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AGRAR/178: Antibiotikadaten - Putenhaltern wird Salamitaktik verordnet


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 2. Juli 2013

Antibiotikadaten: Putenhaltern wird Salamitaktik verordnet



Zur erneut ausgesprochenen Empfehlung des Verbandes deutscher Putenerzeuger (VDP) an ihre Mitglieder, Teile der Daten zum Antibiotikaeinsatz zurückzuhalten, erklärt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik:

Die Putenbranche zeigt wieder einmal, dass Sie die Lehren aus den jüngsten Skandalen um den Antibiotikamissbrauch in der Tierhaltung nicht gezogen hat. Statt sich den berechtigten Wünschen der Gesellschaft nach mehr Transparenz in der Lebensmittelproduktion zu öffnen, empfiehlt man den Tierhaltern weiter zu mauern. Das ist angesichts der letzten Erhebungen, wonach fast 100 Prozent der Puten mit Antibiotika behandelt werden (Studie des Landes Niedersachsen) skandalös; die Empfehlung, bestimmte Daten zum Antibiotikaeinsatz nicht zu übermitteln, ist zudem ein Aufruf zu rechtswidrigem Verhalten. Die Landesbehörden haben ein Recht auf umfassende Einsicht in die Daten. Die Veröffentlichung der Daten unterliegt dann wiederum anderen Vorgaben.

Die Erklärung des VDP, man wolle nur bestimmte Daten zurückhalten und sei ansonsten offen für die Erfassung, ist nichts anderes als Heuchelei. Die Strategie der beratenden Anwaltskanzlei Graf von Westphalen zielt doch vielmehr darauf ab, die öffentliche Diskussion zur Tierhaltung möglichst kleinzuhalten. Die auf Beratung der Geflügelbranche in Lebensmittelkrisen spezialisierte Kanzlei setzt auf Obstruktion bis zur Bundestagswahl. Sie wollen Rot-Grün zu verhindern, so dass ihre Klienten möglichst unbehelligt ihre fragwürdige Produktion fortsetzen können.

Das Agieren des Verbandes deutscher Putenerzeuger zeigt erneut, dass die Gesellschaft nicht auf das Engagement der Branche bei der Aufklärung und Bekämpfung des Antibiotikaskandals setzen kann. Freiwillige Vereinbarungen werden nicht greifen. Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen für den Umbau der Tierhaltung. Hier stimmen wir mit der Einschätzung der VDP-Rechtsberatung vermutlich überein: Diese dringend notwendige Reform der Haltungssysteme ist von einer schwarz-gelben Bundesregierung nicht zu erwarten.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. Juli 2013, Nr. 0517/13
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2013