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AFRIKA/1054: Liberia - Friedliche Wahlen, Opposition warnt vor Wahlbetrug (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. Oktober 2011

Liberia: Friedliche Wahlen - Opposition warnt vor Wahlbetrug

von Robbie Corey-Boulet und Stephen Binda

Anhänger der Präsidentin kurz vor den Wahlen - Bild: © Robbie Corey-Boulet/IPS

Anhänger der Präsidentin kurz vor den Wahlen
Bild: © Robbie Corey-Boulet/IPS

Monrovia, 12. Oktober (IPS) - Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen haben in Liberia die zweiten Wahlen nach dem Ende 14-jährigen Bürgerkriegs (1989-2003) begonnen. Nach Angaben internationaler Beobachter verläuft der Urnengang bisher geordnet und friedlich. Befürchtet wird jedoch, dass es nach einer Wahlniederlage der oppositionellen Kongresspartei für den Wandel (CDC) zu Unruhen kommen könnte.

Der Konflikt in dem westafrikanischen Land forderte mehr als 250.000 Menschenleben und vernichtete die Wirtschaft, die staatlichen Institutionen und die Infrastruktur des westafrikanischen Landes. 2005 wählten die Liberianer Ellen Johnson-Sirleaf zu ihrer Präsidentin. Die inzwischen 72-Jährige ist Afrikas erstes weibliches Staatsoberhaupt und sie wird für ihre Friedenspolitik mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis geehrt.

Ihr einst größter Herausforderer, der ehemalige internationale Fußballstar George Weah, weigerte sich damals, seine Wahlniederlage einzugestehen und warf der Siegerin Wahlbetrug vor. Internationale Beobachter hingegen erkannten das Wahlergebnis an.

Diesmal tritt Weah als CDC-Vizepräsidentschaftskandidat an. Der ehemalige Diplomat Winston Tubman soll nach dem Willen der Partei neuer Staatschef werden. Die CDC hat ihre Wahlbetrugsvorwürfe von 2005 erneut in Umlauf gebracht. So wurde Johnson-Sirleaf, Präsidentschaftskandidatin der Einheitspartei, in CDC-Wahlkampagnenliedern vorgeworfen, im Kampf um das höchste Staatsamt auf Wahlmanipulation angewiesen zu sein.

Im Wahllokal der Christlichen Vereinigung junger Männer (YMCA) in Zentrum von Monrovia erklärte Emmanuel Kollimealyne von der Gemeindeorganisation 'Community Watch Forum of Liberia' am 11. Oktober, dass es in allen vier Wahllokalen, die er besucht habe, friedlich zugegangen sei. Allerdings bezweifelte er, dass sich die CDC nach einer erneuten Wahlniederlage friedlich verhalten wird. "Auch in diesem Jahr hat sie Gerüchte über Wahlbetrug gestreut und damit - anders als früher - angefangen."

Der erste Wähler, der im YMCA seine Stimme abgab, war Teddy Tubman, der 25-jährige Neffe des CDC-Präsidentschaftskandidaten. "Ich wünsche mir einen friedlichen Verlauf der Wahlen", sagte er. "Es sollte zu keinen Betrügereien kommen." Auf die Frage, wie sich die CDC nach einer möglichen Niederlage verhalten werde, sagte er: "2005 entschloss sich die Opposition dazu, im Interesse der Menschen das Ergebnis anzuerkennen. Wir wollen nicht, dass sich das, was 2005 geschah, wiederholt. Jeder Fall von Wahlbetrug könnte in Gewalt umschlagen."

Politische Beobachter erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Johnson-Sirleaf und Tubman. Möglicherweise muss Anfang November eine Stichwahl durchgeführt werden. Nach Angaben der Nationalen Wahlkommission wird das offizielle Ergebnis des Urnengangs vom 11. Oktober Ende des Monats bekannt gegeben.


Provokationen

Die CDC wird nach Angaben ihrer Vorsitzenden Geraldine Doe-Sheriff eigene Ergebnisse präsentieren. Ein solcher Schritt sei illegal, meinte dazu Yakubu Gowon, Nigerias ehemaliger Staatschef und Leiter der 55-köpfigen internationalen Beobachtermission des 'Carter Center' gegenüber Journalisten.

Winston Tubman gab seine Stimme um 10.30 Uhr Ortszeit in einem Wahllokal in einer High School in Monrovia ab. "Liberianer sind friedliche Menschen. Sie werden an den Urnen tun, was notwendig ist, damit wir zur Normalität zurückkehren ", erklärte er. Auf die Frage, ob er mit einem Sieg rechne, antwortete er: "Sicher, und zwar gleich im ersten Durchgang."

Doch Mother Ainoson, eine 56 Jahre alte Anhängerin von Johnson-Sirleaf, geht davon aus, dass die amtierende Präsidentin im Amt bleiben wird. Betrugsvorwürfe gegen die Staatschefin und deren Einheitspartei wies sie als absurd zurück. "Schauen Sie sich doch nur um. Die Urnen sind gut bewacht. Wer also hätte die Möglichkeit, zu betrügen? Alles verläuft in den richtigen Bahnen." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2011