Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

VERBAND/683: Ende einer 40-jährigen Ära - Der letzte Betheler "Zivi" (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Dezember 2011

Ende einer 40-jährigen Ära
Der letzte Betheler "Zivi"

von Gunnar Kreutner


"Es ist schon toll, noch dazu gehört zu haben!", freut sich Jonas Elbracht, während er dem behinderten David Gitzel beim Einsteigen in den Transporter hilft. Der 21-jährige Abiturient empfindet einen gewissen Stolz, dass mit ihm ein bedeutendes Kapitel seinen Abschluss findet. Denn wenn er am 31. Dezember seine letzte Tour für den Fahrdienst in Bielefeld-Eckardtsheim gemacht hat, wird er der letzte Betheler Zivildienstleistende sein.


Als Jonas Elbracht im März dieses Jahres seinen Dienst antrat, wusste er natürlich, dass er zu den Letzten gehören würde. "Dass ich aber der Allerletzte in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bin, das war mir nicht bewusst", sagt er. Wäre der Bielefelder ein Jahr jünger, hätte er seinen Dienst vielleicht gar nicht mehr antreten müssen. Doch das empfindet er nicht als Glücksfall. "Dann hätte ich wahrscheinlich den Bundesfreiwilligendienst gemacht, zum Beispiel als Betheljahr. Ich wollte die Erfahrung auf jeden Fall mitnehmen, bevor ich mich für eine kaufmännische Ausbildung bewerbe", erklärt er.

Jonas Elbracht hat seinen sechsmonatigen. Dienst sogar um vier Monate verlängert. Er kennt Bethel noch aus seiner Schulzeit, als er ein zweiwöchiges Sozialpraktikum in der Betheler Werkstatt Brokstraße in Bielefeld absolvierte. "Da habe ich bereits viele gute Erfahrungen mit behinderten Menschen gemacht. Außerdem habe ich einen Bezug zu diesen Menschen, weil meine Tante geistig behindert ist", sagt der junge Mann.


Gut getroffen

Der Fahrdienst in Bielefeld-Eckardtsheim macht ihm viel Spaß. Er hatte auch andere Bereiche in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel als Wunscheinsatzorte angegeben, unter anderem die Pflege. "Ich habe es letztlich aber sehr gut getroffen. Im Laufe der Dienstzeit baut man eine Beziehung zu den Menschen auf, denen man tagtäglich hilft. Es ist schön, ihren Dank zu erfahren. Das geschieht bei schwer geistig behinderten Menschen oft über die Gestik oder Mimik."


4500 Zivis

Jonas Elbracht hilft David Gitzel beim Anschnallen, setzt sich an das Steuer und fährt los. Es geht von der Werkstatt Basan zur Reittherapie in Eckardtsheim. Der Zivildienstleistende fährt den ganzen Tag behinderte Menschen, wie den Ophra-Bewohner, von A nach B kreuz und quer durch die Ortschaft. Er holt sie vom Wohnheim ab und bringt sie zur Werkstatt, zur Therapie, zur Krankengymnastik oder zum Arzt.

Wenn Jonas Elbracht Ende Dezember den Schlüssel für den Transporter abgibt, dann haben in gut 40 Jahren insgesamt rund 4500 junge Männer ihren Zivildienst innerhalb der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel geleistet. Jonas Elbracht findet es wichtig, dass es über den Bundesfreiwilligendienst annähernd so weitergeht. "Ich wüsste nicht, wie man ohne Freiwillige diesen ganzen sozialen Apparat am Laufen halten wollte, wenn ich sehe, was die Zivis so alles leisten."


*


Quelle:
DER RING, Dezember 2011, S. 15
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2011