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BUNDESTAG/4308: Heute im Bundestag Nr. 172 - 02.04.2014


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 172
Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Mittwoch, 2. April 2014 Redaktionsschluss: 15:50 Uhr

1. Koalition gegen Verbot des Kohleabbaus
2. Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz



1. Koalition gegen Verbot des Kohleabbaus

Ausschuss für Wirtschaft und Energie

Berlin: (hib/HLE) Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ist mit einem Vorstoß zum Verbot neuer Braunkohletagebaue gescheitert. Der Ausschuss für Wirtschaft und Energie lehnte am Mittwoch einen entsprechenden Antrag der Fraktion (18/848) ab, mit dem eine Änderung des Bundesberggesetzes erreicht werden sollte. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD stimmten gegen den Antrag; neben Bündnis 90/Die Grünen stimmte auch die Linksfraktion dafür.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt, es solle keine Zulassung neuer Tagebaue mehr geben, "da infolge der Energiewende und der Notwendigkeit zur Erreichung der Klimaschutzziele hierfür kein öffentliches Interesse mehr besteht". Dazu fordert die Fraktion eine Änderung des Bundesberggesetzes. Im Gesetzeszweck soll neben der Rohstoffgewinnung auch der Umwelt- und Klimaschutz gleichrangig vorgesehen werden. Zu den weiteren Forderungen von Bündnis 90/Die Grünen gehört unter anderem eine bessere Sicherung der Belange betroffener Grundstückeigentümer in Bergbaugebieten und eine Beteiligung von Kommunen schon bei der ersten Stufe von bergrechtlichen Genehmigungen.

Für alle Betriebe des Bergbaus soll eine Beweislastumkehr bei Schäden gelten: "Bei typischen Schadensmerkmalen ist generell von Bergschäden auszugehen, gegebenenfalls hat der Bergbautreibende das Gegenteil zu beweisen." Bergbaubetroffenen, ihren Verbänden und Interessenvertretungen, Kommunen und Umweltverbänden soll ein umfassendes Klagerecht bei Bergbauprojekten eingeräumt werden. Der Einsatz der Fracking-Technologie insbesondere mit umweltgefährdenden (zum Beispiel wassergefährdenden) oder gesundheitsgefährdenden Stoffen soll ausgeschlossen werden.

Nach Angaben der Fraktion laufen derzeit Planungen für neue Tagebaue. So habe das sächsische Innenministerium einen entsprechenden Antrag für den Tagebau Nochten II kürzlich genehmigt. 300 Millionen Tonnen Braunkohle sollen dort abgebaut werden. Das Kraftwerk Boxberg soll damit bis zum Jahr 2045 beliefert werden. Durch die Tagebauerweiterung drohe mehr als 1.500 Menschen die Umsiedlung. Wenn Deutschland die eingegangenen Klimaschutzverpflichtungen einhalten wolle, dürfe es keine neuen Bergbauprojekte mehr geben, erklärte eine Sprecherin der Fraktion in der Sitzung.

Die CDU/CSU-Fraktion betonte, auch aus einem von den Grünen herangezogenen Urteil des Bundesverfassungsgerichts ergebe sich kein Zwang, das Bergrecht zu ändern. Zum Verzicht auf Braunkohletagebau sagte eine Sprecherin der Fraktion, man dürfe nicht ohne Not auf die einzige Energieart verzichten, "die wir im Lande haben". Ein Sprecher der SPD-Fraktion sah die Notwendigkeit, das Bergrecht in den Bereichen Transparenz und Beteiligung der Öffentlichkeit zu reformieren. Dies dürfe jedoch nicht zu so vielen neuen Bedingungen geschaffen würden, dass die Förderung von Rohstoffen unmöglich werde.

Die Fraktion Die Linke forderte Planfeststellungverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung. "Fracking lehnen wir ab", erklärte eine Sprecherin der Fraktion.

2013 sind die CO2-Emissionen in Deutschland nach Angaben der Fraktion Bündnis 90/die Grünen zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Im vergangenen Jahr seien rund 951 Millionen Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen in die Luft geblasen worden. Das entspreche 1,2 Prozent oder fast zwölf Millionen Tonnen mehr als 2012. "Nimmt Deutschland sein Klimaziel und seine internationalen Klimaverpflichtungen ernst, die Erwärmung der Atmosphäre auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, ist eine klimaneutrale Energieversorgung bis 2050 nötig", fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

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2. Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz

Ausschuss für Wirtschaft und Energie

Berlin: (hib/HLE) Die Bundesregierung hat die im "Nationalen Reformprogramm 2014" enthaltene wirtschaftliche Bilanz gewürdigt. Die Bilanz könne sich sehen lassen, sagte die Vertreterin der Bundesregierung in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Energie am Mittwoch und verwies besonders auf die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in Deutschland. Positiv erwähnt wurden zudem der Arbeitsmarkt und der Energiebereich. Von Seiten der Regierung wurde außerdem darauf hingewiesen, dass auch die Europäische Union die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft als Stützpfeiler für ganz Europa bezeichnet habe. Bei der Kritik an den deutschen Exportüberschüssen sei zu beachten, dass am deutschen Exporterfolg andere europäische Unternehmen mit 43 Prozent unter anderem durch Vorprodukte beteiligt seien.

In der Sitzung betonte die Unionsfraktion die Bedeutung des Nationalen Reformprogramms. Die Energiewende müsse zu Erfolg geführt werden, und auch die Europäische Währungsunion sei zu stabilisieren. Zu den häufig kritisierten deutschen Exportüberschüssen und der positiven Leistungsbilanz erklärte die CDU/CSU-Fraktion, Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz gebe es auch in anderen Ländern. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss sei nicht so weit vom vorgegebenen Korridor entfernt. Die SPD-Fraktion sprach sich dafür auch, nicht nur die Umsetzung des Reformprogramms in Deutschland zu sehen, sondern auch im europäischen Geleitzug zu betrachten. Ein wichtiges Anliegen sei die enge Abstimmung mit anderen Ländern, nicht nur in der Energiepolitik, sondern zum Beispiel auch in der Steuerpolitik.

Die Linksfraktion warf der Bundesregierung vor, widersprüchlich zu argumentieren. So werde die Summe von fünf Milliarden Euro für Verkehrsinvestitionen als ausreichend genannt, um den Substanzverzehr der Infrastruktur zu verhindern. Dabei betrage der Investitionsbedarf in Wahrheit 75 Milliarden Euro. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kritisierte, dass für eine ausführliche Beratung des Reformprogramms, das vom Bundeskabinett noch beschlossen werden muss, zu wenig Zeit sei. Als erfreulich bewertete die Fraktion, dass die Bundesregierung sich mit dem Problem der zu geringen Inlandsnachfrage auseinanderzusetzen beginne.

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 172 - 2. April 2014 - 15:50 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2014