Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

TAGUNG/277: "Freie Sicht" für Menschen mit geistiger Behinderung (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 9 / 28. Februar 2012
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

"Freie Sicht" für Menschen mit geistiger Behinderung


(DOSB-PRESSE) Ein Blickwechsel auf die Darstellung von Menschen mit geistiger Behinderung sowie deren Teilhabe in der medialen Berichterstattung und in der Öffentlichkeit ist notwendig und möglich - so lautet das Fazit der Tagung "Vor aller Augen (un)sichtbar - Geistige Behinderung und Öffentlichkeit" am vorigen Wochenende in Berlin. Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten bei Vorträgen, Workshops und einer Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern, Praxisexperten und Medienvertretern im Kleisthaus Berlin.

Im Nachklang dieser Veranstaltung werden die Initiatoren Special Olympics Deutschland (SOD) und das Berliner Institut für christliche Ethik und Politik (ICEP) am 1. März 2012 den "Berliner Appell" veröffentlichen. Darin werden, ausgehend von der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung, ein Blickwechsel in der Berichterstattung und eine "Freie Sicht" für Menschen mit geistiger Behinderung gefordert.

Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, griff in seinem Grußwort das Thema der Tagung auf: "Menschen mit geistiger Behinderung sind dank vieler Initiativen wie jene der 'Aktion Mensch' in der Gesellschaft nicht mehr unsichtbar. Dennoch ist es nach wie vor eine große Hürde im Umgang miteinander, dass viele Menschen nicht gelernt haben, mit Menschen mit Behinderung umzugehen." Dies zu verändern sei ebenso ein Medienthema wie der Umgang mit Leichter Sprache - einem viel diskutierten Thema in Berlin.

"Mit dieser Veranstaltung konnten wir hoffentlich einen ersten Impuls für mehr öffentliche Sichtbarkeit von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung setzen", sagte Prof. Axel Bohmeyer, Geschäftsführer ICEP, einer der Initiatoren. Denn wer in Politik, Medien und kommunalen Behörden nicht gesehen werde, der sei von rechtlicher und sozialer Anerkennung ausgeschlossen. Das sei sozialethisch hochproblematisch und müsse sich ändern, so Bohmeyer. "Es ist heute deutlich geworden, wie viel sich in den letzten Jahren in der Wahrnehmung und Darstellung von Menschen mit geistiger Behinderung in der Öffentlichkeit bereits zum Positiven verändert hat - und welch' ein großer Berg Arbeit noch vor uns liegt, um das große Ziel Inklusion zu erreichen", resümierte Bernd Conrads, 1. Vizepräsident von Special Olympics Deutschland. "Politik, Medien, soziale Träger und wir als Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung - wir alle haben die Pflicht, noch mehr als bisher zur Bewusstseinsbildung für die Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderung beizutragen."

"Ich habe mich gefreut, dass ich hier im Namen der Athleten dabei sein und mitdiskutieren konnte", sagte SOD-Athletensprecher Roman Eichler. Und Carina Kühne, eine in Medienkreisen bekannte Bloggerin, sagte: "Wir Menschen mit Downsyndrom leiden nicht unter unserer Behinderung, sondern unter der Ablehnung durch andere Menschen." "Für Special Olympics Deutschland war die Ausrichtung einer solchen komplexen Tagung eine erfolgreiche Premiere", sagte Vizepräsidentin Brigitte Lehnert. "Die Tagung hat gezeigt, wie wichtig es ist, das Thema Inklusion aus verschiedener Perspektiven zu beleuchten, um in der medialen Teilhabe, Präsenz und Darstellung von Menschen mit geistiger Behinderung weiter voranzukommen."


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 9 / 28. Februar 2012, S. 13
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2012