viel Fett, Salz und Kalorien. Das kann insbesondere für die Hauptnutzergruppe - Menschen über 65 Jahre, die sich wenig bewegen - Probleme mit sich bringen. Orientiert hat sich die Stiftung Warentest bei ihrer Beurteilung an dem Qualitätsstandard für Essen auf Rädern der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Auch wenn sich viele Anbieter von Essen auf Rädern nach deren Angaben an diesem Qualitätsstandard orientieren, muss doch letztlich der Kunde selbst darauf achten, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Dazu enthalten die Speisepläne der Anbieter, so ein weiteres Ergebnis der Stiftung Warentest, die erforderlichen Angaben. Die Menüs werden dort gut beschrieben. Kalorien und Nährstoffzusammensetzungen sind angegeben, meist auch die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe. Zusatzstoffe werden benannt.


DER AUTOR
THOMAS LILIENTHAL,
ist Geschäftsführer der DIAS GmbH
www.dias.de
Die DIAS GmbH ist ein praxisorientiertes Forschungs- und Dienstleistungsunternehmen im Rehabilitationsbereich.

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Stiftung Warentest - Essen auf Rädern (Berlin)

Ergebnisse mit Checkliste aus einem Tests von sechs Menüdiensten, die im Großraum Berlin täglich warme Mahlzeiten an Privathaushalte liefern.

- "test", Heft 10/2011 (Heftpreis 4,50)
- im Internet unter:
http://www.test.de/themen/essen-trinken/test/Essen-auf-Raedern-Sechs-Menue-dienste-im-Test-4280595-4280597
(Einzelabruf kostet 2,50)

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Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen - Checkliste "Essen auf Rädern"

Umfangreiche Checkliste zum Finden eines geeigneten Menüdienstes im Internet unter:
http://www.vz-nrw.de/mediabig/5286A.pdf

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Verbraucherinformationssystem Bayern: Essen auf Rädern - Für viele Senioren unentbehrlich

Energie und Nährstoffbedarf für Senioren / Idealer Wochenspeiseplan im Internet unter:
http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittel/gruppen/essenaufraedern.htm

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Quelle:
Selbsthilfe 1/2012, S. 28-29
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
BAG SELBSTHILFE
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Oktober 2012