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MEDIEN/195: www.einfach-teilhaben.de - Internetportal und Kompetenzzentrum (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 3/2009

INTERN
Internetportal und Kompetenzzentrum auf den Weg gebracht
Einfach barrierefrei!

Von Elisabeth Fischer


Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Webportal www.einfach-teilhaben.de von Bundessozialminister Olaf Scholz in Berlin eröffnet und freigeschaltet.


"Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt", zitierte Bundessozialminister Olaf Scholz ein chinesisches Sprichwort, "und heute haben wir gleich zwei Schritte getan." Zwei Schritte auf dem Weg zu größerer Teilhabe behinderter Menschen am Leben in der Gesellschaft wurden mit der Freischaltung des Webportals www.einfach-teilhaben.de und der Eröffnung des Kompetenzzentrums Barrierefreiheit am 2. Juli 2009 in Berlin getan.

Barrierefreiheit möglichst umfassend in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu verwirklichen ist für Menschen mit Behinderung von zentraler Bedeutung. Dies gilt nicht allein für die bebaute Umgebung, sondern auch für den Zugang und die Nutzbarkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien.

Für zwei Projekte, die zukünftig einen wesentlichen Beitrag zu mehr Barrierefreiheit leisten sollen, hat Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Soziales, im Kleisthaus den Startschuss gegeben. "Unser Anliegen ist es, genau die Angebote zu unterbreiten, die gebraucht werden - und das so einfach und transparent wie möglich", sagte der Minister. "Es geht um Gleichstellung und Selbstbestimmung, um Integration und Teilhabe."

Erika Huxold, Leiterin der Abteilung V - Belange behinderter Menschen, Rehabilitation, Sozialhilfe, Soziale Integration, führte beim Eröffnungsempfang im Kleisthaus durch die Veranstaltung und das neue Portal. Es bietet Informationen und Services für behinderte Menschen und deren Angehörige sowie für Arbeitgeber und Verwaltungen aus Bund, Ländern und Gemeinden. Einige Informationen sind bereits in "Leichter Sprache" und Deutscher Gebärdensprache verfügbar. Diese Angebote werden künftig noch ausgebaut. Neuartig ist, dass hier Inhalte nicht nur als Gebärdensprachvideos abzurufen sind, sondern zum Teil auch ein Gebärdensprachavatar eingesetzt wird. Der Gebärdensprachavatar ist eine dreidimensionale Zeichentrickfigur, die sehr realistisch dargestellt ist, gedreht und so von allen Seiten betrachtet werden kann.

Das "Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit e.V." wurde ebenfalls am 2. Juli als eine weitere Maßnahme zur Förderung von Barrierefreiheit und damit auch zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben eröffnet. Nur wenn Barrieren abgebaut werden, kann die Gleichstellung behinderter Menschen erreicht werden. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind zwar geschaffen, aber mit der Umsetzung hapert es. Deswegen gibt es jetzt das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit.


Verein gegründet

Im Jahr 2002 trat das Behindertengleichstellungsgesetz auf Bundesebene in Kraft. Mittlerweile haben die Bundesländer ähnliche Gesetze. Demnach sind die Institutionen des Bundes, der Länder und mancherorts auch der Kommunen verpflichtet, die Prinzipien der Barrierefreiheit zu beachten. Um die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes voranzutreiben - insbesondere im Bereich der Herstellung umfassender Barrierefreiheit für alle Menschen mit Behinderungen - wurde bereits am 3. Dezember 2008 in Berlin das "Bundeskompetenzzentrum Barrierefeiheit e.V." gegründet. Der neue "Verein der Behindertenverbände zur Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes", so der Untertitel, setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der traditionellen Sozialverbände, der BAG SELBSTHILFE, ihrer Mitgliedsorganisationen und anderen behinderungsspezifischen Verbänden sowie der unabhängigen Behindertenverbände zusammen.

"Barrierefrei", so heißt es in den Gesetzen, "sind bauliche und sonstige Anlagen, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind."

Das ist ziemlich sperrig formuliert, aber auch sehr umfassend. Und so lässt sich schon erahnen, wie schwierig allein die Aufgabe ist, unsere öffentlichen Verwaltungen entsprechend weiterzuentwickeln.


Selbsthilfe gefordert

Natürlich sind auch die Selbsthilfeorganisationen gefordert. Sie müssen sich daran beteiligen zu formulieren, wie barrierefreie Lösungen konkret aussehen sollen. Sie müssen den öffentlichen Stellen als Ansprechpartner, Berater, Interessenvertreter auf Augenhöhe gegenüber stehen.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Beauftragte für die Belange behinderter Menschen haben sich in Abstimmung mit den Verbänden verständigt, zur Beschleunigung dieses Prozesses beizutragen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales fördert das Bundeskompetenzzentrum in 2009 mit Mitteln in Höhe von 585.000 Euro und in den Jahren 2010 bis 2012 zunächst in Höhe von 300.000 Euro jährlich.

"Ich bin sicher, dass wir auf diesem Weg zu einem breiten Einsatz von Zielvereinbarungen kommen werden", sagte Bundessozialminister Scholz. "Und ich bin weiterhin davon überzeugt, dass wir auf diese Weise mehr Bürgerinnen und Bürger mit Behinderungen befähigen können, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen und Wünschen zu führen."


Mehr Infos:
www.einfach-teilhaben.de


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Quelle:
Selbsthilfe 3/2009, S. 14
Zeitschrift der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
Herausgeber: BAG Selbsthilfe
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2009