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ASIEN/645: Pakistan - Internationaler Währungsfonds gewährt keine Schuldenerleichterung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. September 2010

Pakistan: IWF gewährt keine Schuldenerleichterung - NGOs monieren harte Konditionen

Von Matthew Berger


Washington, 3. September (IPS) - Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kritisieren den Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Aufrechterhaltung harter Kreditkonditionen gegenüber Pakistan. Der Fonds will dem von einer Flutkatastrophe heimgesuchten Land zwar schnelle Hilfe in Höhe von 450 Millionen US-Dollar leisten, Änderungen an den Modalitäten um einen Kredit von 2008 aber nicht vornehmen.

Dieses ältere Darlehen beläuft sich auf 1,66 Milliarden Dollar und schreibt fiskalische und makroökonomische Verbesserungen vor, darunter die Bekämpfung der Inflation. Die Teuerungsrate aber belief sich bereits im März auf 13 Prozent und könnte nach Schätzungen aus Islamabad infolge der Überschwemmungskatastrophe weiter bis auf 20 Prozent steigen. Diese Entwicklung hatte der IWF schon im Juni angeprangert.


Business as usual trotz Notlage

"Pakistan kann seine Schulden in der jetzigen Situation unmöglich so bedienen, wie ursprünglich vereinbart", sagt Elizabeth Stuart von Oxfam. Das Land benötige alle Ressourcen für die Flutopfer und den Wiederaufbau, gebe derzeit aber ein Drittel seines Haushalts für die Bedienung seiner Schulden aus.

Auch die Entschuldungsinitiative 'Jubilee' gehört zu den IWF-Kritikern. Sie betont, dass der Schuldenabbau in Pakistan schon vor der Flutkatastrophe das Dreifache der Gelder für Gesundheit verschlang. Selbst unter dem Eindruck der größten Not werde Pakistan weiter in die Schuldenfalle getrieben. Das sei unverantwortlich und werde die Armut verschärfen, heißt es in einer Erklärung von Jubilee-Direktor Nick Dearden.

Stuart und Dearden verweisen auch auf den unterschiedlichen Umgang der großen Geldgeber mit Haiti, das im Januar Opfer eines verheerenden Erdbebens wurde. Haiti, vom IWF anders als Pakistan als Armutsland eingestuft, kam im Juli in den Genuss eines Schuldenerlasses. Es reagierte nicht nur der IWF. Auch andere multilaterale und bilaterale Geldgeber wie die Interamerikanische Entwicklungsbank (IaDB) und die USA zogen mit.


Schlechter dran als Haiti

Pakistan hat jetzt wesentlich mehr Opfer zu beklagen als Haiti: Über 17,2 Millionen Menschen sollen durch die Flutkatastrophe ihre Häuser oder Lebensgrundlage verloren haben, 1.600 Menschen starben. Diese besondere Situation verlangt nach Auffassung von Stuart und Dearden auch eine besondere Antwort. Offenbar fehlt dazu aber der politische Wille beim IWF und seinen Hauptanteilseignern.

"Sie allein können die Regeln ändern", unterstreicht Stuart. Noch verhindere der pakistanische Status eine bevorzugte Behandlung, wie Haiti sie genossen hat. Pakistan sei nicht auf weitere Kredite angewiesen, sondern auf Zuschüsse.

Aus anderen Quellen erhält Pakistan derweil Nothilfe zu weichen Konditionen. So hat die Weltbank einen zinsfreien Kredit über eine Milliarde Dollar zugesagt, die Asiatische Entwicklungsbank (AsDB) weitere zwei Milliarden Dollar. (Ende/IPS/hn/2010)


Links:
http://www.oxfam.org
http://www.imf.org/external/np/sec/pr/2010/pr10326.htm
http://www.jubileeusa.org/press/press-item/article/new-debt-for-disaster-for-pakistan.html?tx_ttnews[backPid]=170&cHash=02e62f133f
http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/NEWS/0,,contentMDK:22691198~pagePK:64257043~piPK:437376~theSitePK:4607,00.html
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52706

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2010