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AFRIKA/1456: Südafrika - Aufruf der Community Organising Working Group zum Handeln gegen die Fremdenfeindlichkeit (afrika süd)


afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
Nr. 2, März/April 2022

Südafrika

"Wir müssen gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen, bevor sie Leben kostet"


Die Community Organising Working Group (COWG) von Gauteng ist Teil der C-19 People's Coalition, einer von Aktivist:innen getragenen Allianz. Das zivilgesellschaftliche Bündnis bemüht sich während der Corona-Pandemie um Impfgerechtigkeit und ist an der Bereitstellung von Covid-Impfungen in Johannesburg beteiligt. Ihre Arbeit sieht sie allerdings zusehends von der fremdenfeindlichen Gewalt der Operation Dudula behindert, deren Mitglieder eigenmächtig Personen schikanieren, die sich auf Verlangen nicht ausweisen können. In einem am 1. Februar auf Maverick Citizen veröffentlichen Aufruf heißt es u. a.:

"Ungeachtet dessen, dass es eine Vielfalt von Faktoren gibt, die zum Problem der Arbeitslosigkeit beigetragen haben, gibt es eine Gruppe von Menschen, die Ausländer als Ursache für dieses Problem fokussiert. Sie sind fest entschlossen, sie zu verdrängen und durch Südafrikaner zu ersetzen, und zwar nicht nur am Arbeitsplatz (vor allem im Gaststättengewerbe und bei Lkw-Fahrern), sondern auch im Straßenverkauf und Ladenbesitz. Dies wurde als Operation Dudula (was so viel wie 'hinausdrängen' bedeutet) bezeichnet und hat in den letzten Wochen in der Gauteng-Township Soweto und den umliegenden Gebieten an Dynamik gewonnen. ... Die Regierung verleiht diesen Argumenten, dass Ausländer:innen das Problem seien, Glaubwürdigkeit, indem sie noch stärkere Beschränkungen fordert."

Mit Hinweis auf die xenophobe Welle im Jahr 2008, der 62 Menschen zum Opfer fielen, darunter auch Südafrikaner:innen, nur weil sie eine dunklere Hautfarbe hatten, heißt es in dem Aufruf von COWG weiter:

"Diesmal sind wir besonders besorgt, und zwar aus drei Gründen:

1. Die Arbeitslosigkeit ist höher denn je, und die Menschen sind von der Regierung desillusionierter als in der Vergangenheit.

2. Der ANC könnte beschließen, sich auf die Fremdenfeindlichkeit zu konzentrieren, um von seinen internen Problemen abzulenken.

3. Dudula rekrutiert jetzt Menschen für die Mitgliedschaft in der Sektion.

Die südafrikanische Polizei (SAPS) sollte fremdenfeindlicher Einschüchterung und Gewalt Einhalt gebieten, aber wir sehen nicht, dass dies geschieht. Der beste Weg, Fremdenfeindlichkeit zu stoppen, besteht unserer Meinung nach darin, die Kräfte mit Gewerkschaften, NROs und anderen Organisationen zu bündeln. Gegen Fremdenfeindlichkeit müssen unbedingt energische und dringende Maßnahmen ergriffen werden.

Die National Union of Metalworkers of South Africa (Numsa) und die South African Federation of Trade Unions (Saftu) haben sich zu Wort gemeldet und bestreiten die Behauptungen, die dieser fremdenfeindlichen Bewegung zugrunde liegen. Sie sagen, dass die Südafrikaner die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit nicht bei Ausländern suchen können, sondern dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die Regierung richten sollten, da deren Beamte sie im Stich gelassen haben. Dieser Aussage schließen wir uns voll und ganz an.

Die angegriffenen ausländischen Einwanderer sind unsere afrikanischen Brüder und Schwestern. Sie sind unsere Arbeitskollegen und Nachbarn, wir kaufen unsere Lebensmittel bei ihnen und verkaufen ihnen unsere Waren. Als Krankenschwestern und Lehrer sorgen sie für unsere Sicherheit und unterrichten unsere Kinder, und manchmal sind sie auch unsere Angehörigen. Jetzt ist es an der Zeit, gegen Fremdenfeindlichkeit vorzugehen, bevor es zu spät ist und bevor das Morden beginnt."

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Inhaltsverzeichnis afrika süd Nr. 2, März/April 2022

EDITORIAL
VOM UNGESUNDEN MENSCHENVERSTAND
Ein Kommentar von Lothar Berger zur Reaktion auf Russlands Krieg in der Ukraine.

AKTUELL

MOSAMBIK
Ignoranz, Leugnung und Rebellion
Um die komplexen Probleme in Nordmosambik und der Region zu bewältigen, wäre ein neuer und anderer Staat notwendig. Corinna Jentzsch zu den Ursachen des Konflikts in Cabo Delgado.

MOSAMBIK
Gesichtslos?
Die Anführer der bewaffneten Gruppen in Cabo Delgado sind keine Unbekannten, weiß Monika Orlowski.

MOSAMBIK
Credit Suisse in der Bredouille
Nicht nur in Mosambik hat die Schweizer Bank gegen die Regeln verstoßen.

DR KONGO
Goldene Gelegenheit?
Angesichts steigender Nachfrage nach Elektroautos hofft die DR Kongo, von ihrem Rohstoffreichtum zu profitieren. François Misser berichtet.

SÜDAFRIKA
Hetze und Gewalt
Politiker und Parteien schüren das Feuer fremdenfeindlicher Ressentiments in Südafrika. Ein Steilpass für Bürgerwehren, die die Vorlage todernst nehmen, meint Jan Bornman.

SÜDAFRIKA
"Wir müssen gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen, bevor sie Leben kostet"
Aufruf der Community Organising Working Group von Gauteng zum Handeln gegen die Fremdenfeindlichkeit.

SÜDAFRIKA
Erster mRNA-Impfstoff "made in Africa"
Einige Länder Afrikas arbeiten an eigenen Covid-19-Impfstoffen. In Südafrika gibt es bereits konkrete Entwicklungen und Lösungsansätze, die einen Mittelweg zwischen Open-Source und Profit einschlagen. Ein Bericht von Leonie March.

ANGOLA
Was geschah am 30. Januar?
Über ein Jahr nach dem Massaker von Cafunfo sind die Anführer der Sezessionisten verurteilt worden, doch die staatliche Gewalt bleibt unaufgearbeitet. Von Daniel Düster.

MALAWI
Lebensnahes Unterrichten
Umweltbildung im Schulfach "Agriculture" an Sekundarschulen in Malawi im Spannungsfeld von "Indigenous Knowledge" und "Western Science". Von Michael Kretzer.

NAMIBIA
Deutschland und Namibia: zwei Länder mit einer geteilten Geschichte
Ein unveröffentlichter Buchbeitrag von Henning Melber.

JUNGE STIMMEN
Brief aus Kolwezi
Libuseng Rakhomo ist 25 Jahre alt und kommt aus Lesotho. Sie arbeitet für eine südafrikanische NRO in der DR Kongo und erzählt ihre persönlichen Erfahrungen.

SERVICE
REZENSION - IN EIGENER SACHE

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Quelle:
afrika süd - zeitschrift zum südlichen afrika
51. Jahrgang, Nr. 2, März/April 2022, S. 19-25
Herausgeber: informationsstelle südliches afrika e.V. (issa)
Königswinterer Straße 116, 53227 Bonn
Tel.: 0228 / 46 43 69, Fax: 0228 / 46 81 77
E-Mail: info@issa-bonn.org
Internet: www.issa-bonn.org
 
"afrika süd" erscheint mit 6 Heften im Jahr
Jahresabonnement Euro 40,-

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 13. August 2022

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