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TAGUNG/286: Freiwilligendienste vor neuen Herausforderungen (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Juni 2012

Freiwilligendienste vor neuen Herausforderungen
Zwischen Eliteförderung und Jugendsozialarbeit

Von Silja Harrsen



Eliteförderung in Bethel, was ist das? Diakon Werner Arlabosse ist Vorsitzender der Direktion Sarepta/Nazareth und in dieser Funktion auch für die Bildungsarbeit in Bethel zuständig. Bei der Fachkonferenz der evangelischen Freiwilligendienste im Mai in Bielefeld-Bethel hielt er ein Referat über Freiwilligendienste und Eliteförderung. "Elite, das ist keine abgehobene Gruppe. Das sind Menschen mit Gestaltungswillen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen wollen", stellte er klar.


Diese jungen Menschen werden als Nachwuchskräfte in diakonischen Einrichtungen dringend gebraucht. Sie zu gewinnen sei die Herausforderung für die Freiwilligendienste jetzt und in der Zukunft, betonte Werner Arlabosse. "Der Wettbewerb um junge Menschen, die interessiert, gewillt und in der Lage sind, gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen, nimmt zu." Das Freiwillige Soziale Jahr sei eine gute Chance, junge Menschen für die Arbeit mit alten, kranken, behinderten oder benachteiligten Menschen zu gewinnen. Denn wer ein Jahr lang tiefe Einblicke in die Arbeit bekomme, könne auf dieser Basis fundierte Entscheidungen für die Berufswahl treffen, so Werner Arlabosse bei der Fachkonferenz der evangelischen Freiwilligendienste.

Rund 40 pädagogische Fachkräfte von Freiwilligendiensten, die in der Bundeszentrale der Evangelischen Freiwilligendienste organisiert sind, nahmen an der Tagung im Lindenhof teil. Die Bundeszentrale beschäftigt zurzeit 13.000 Freiwillige im In- und Ausland.


Politischer Wille

Bei der Konferenz ging es unter anderem um Bildungsarbeit und die Weiterentwicklung pädagogischer Konzepte, aber auch um den Spagat, den die Freiwilligendienste ausführen müssen. Einerseits sollen sie Eliten als Nachwuchskräfte rekrutieren, andererseits profunde Jugendsozialarbeit leisten. "Früher hatten die Teilnehmenden eher Abitur. Jetzt ist das Freiwillige Soziale Jahr viel breiter aufgestellt", so Diakon Stefan Homann, Leiter der Freiwilligenagentur Bethel.

"In den Gruppen der Freiwilligen gibt es sowohl die mit ganz hohen beruflichen Erwartungen als auch diejenigen, die psychisch belastet sind", sagte Stefan Homann. Dass alle Jugendlichen vom Freiwilligendienst profitieren sollen, auch Menschen mit erheblichen Beeinträchtigungen, ist politisch gewollt. "Der Staat hat ein Interesse daran und stellt dafür Geld bereit", erläuterte Stefan Homann. Darüber hinaus werden zukünftig auch mehr minderjährige Jugendliche im Freiwilligendienst aufgenommen werden. Die Einrichtungen, die den Freiwilligendienst anbieten, sind auf diese neue Entwicklung noch nicht eingestellt. Das wurde bei der Tagung deutlich. "Die pädagogischen Konzepte stecken noch in den Kinderschuhen. Doch unsere Mitarbeitenden in der Freiwilligenagentur Bethel können auch Sozialarbeit leisten. Sie sind Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter", so Stefan Homann.


Neue Zielgruppen

Im Betheljahr, dem Freiwilligendienst in Bethel, sollen zukünftig 10 Prozent der Teilnehmenden junge Menschen mit Beeinträchtigungen und 20 Prozent minderjährig sein sowie weitere 20 Prozent aus dem europäischen Ausland kommen, schlägt der Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vor. Bisher hätte zirka ein Drittel der Teilnehmenden im Anschluss an das Betheljahr eine Ausbildung in Bethel gemacht, berichtete Werner Arlabosse. "Wir müssen dafür sorgen, dass das unter den neuen gesetzlichen Vorzeichen so bleibt."

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Quelle:
DER RING, Juni 2012, S. 22
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2012